Toro Y Moi (live in Heidelberg, 2011)

Toro Y Moi (live in Heidelberg, 2011) © René Peschel

Der gemeinsame Auftritt von Toro Y Moi und Bodi Bill in Heidelberg hätte eigentlich ein Konzert auf Augenhöhe sein müssen, denn beide Bands konnten die Kritiker überzeugen. Live zeigte sich aber, dass es doch nur einen "Sieger" geben konnte. Toro Y Moi wurde so entspannt, dass es am Ende schlichtweg langweilig wurde. Bodi Bill hatten daraufhin die Aufgabe, den Abend noch zu retten. Sie enttäuschten nicht.

{image}Toro Y Moi, das ist Chazwick Bundick. Bisher hat der Musiker aus Columbia in South Carolina zwei Alben veröffentlicht. Causers of This erschien im Januar 2010, der Nachfolger Underneath The Pine sollte noch im gleichen Jahr erscheinen. Aber erst im Februar 2011 erblickte der Zweitling das Licht der Welt, Bundick hatte den Abgabetermin um zwei Wochen verpasst. Vielleicht, weil er auf Underneath The Pine einfach nicht genug Italodisco untergebracht bekam. Oder Gesang, der nach Animal Collective und/oder den Beach Boys klingt und mit viel Hall versehen wurde. Auf Konserve kann sich das noch hören lassen, wenn auch nach dem dritten Mal nur noch als Hintergrundmusik beim Abwaschen oder Aufräumen.

Live hingegen, auf ein einstündiges Konzert gezogen, wurde es langweilig. Sehr langweilig. Denn Chazwick Bundick, auf der Bühne durch Bassist, Gitarrist und Schlagzeuger verstärkt, konnte keine Spannung in seinen Songs erzeugen. Alles plätscherte dahin und klang leider auch immer wieder gleich. Viel zu oft erinnerte das Keyboard, das bei Toro Y Moi leider nur eine einzige Einstellung kennt, an die Musik aus Captain Future (in der deutschen Ausgabe). Der Aufbau der Songs rief andauernd Erinnerungen an die Filmmusik der glorreichen Prügelfilme von Bud Spencer und Terence Hill wach. Vielleicht war das auch Bundicks Absicht? Schade eigentlich, denn mit einem nur halb so langen Set hätte Toro Y Moi überzeugen können. Weniger ist manchmal mehr.

{image}Bodi Bill hingegen hätten gerne noch länger spielen können. Die drei Berliner, die im März ihr drittes Album What? veröffentlichten, sind auch keine Verwandlungskünstler. Die Songs auf What? klingen oft ähnlich und hätten das gleiche Schicksal wie die Musik von Toro Y Moi ereilen können — wäre da nicht das gewisse Etwas, das sich live zeigte. Denn hier veränderten Bodi Bill ihre Musik und verwandelten den Saal des Karlstorbahnhofs in einen Club. Die Elektroelemente traten hervor und ließen andere wie Geigen oder Klavier hinter sich zurück. Letztere sind auf Platte noch stark vertreten, auf der Bühne mussten sie einen Gang zurückschalten. Dies wurde nicht durch radikale Umdeutungen der Songs erreicht, sondern durch Ausweitung: Jeder Song schien zehn Minuten länger zu sein als zuvor auf What? gehört.

Hinzu kam eine schräge und zusammenhanglose Bühnenshow sowie Visuals auf Fernsehern und Leinwand, die auch eher selten etwas mit der Musik zu tun hatten. Wer das sah und hörte, verstand warum Bodi Bill vier aufeinanderfolgende und trotzdem ausverkaufte Konzerte im Berliner Lido schmeißen konnten. Am Ende wunderte sich auch niemand, dass 1 Uhr nachts bereits längst vorbei war. Unter der Woche – das Konzert fand an einem Dienstag statt – im eher beschaulichen Heidelberg doch eine Seltenheit. Trotzdem mochte niemand so richtig gehen. Bodi Bill hatten überzeugt.

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