Itchy Poopzkid, das sind Daniel, Sibbi und Tobi aus Eislingen als der Fils, sie gelten mit ihrem neuen Album „Heart to Believe“ als eine der aufstrebendsten Punkbands in Deutschland. Am 04.01.2006 sind die Jungs im EO Mannheim bei „DASDING Netzparade on stage“ zu sehen. regioctive.de sprach mit Daniel über 2005 und die Zukunft ...

{image}Itchy Poopzkid, das sind Daniel, Sibbi und Tobi aus Eislingen an der Fils, sie gelten als eine der aufstrebendsten Punkbands in Deutschland. Wer die Drei schon mal live gesehen hat, weiß was Masse ist: Wirbelnde Action auf der Bühne, zwischen den Songs gekonntes Trash-Talk-Entertainment. Im Jahr 2005 waren die Drei unter anderem als Support der Emil Bulls bei der „Southern-Comfort“ Tour dabei und haben ihr offizielles Debutalbum „Heart To Believe“ bei „Where Are My Records“ (Sublabel von Sony / BMG) veröffentlicht. Am 04.01.2006 sind die Jungs im EO Mannheim bei „DASDING Netzparade on stage“ zu sehen. Wir haben vorab mit Daniel vor allem über das Jahr 2005 und die Zukunft gesprochen…

ra: Ihr habt ja ein ereignisreiches Jahr hinter Euch. Habt ihr die Weihnachts- und Gigpause genossen oder zieht es Euch schon wieder auf die Bühne?

Daniel: Wir hatten jetzt das ganze Jahr über viele Auftritte, waren ständig unterwegs, auch weil unser neues Album (Heart To Believe) raus gekommen ist und hatten auch direkt am 23.12. noch ein Konzert. Wir haben dann über Weihnachten mal ein bisschen ruhiger gemacht. Jetzt freuen wir uns schon wieder auf den Gig in Mannheim und die weiteren Konzerte, die dann noch kommen.

ra: Also hat die Pause nach so einem ereingisreichen Jahr schon richtig gut getan?

Daniel: Das ist wie wenn man nach einer langen Tour mal wieder nach Hause kommt, da freut man sich natürlich auch, aber das hält bei uns nie lange an und meistens wollen wir spätestens nach einer Woche wieder los weil es uns sonst zu langweilig wird.

ra: Kommen wir auf euer Album zu sprechen: Die Platte „Heart To Believe“ wurde dieses Jahr bei dem Label „Where Are My Records“ veröffentlicht (Sublabel von Sony /BMG). Ich kenne Euch schon ein bisschen länger, ihr seid ja seit 2002/2003 stetig am Touren. Was hat sich durch die Veröffentlichung konkret für Euch verändert?

Daniel: Das Entscheidende ist, dass das Album wirklich in allen Läden erhältlich ist. Unsere bisherigen CD’s haben wir nur über die Homepage und auf Konzerten verkauft. Durch den Plattendeal steht die CD wirklich in jedem Laden in ganz Deutschland. Als wir das Album aufgenommen haben, hatten wir allerdings noch keinen Plattenvertrag. D.h. wir haben alles selbst finanziert und uns dafür total verschuldet. Deshalb sind wir natürlich sehr froh, dass wir im Nachhinein den Plattenvertrag bekommen haben und das dann praktisch abbezahlt haben.

ra: Also ihr musstet das Material ganz schön lange zurückhalten?

Daniel: Ja, es ist schon fast ein Jahr her, seit wir das Material aufgenommen haben. Wir waren bis März insgesamt drei Monate im Studio, danach wurde noch gemischt. Dadurch, dass jetzt eben eine Plattenfirma mit drin ist, haben wir auch eine Promo-Agentur, die sich darum kümmert, dass wir in ein paar Magazinen Artikel bekommen haben, ein paar Mal im Radio gelaufen sind – also schon ganz gut.

