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Linkin Park (live in Frankfurt 2010) © Achim Casper

Mit nahezu 50 Millionen verkauften Tonträgern und einer Rekordzahl ausverkaufter Konzerte haben sich Linkin Park eine absolute Ausnahmestellung erobert. Auf ihrer jüngsten Tour präsentierten sie das frische Material des neuen Studioalbums "A Thousand Suns" – und natürlich auch ihre größten Hits. Die ausverkaufte Festhalle in Frankfurt war am 2. November der letzte Stopp der Deutschlandtour durch fünf Städte. 12500 Fans feierten in der hessischen Metropole einen ausgelassenen und lauten Konzertabend.

{image}Die katastrophale Parkplatzsituation führte zunächst dazu, dass bestimmt ein Drittel des Publikums zu spät zur Vorband The Futureheads eintraf, unter anderem auch der leidgeprüfte Redakteur. Doch das war nicht weiter schlimm, denn die britische Indie-Rock-Band rund um Sänger Barry Hyde verursachte nicht gerade Begeisterungsstürme im Publikum. Kaum einer kannte ihre Songs und die schlechte Abmischung des Vorprogramms war der Stimmung weiter abträglich. So freuten sich die oberen Ränge der Festhalle über ihre Sitzplätze, während im vollgestopften Hauptsaal schon jetzt nicht einmal ein Sterbender mehr einen Platz zum Umfallen gefunden hätte.

{image}Pünktlich um 21 Uhr war das Nickerchen vorbei und Linkin Park betraten endlich die Bühne. Begleitet von einer grobkörnigen, düsteren Videowand wurde The Requiem eingespielt, das Intro des aktuellen Albums A Thousand Suns. Die neue Scheibe handelt von der Gefahr eines weltweiten nuklearen Vernichtungskrieges und so waren Videozitate von Robert Oppenheimer, dem Vater der Atombombe, und Martin Luther King an der Tagesordnung: "There"s no justice in war." Darauf folgte eine extensive Rap-Einlage von Mike Shinoda in Form des ebenfalls neuen Wretches and Kings, unterstützt von Chester Bennington. Doch erst der Linkin Park-Klassiker Papercut vom ersten Album Hybrid Theory und danach Given Up vom dritten Album Minutes To Midnight brachten die Fans so richtig in Fahrt. Gebremst wurden sie dann direkt wieder durch die radiotaugliche Ballade New Divide. Dies zog sich genau so weiter durch den ganzen Auftritt: Die neue musikalische Ausrichtung kommt bei den Fans offensichtlich einfach nicht so gut an. Nachdem Minutes To Midnight bereits softere Pfade einschlug, weist A Thousand Suns so gut wie gar keine Ähnlichkeiten mehr mit den Linkin Park-Stücken der ersten Stunde auf. Chesters früher zutiefst emotionaler Schreigesang, der mit purer Wut vom Leben gepeinigten Zuhörern oft genug aus der Seele gesprochen hat, wurde zugunsten von bedeutungsschwangeren Tonansammlungen und kommerztauglichem Dudel-Crossover so weit zurückgefahren, dass er kaum noch wahrgenommen werden kann.

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Bei Faint verspürten sicher viele den Drang zu springen und zu pogen, doch leider war dies schon im Voraus von den Veranstaltern aus Sicherheitsgründen untersagt worden. So verkam der "last day in Germany" trotz der exzellenten Hallenakustik und Chesters eifriger Liebesbekundungen ("We fucking love you, Frankfurt!") zu einer eher gemäßigten Veranstaltung mit Kopfwackeln, Mitsingen und Armbeugen. Auch die Band selbst schien nicht allzu motiviert: Die Sänger Mike Shinoda und Chester Bennington waren mehr am Schreiten als am Rennen, Lead-Gitarrist Brad Delson klimperte gemütlich auf seiner Gitarre und DJ Joseph Hahn drückte eifrig ein paar Knöpfchen. Nur Schlagzeuger Rob Bourdon trommelte was das Zeug hielt und kam als einziges Bandmitglied richtig ins Schwitzen. So warteten die weiblichen Fans diesmal vergeblich darauf, dass Chester sein Shirt auszieht. Immer wieder wechselten sich "typische" Linkin Park-Songs wie No More Sorrow und Numb mit dem "neuen Kram" wie Empty Spaces und When They Come For Me ab. Der Höhepunkt des Abends kam im letzten Drittel: Bei Breaking The Habit sang Bennington den Refrain a capella und ließ sich von den begeisterten Fans dabei unterstützen. Direkt im Anschluss folgte die als Single-Auskopplung ehemals extrem erfolgreiche Schnulze Shadow Of The Day und mit Crawling und One Step Closer durfte Chester endlich wieder das ganze Potential seiner für diesen schmalen Körper unglaublich belastbaren Stimmbänder ausschöpfen.

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Fallout markierte den Ausklang der offiziellen Spielzeit. In der Zugabe wurden schließlich noch die aktuelle Single The Catalyst sowie The Messenger neben den alten Hits In The End und What I"ve Done aufgefahren. Den Abschluss bildete Bleed It Out mit einigen liebevollen Feinheiten: Beim Meet&Greet zwischen dem Fanclub Linkin Park Underground und der Band wurde Reading My Eyes gefordert und so rappte Mike die erste Strophe hiervon anstelle des regulären Intros. Zudem sang Chester den Refrain von Burning In The Skies während der Bridge. Durch solche kleinen Geschenke wird offensichtlich, wie wichtig der Band ihre Fans immer noch sind. Nun bleibt nur noch zu wünschen, dass Linkin Park nach der momentanen Experimentierzeit irgendwann wieder zu ihren Wurzeln zurückfinden.

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Setliste: The Requiem – Wretches and Kings – Papercut – Given Up – New Divide – Faint – Empty Spaces – When They Come For Me – No More Sorrow – Jornada Del Muerto – Waiting For The End – Wisdom, Justice & Love – Iridescent – Numb – The Radiance – Breaking The Habit – Shadow Of The Day – Crawling – One Step Closer – Fallout – The Catalyst – The Messenger – In The End – What I"ve Done – Bleed It Out

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