Eindrücke vom Stand Up Pfestival 2010

Eindrücke vom Stand Up Pfestival 2010

Die Stand Up Initiative setzt sich für Menschen mit Querschnittlähmung ein, berät sie und leistet aktive Hilfe. Dabei trifft Hamoun Kamai das gleiche Schicksal: Seit einem Autounfall im Jahre 2004 sitzt er im Rollstuhl. 2009 hat er das Stand Up Pfestival ins Leben gerufen, mittlerweile eine der größten Benefizveranstaltungen in Deutschland. Sein Engagement und die Leidenschaft für Musik zahlen sich aus - wir haben mit Hamoun ein kurzes Interview geführt.

{image}regioactive.de: Welche persönlichen Erfahrungen gaben für dich den Ausschlag, 2006 die Stand Up Initiative zu gründen?
Hamoun Kamai: Als ich im Oktober 2004 nach einem langen Schlaf aufwachte, musste ich natürlich erstmal alles verarbeiten. Als mir meine Situation immer klarer wurde, habe ich gemerkt, dass vieles nicht passte – mangelnde Aufklärung der Ärzte, Probleme mit Krankenkassen, Hoffnungslosigkeit von vielen Betroffenen – dies sind einige der Dinge, die mich sehr gestört haben. Als ich dann aus dem Krankenhaus entlassen wurde und mich im neuen Leben eingelebt hatte, rief ich gemeinsam mit Betroffenen und Angehörigen die Stand Up Initiative für Menschen mit Querschnittlähmung ins Leben.

{image}Was sind bis heute die Hauptziele dieser Organisation?

Hamoun Kamai: Wir machen das Thema in der Öffentlichkeit sichtbar, bringen Behinderte und Nicht-Behinderte zusammen, beraten Betroffene, leisten Aufklärungsarbeit und bieten unbürokratische Direkthilfe. Langfristiges Ziel der Initiative ist es, aussichtsreiche wissenschaftliche Forschungen in diesem Bereich zu fördern.

2009 wurde das erste Stand Up Pfestival veranstaltet, dieses Jahr folgt nun die dritte Ausgabe. Wie kam es zu der Idee, ein Benefizfestival zu veranstalten?

Hamoun Kamai: Vor meinem Unfall habe ich mit großer Leidenschaft an vielen Musikprojekten mitgewirkt und habe selbst einen sehr großen Bezug zur Musik. Und: Miteinander zu leben, das heißt manchmal auch ganz einfach miteinander zu feiern! Und was kann Menschen besser zusammenbringen als die Musik. Über 10.000 Besucher waren im Juni 2009 dabei. Das Line-Up hatte doppelt so viele Zuschauer angezogen wie ursprünglich geplant – die Innenstadt in Pforzheim wurde zur gigantischen Bühne für den guten Zweck – es war uns natürlich sofort klar, dieses Festival geht in Serie!

Ein großes und jährliches Festival zu veranstalten erfordert Zusammenarbeit mit vielen Partnern. Wer sind die größten Unterstützer und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der Stadt?

{image}Hamoun Kamai: Natürlich könnten wir dieses – kostenfreie – Festival niemals ohne die großartige Unterstützung vieler freiwilligen Helfer durchführen, die uns tagelang ehrenamtlich und verantwortungsbewusst zur Seite stehen. Ebenso ist es enorm wichtig, langjährige und treue Sponsoren zu haben, die ebenfalls an die gute Sache glauben und Jahr für Jahr ihren Beitrag leisten, damit das Festival weiterhin kostenfrei stattfinden kann – dieses Jahr sind die Landesregierung Baden-Württemberg und der Jugendfonds Pforzheim die Hauptsponsoren. Die Stadtverwaltung unterstützt die Initiative und das Festival bereits seit der Gründung. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an alle Unterstützer.

Auf der Bühne wird's am 11. Juni alles geben – vom Newcomer bis zum DSDS-Superstar. Hast du selbst einen Favoriten, was wird dein persönliches Highlight? Was versprichst du dir insgesamt vom diesjährigen Festival?

Hamoun Kamai: Ich finde unsere Künstler sind alle großartig und sehr talentiert. Da ich parallel zum Bühnenprogramm zeitlich sehr eingespannt bin, schaffe ich es leider nicht alle Auftritte zu sehen. Aber das Feedback der Besucher – was eindeutig unüberhörbar ist – bestätigt einmal mehr, dass auf unserer Bühne richtig gerockt wird. Ich verspreche mir für dieses Jahr auf jeden Fall noch mehr Besucher...

FBOD haben das Voting über regioactive.de gewonnen und spielen vor den Headlinern Manuellsen, Merzahd Marashi und Thomas Godoj. Was gefällt dir besonders an der Band?

Hamoun Kamai: Als wir das Voting gestartet haben, hatten wir versprochen einen sehr guten Slot anzubieten. Dies haben wir natürlich eingehalten! Ich finde die Jungs von FBOD machen richtig gute Musik und passen zudem sehr gut in unser Event-Konzept.

Der Eintritt ist frei, ihr finanziert euch über die Gastronomie. Gibt es schon konkrete Pläne, wofür ihr die Mehreinnahmen einsetzen wollt?

{image}Hamoun Kamai: Das Festival finanziert sich überwiegend durch Sponsoring und mittelfristiges Ziel ist es, die komplette Veranstaltung durch unsere Sponsoren zu finanzieren, sodass sie Gastro-Einnahmen ausschließlich für karitative Projekte zur Verfügung stehen. Letztes Jahr unterstützten wir eine Schule für körperbehinderte Kinder. In diesem Jahr gibt es einige Projekte, die sehr förderungswürdig sind. Je nachdem wie die Ertragssituation ist, werden wir uns für ein oder mehrere Projekte entscheiden. Definitiv können wir das erst nach dem Festival mitteilen.

Vielen Dank für dieses Interview.

 

 

Weitere Informationen über die Stand Up Initiative gibt es auf deren Homepage.

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