{image}ra: Aber es war dann sicherlich schwer für Euch, so lange mit der Veröffentlichung zu warten – ihr habt das Album ja erst im Oktober veröffentlicht…

Daniel: Ja das ist richtig. Wir haben die Mix-Aufnahmen sofort verschickt an alle möglichen Plattenfirmen. Die Reaktionen waren immer ziemlich ähnlich. Die Plattenfirmen fanden das Material gut, waren sich aber wegen der momentan schwierigen Konjunkturlage nicht sicher, ob sie noch eine Band dazunehmen können. Wir hatten dann teilweise echt schon so die Schnauze voll und haben gesagt wir warten noch zwei Wochen dann hauen wir es eben wieder selber raus, aber dann hat das zum Glück doch noch geklappt. Aber es stimmt schon: man macht sich ja selber so einen Druck mit neuem Material und denkt man kann nicht so lange warten mit der Veröffentlichung – wenn auf einmal 4 Monate vergangen sind, seit dem man die Platte aufgenommen hat.

ra: Könnt ihr eigentlich allein von der Musik leben oder was macht ihr noch nebenbei um Euch über Wasser zu halten?

Daniel: Wir machen wirklich nichts anderes im Moment. Von uns hat keiner eine Ausbildung nach der Schule angefangen. Wir können uns mittlerweile mehr schlecht als recht über Wasser halten. Wenn das Geld halt mal knapp wird, nehmen wir auch mal Teilzeitjobs an oder so um wieder in den schwarzen Bereich zu kommen.

ra: Hättet ihr Euch vom Plattendeal mehr versprochen?

Daniel: Also, das müssen wir schon realistisch sehen. Wieso sollten auf einmal von heute auf morgen 10.000 Leute unsere Platte kaufen? Es war auf jeden Fall ein großer Schritt nach vorne, wir haben in sehr kurzer Zeit mehr Platten verkauft als zuvor. Auch mit der Promo-Sache sind wir sehr zufrieden. Wir sind gespannt, was mit einem folgenden Album passieren wird…

ra: Auf Eurer Homepage bietet ihr ja das Video zum Opener der Platte „Say No“ an. Wie steht es da mit Ausstrahlungsmöglichkeiten?

Daniel: Das Problem bei MTV oder VIVA ist, dass wir keine Single draußen haben und die das deswegen wohl nicht machen. MTV hatte zwar Interesse aber daraus ist leider nichts geworden. Wir haben das Video übrigens selbst mit Handkameras auf Tour gefilmt und dann wurde es professionell geschnitten. Es lief jetzt mal auf dem Hessischen Rundfunk, WDR und in einem österreichischen Sender, aber halt eher so kleinere Sachen. Schauen wir mal, bei einem neuen Album, wenn es dann vielleicht eine Single gibt und wir ein richtiges Video haben.

ra: Das Video wurde immerhin auf der internationalen Punkrockseite schlechthin (punkrockvids) präsentiert. Hat das nicht viel gebracht?

Daniel: Das war schon gut. Wir waren die erste deutsche Band die da drauf gekommen ist, was uns natürlich sehr gefreut hat. Sogar Bands wie die „Donots“ sind dort abgelehnt worden. Auf alle Fälle konnten wir viel mehr Klicks und Downloads uaf unserer Seite feststellen. Ob es uns zum jetzigen Zeitpunkt schon so viel bringt, wenn uns ein paar Amerikaner gut finden, weiß ich nicht. Aber insgesamt auf alle Fälle eine gute Sache.

{image}ra: Ihr wart ja dieses Jahr mit den Emil Bulls auf Tour, als Support zur „Southern Comfort“ CD. Ich hab da in den alten Gigberichten aus dem Jahr 2003 zufällig gesehen, dass ihr Euch im Jahr 2003 nicht so positiv nach einem Auftritt beim Hippodrome Festival über die Bulls geäußert habt, jetzt klingt das anders. Hat da der erste Eindruck getäuscht?

Daniel: Als wir damals dort mit den Emil Bulls gespielt haben, hatten sie einen sehr arroganten Eindruck gemacht, waren auf der Bühne ziemlich pissig und haben dann noch den Backstageraum total versifft und verwüstet und sind dann irgendwann abgehauen. Wir dachten uns damals „was für Arschlöcher“ und hatten deshalb auch ein wenig Bedenken wegen der Tour. Wir haben die dann aber mittlerweile besser kennen gelernt. Die Tour war dann einfach nur Wahnsinn. Wir waren zu sechzehnt in einem Nightliner unterwegs und waren uns zum Schluss in den Armen gelegen und haben fast geheult, dass wir nicht mehr weiterfahren können. Das war wirklich sehr sehr gut und die waren sehr nett, haben uns alles machen lassen.

ra: War die Tour mit den Bulls für euch bisher der Höhepunkt?

