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Sind die Vorverkaufszahlen für "Der Ring - Grüne Hölle Rock" nun "grausam", wie die Wirtschaftswoche berichtet oder läuft der Vorverkauf "erfolgreich und reibungslos", wie DEAG-Chef Peter Schwenkow behauptet? Ein Blick auf die Zahlen verrät mehr.

Mit der Schaffung dreier neuer Festivals, Der Ring – Grüne Hölle Rock am Nürburgring, Rockavaria in München und Rock in Vienna in Wien hat Konzertveranstalter DEAG hoch gepokert. Es ist dem Unternehmen zwar gelungen, den alteingesessenen Veranstalter Marek Lieberberg (MLK) vom Nürburgring zu verdrängen, aber die neuen DEAG-Festivals stehen von Anfang an nicht nur in räumlicher Konkurrenz, sondern streiten auch um dieselben Zuschauer.

Räumliche Konkurrenz

Das gilt insbesondere für Der Ring, das für den 29. bis 31. Mai am Nürburgring angekündigt ist. Nur eine Woche später, vom 5. bis 7. Juni 2015 findet knapp 35 km entfernt Rock am Ring auf dem Flugplatz in Mendig statt.

Die Situation in Wien ist kaum einfacher. Rock in Vienna konkurriert mit dem riesigen Nova Rock Festival, das in Nickelsdorf im nahegelegenen Burgenland stattfindet. Einzig Rockavaria in München besitzt im unmittelbaren Einzugsbereich keinen direkten Konkurrenten.

Ein "Horrorszenario"?

Inzwischen gibt es erste Antworten auf die Frage, wer sich in diesem "Krieg der Festivals" durchsetzen wird. Die Wirtschaftswoche berichtete Anfang Dezember unter Berufung auf eine Quelle bei Ticketmaster, der Vorverkauf der drei DEAG-Festival laufe "grausam" und entwickle sich zu einem "Horrorszenario".

Am besten verkaufen sich die Tickets für Rockavaria, viel schlechter sei die Situation in Wien und am Nürburgring. [Die DEAG hat inzwischen eine einstweilige Verfügung erwirkt, die der Wirtschaftswoche und der Handelblatt GmbH die Verbreitung dieser Zahlen untersagt. Sie wurden daher auch in diesem Artikel gelöscht.]

Oder "voll im Plan"?

Peter Schwenkow, CEO der DEAG, widersprach sogleich: Er erklärte, die DEAG liege "voll im Plan", der Vorverkauf laufe "erfolgreich und reibungslos" und nennt auch eine Zahl: 40.000 "Einheiten" für die drei Festivals seien verkauft. Wenige Tage später ist in einer Gegendarstellungsforderung der DEAG an die WiWo nur noch von 38.500 verkauften Karten die Rede.

Insgesamt plant die DEAG laut Schwenkow mit 350.000 verkauften Tickets für "alle Open-Air-Festivals der DEAG".  Neben den Triple-Festivals ist in diesen Zahlen aber auch das Schweizer Festival "Rock The Ring" enthalten, das besuchermäßig allerdings mit knapp 25.000 Besuchern weniger ins Gewicht fällt. Außerdem sollen in Kürze weitere Festivals für 2015 angekündigt werden. Details sind augenblicklich aber noch keine bekannt.

Wie viele Besucher bei den Triple-Festivals?

Wie man es dreht und wendet: 350.000 Zuschauer sind eine gewaltige Zahl. Wie groß müssen die einzelnen Festivals werden, damit die Rechnung der DEAG aufgeht? Rock am Ring verkaufte bislang als Höchstmarke im Jahr 2013 87.000 Eintrittskarten, womit der Nürburgring seine Kapazitätsgrenze erreicht hatte. Wenn man davon ausgeht, dass das 2015 nicht anders sein wird, stellt sich die Frage, mit wie vielen Besuchern die DEAG in München und Wien plant. Kleiner als Rock am Ring dürften sie kaum sein.

Von den insgesamt 350.000 Karten hat die DEAG nach eigenen Angaben erst knapp mehr als 10% abgesetzt, obwohl der November aufgrund des Weihnachtsgeschäfts zu den verkaufstärksten Monaten für Eintrittskarten zählt. Die Aussage, man liege im Plan, erscheint daher fragwürdig.

Vorteil bei MLK

Besser läuft es beim direkten Konkurrenten: Ende der letzten Woche gab MLK bekannt, für die Zwillingsfestivals Rock am Ring und Rock im Park seien zusammen bereits 100.000 Tickets verkauft worden, mehr als 60.000 für Mendig und knapp 40.000 für Nürnberg.

Wenn man die Aussagen der jeweiligen Veranstalter zugrundelegt, dann hat die DEAG also nach aktuellen Angaben ihres CEO Anfang Dezember nur wenig mehr als 10% ihrer Gesamttickets verkauft, MLK hingegen ungefähr zwei Drittel. Drohen die Triple-Festivals also trotz ausgiebiger Fernsehwerbung zum Desaster für die DEAG zu werden? Im Augenblick ist es für ein solches Urteil zu früh.

Enormer Erfolgsdruck

Fest steht, dass für die DEAG unheimlich viel auf dem Spiel steht. Schließlich hat man sich entschlossen, drei neue Festivals in direkter Konkurrenz zu Mitbewerbern zu etablieren. Damit hat die DEAG nicht nur den deutschen Veranstaltungsmarkt gehörig in Unordnung gebracht, sondern sich auch aufgrund des großen finanziellen Riskos unter enormen Erfolgsdruck gesetzt. Es wird sich zeigen, ob das eine kluge Entscheidung war.