The Coral (live in der Batschkapp, Frankfurt 2011)
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The Coral (live in der Batschkapp, Frankfurt 2011) Foto: Jan Wölfer © regioactive.de

The Coral haben sich gewandelt. Die Band aus Liverpool hat den verspielten 60s-Sound ihrer frühen Alben und Singles gegen einen geradlinigeren Rocksound eingetauscht. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Band ihre Songs exzessiv ausbreitet und sich in endlosen Jams verliert. Bei ihrem Auftritt in der Frankfurter Batschkapp begeistern The Coral ihre Fans mit einer Auswahl ihrer besten Songs in mitreißenden Arrangements.

{image}Abgesehen von dem ohrenschädigenden Jam North Parade zum Abschluss des Konzerts und dem lethargischen Opener Goodbye bleiben The Coral bei ihrem Auftritt in Frankfurt stets auf das Wesentliche fokussiert: ihre exzellenten Songs. Zur Freude der Zuschauer und insbesondere ihrer aus England angereisten Fans, die den ganzen Abend verwegen vor der Bühne tanzen, spielen The Coral ein Greatest Hits-Set mit den emphatisch geforderten "old songs". Und wer wollte leugnen, dass sich darunter einige "massive tunes" wie Dreaming Of You, I Remember When, Spanish Main oder Simon Diamond (alle von ihrem ersten Album) sowie Pass It On oder Bill McCai (von Magic & Medicine) befinden?

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Auf der Strecke ist allerdings die stilistische Vielfalt ihrer frühen Alben geblieben, bluesige und psychedelische Elemente treten zu Gunsten des druckvollen, aber gleichzeitig eleganten und differenzierten Rocksounds zurück. Mit anderen Worten: Hier spielt keine Band, die nur laut sein will, die nur die Zuschauer ins Nirwana blasten will, The Coral überzeugen gleichermaßen durch Leidenschaft und Methode. Sie verfügen weder über einen besonders charismatischen Frontmann (James Skelly scheint eher ein scheuer Zeitgenosse zu sein, wenn er nicht gerade singt, denn Ansagen an das Publikum schätzt er schon gar nicht) noch besitzen sie – im Gegensatz zu ihren Hardcore-Fans – sonstige Showqualitäten. Selten hat man jedoch eine so ausgeglichene, in sich ruhende Band erlebt, die sich auf der Bühne als exzellent harmonierende Einheit präsentiert. Damit korrespondiert der ausgewogene, differenzierte Sound in der gut gefüllten Batschkapp, der die Klasse ihrer Lieder hervorhebt.

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Als nach exakt (!) einer Stunde das reguläre Set vorüber ist, beschleicht den Beobachter der Gedanke, dass die Band nicht nur ihre Auftritte akribisch plant. Was im Konzert ein Vorteil ist, weil dadurch das chaotische Potential eines Auftrittes reduziert wird, wirkt sich auf den letzten Studioalben in Form einer übermäßigen Glättung ihres eigentlich dynamischen Bandsounds aus. Vielleicht würde The Coral ein Produzent mit mehr Mut zum Risiko gut anstehen. Das begeisternde Konzert in der Batschkapp könnte dabei als Richtschnur dienen.

Setlist:

Goodbye | 1000 Years | She's Coming Around | Jaqueline | She Rides | Simon Diamond | Pass It On | Roving Jewel | Butterfly House | Walking In The Winter | In The Rain | Spanish Main | Who's Gonna Find Me | Bill McCai | I Remember When | Rebecca You

Zugabe: Ticket To Ride | Dreaming Of You | North Parade (Jam)

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