Murder By Death

Murder By Death © Vagrant

Wahrscheinlich ist jeder, der zum ersten Mal von Murder By Death hört, zuerst verwundert. Der Name erinnert an eine Metalband, man wird jedoch schnell eines Besseren belehrt: Er rührt vom gleichnamigen Film her, in Deutschland besser bekannt als "Eine Leiche zum Dessert", der Klassiker des Kriminalromans parodierte.

{image}"Die Idee dahinter war, einen Namen zu haben, der im ersten Moment düster klingt, aber lustig ist, wenn man darüber nachdenkt", bemerkte Sänger Adam Turla einmal in einem Interview. Die Musik der Band ist hingegen keine leichte Kost. Besonders die dunklen Seiten des Wilden Westens sind oft Themen für ihre Songs; die Romantik dieser Gegend und Zeit hat es ihnen angetan. Aber auch die Religion spielt immer wieder eine wichtige Rolle im Klangkosmos von Murder By Death, schließlich "illustriert sie die Ängste und Hoffnungen der Menschen", so Turla. Dass der Hörer aber keinen Country auf die Ohren bekommt, davon sprechen schon die wenigen musikalischen Vorbilder, die die Band überhaupt nennen möchte: Tom Waits, Nick Cave und Johnny Cash. Auf die Idee, Konzeptalben zu schreiben, kam Adam Turla ausgerechnet durch David Bowies Figur Ziggy Stardust. Bei Murder By Death kam so am Ende Westernmusik heraus, die sehr ursprünglich und europäisch klingt.

{image}Die Idee des roten Fadens setzten sie das erste Mal auf ihrem zweiten Album Who Will Survive, And What Will Be Left Of Them? ein. Es erzählt die Geschichte einer Kleinstadt im amerikanischen Nirgendwo, in dessen Bar der Teufel in den Rücken geschossen wird. Auf dem dritten Album In Bocca Al Lupa wird es schon komplexer: Sünden und Sünder bilden einen losen thematischen Rahmen um das Songmaterial. Ihr vorletztes Werk Red Of Tooth And Claw war zu Beginn eine Reflektion über Rache, stellte sich dann aber, als die Fans den Kontext erkannten, als Vorgeschichte zu Who Will Survive… heraus. Zum aktuellen Album Good Morning, Magpie, am 14. Mai in Deutschland erschienen, gibt sich die Band wieder gewohnt wortkarg und will wenig über die Hintergründe verraten. Bekannt ist eigentlich nur, dass Adam Turla zwei Wochen in der Wildnis verbrachte, um dort die Grundgerüste der Songs zu schreiben.

Im Heidelberger Karlstorbahnhof dauerte es hingegen keine zwei Wochen, bis man den ersten Song hören konnte. Nach der Vorband Echolons und einem kurzen Linecheck ging es gegen 22 Uhr los. Schnell fiel auf, dass Murder By Death nicht krampfhaft versuchten, das neue Album durchzudrücken, sondern erfreulicherweise auch viele Stücke von den Vorgängeralben spielten. Dabei merkte man aber klanglich kaum einen Unterschied zwischen neuen und alten Songs, einmal abgesehen vom manchmal fehlenden Keyboard bei Stücken von Who Will Survive…, aber das ist leider seit dem Ausstieg des Keyboarders im Jahr 2004 schon der Fall. Hin und wieder übernahm Sarah Balliet, die ansonsten das Cello spielt, auch ein paar Parts auf dem Keyboard, war aber ansonsten mit ihrem Hauptinstrument mehr als genug beschäftigt. Etwas kühl wirkend konzentrierte sie sich ganz auf ihr Spiel. Dagan Thogerson hingegen, Drummer der Band, freute sich bei jedem Lied von neuem und hatte sichtlich Spaß an diesem Abend.

{image}Auf früheren Touren hatte die Band Projektionen im Hintergrund laufen lassen, 16mm-Filme, die lose zur Musik passten: Alte Fischer, Matadore, haitianische Tänzer – alles was irgendwie alt aussah. Diesmal war davon leider nichts zu sehen, es gab nur die Band und das Publikum. Adam Turlas Griff zum Whiskeyglas, wahrscheinlich seine Lieblingsmarke Bulleit, auf die er immer wieder angesprochen wird, musste dadurch als Zwischenunterhaltung für das Publikum ausreichen. Dass der Song Until Morale Improves, The Beatings Will Continue mit der Textzeile "I drink whiskey instead of water" gespielt wurde, war daher schon Pflichtprogramm. Für die Zugabe am Schluss musste die Band sich erst einmal absprechen, so richtig gerechnet hatten sie wohl nicht damit, noch einmal zum Spielen aufgefordert zu werden. Dass der Zuschlag noch ein letztes Mal auf Material von Who Will Survive… fiel, wurde vom Publikum gerne angenommen. Nach knapp anderthalb Stunden war Schluss und die Zeit wie im Fluge vergangen. Turla eilte schnell in den Vorraum des Karlstorbahnhofs, stellte sich neben den Verkaufsstand der Band und hielt ein Schwätzchen mit den Fans. Die etwas bedrückende Stimmung, die zuvor herrschte, müssen sich die Zuschauer wieder für das nächste Konzert von Murder By Death aufheben.