Daniel: Also für mich war die Tour ein tolles Erlebnis. Vor allem das erste Mal mit einem Nightliner unterwegs sein, war echt unglaublich. Jeden Tag eine gute Show zu haben, immer gutes Publikum - das war echt super.

ra: Euer Erfolg wird immer eng mit dem Emergenza verbunden. Seit dem Einzug ins Europafinale 2002 geht’s für Euch ja stetig bergauf. Wann war für Euch so der entscheidende Punkt an dem ihr gesagt habt, wir setzen jetzt alles auf eine Karte und versuchen mit der Musik unser Leben zu bestreiten?

Daniel: Das war auf jeden Fall nach dem Emergenza Finale und hatte nicht unbedingt direkt damit zu tun. Es kam halt irgendwann der Punkt an dem Sibbi und ich unser Abi fertig hatten und Tobi seinen Realschulabschluss und wir uns entscheiden mussten, was wir machen – Ausbildung oder studieren. Wir haben immer von sehr vielen Bands mitbekommen, dass es immer schwierig wird, wenn einer ein Studium anfängt, dann weniger Zeit für die Band hat, keine Zeit zum Proben und vielleicht Konzerte absagen muss. So was wollten wir eben nicht und dann haben wir uns entschieden, dass wir alle nichts anderes machen, alles auf eine Karte setzen und uns notfalls anders über Wasser halten. Ob das dann ne gute Entscheidung war, sag ich Dir dann in 10 Jahren.

ra: Auf jeden Fall eine sehr mutige Entscheidung, vor der man echt Respekt haben muss…

Daniel: Das stimmt schon.

ra: In Deutschland, Österreich und der Schweiz kennt man euch, wenn man sich ein bisschen in der Szene auskennt, ja schon ziemlich gut. Wie sieht das in anderen Ländern aus?

Daniel: Ja, Deutschland, Österreich und Schweiz, da läuft es ganz gut, ansonsten konnten wir uns noch nicht großartig drum kümmern. Ich hab vor kurzem mitbekommen, dass in Tschechien ein Mädchen eine gefälschte CD von uns für einen Euro gekauft hat. Aber wir haben in nächster Zeit auch vor ein bisschen mehr ins Ausland zu gehen. Wenn alles klappt – aber das ist noch überhaupt nicht spruchreif – wollen wir nach Spanien für ein paar Konzerte, im Sommer vielleicht ein Festival in Belgien.

ra: Auf Eurer Homepage hab ich auch gesehen, dass ihr gerade Last Christmas von Wham! neu interpretiert habt und zum kostenlosen Download anbietet. Wie kam es zu der Geschichte?

Daniel: Das ging von dem Berliner Radio-Sender Radio-Fritz aus. Die haben eine Aktion gestartet, bei der 24 Bands an den Adventstagen das Lied covern sollten. Wir haben das Lied an einem Tag im Studio aufgenommen. Das war mehr so eine Spaßaktion. Wir haben uns überlegt, was wir aus dem Lied so machen können und es hört sich ja zum Glück nicht so an wie das Original. Das Lied lief dann ein paar Mal auf Radio-Fritz und auch auf anderen Berliner Sendern.

ra: Ich werde Euch dann am 04.01. in Mannheim im EO bei der DASDING Netzparade on stage (bei der die Itchys mit ihrem Song „Say No“ vertreten sind“) sehen. Ich bin echt gespannt, da ich Euch das letzte Mal vor zwei Jahren gesehen habe. Was darf man 2006 von Euch erwarten, was habt ihr geplant?

Daniel: Ich hoffe, dass es so weiter geht wie bisher. Wichtig ist für uns halt immer, dass es nach vorne geht. Wenn wir irgendwann mal stagnieren, dann wären wir wirklich unzufrieden. Dann würden wir wirklich Bammel kriegen. Bisher geht’s stetig bergauf. Wir wollen jetzt erstmal im ganzen Frühjahr so viele Konzerte wie möglich spielen und dann im Sommer gute Festivals kriegen und dann im Herbst / Winter an die Aufnahmen fürs neue Album gehen.

ra: Gut, dann möchte ich mich für das Interview bedanken und wünsch Euch natürlich einen guten Rutsch! Wir sehen uns am 04.01.

Daniel: Danke, hat Spaß gemacht. Machs gut.

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