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Record Store Day ist für viele Plattensammler nicht nur ein Tag der Freude, sondern auch ein Tag des Frusts. Jetzt äußerten sich Paul Weller und R.E.M. zum Ärger über Veröffentlichungen, bei denen viele Fans leer ausgingen. Während Weller seine zukünftige Teilnahme am RSD aufgekündigt hat, stellen R.E.M. klar, dass sie die hohe Nachfrage nach ihrer "Unplugged"-Veröffentlichung nicht vorhergesehen haben.

Der große Renner des Record Store Days war das 4-LP-Set "Unplugged 1991-2001: The Complete Sessions" von R.E.M. Weltweit wurden nach Angaben der Band 2.500 Exemplare gepresst, darunter 1.000 für den Verkauf in den USA.

R.E.M. haben in der Vergangenheit schon mehrfach am Record Store Day teilgenommen und ihre Veröffentlichungen erwiesen sich nicht gerade als Renner. Die "Live In Greensboro"-EP ist immer noch zum Normalpreis erhältlich, ähnliches gilt für ein 3-Singles-Set ihres letzten Albums "Collapse Into Now".

Unplugged und teuer

"Unplugged" ist aber eine andere Geschichte. In Deutschland belief sich der Ladenpreis für die Box auf um die 50 Euro, in den USA lag sie bei $80 und mehr. Online verkaufen sich die vier Schallplatten für 150 bis 250 Euro. Während bei anderen RSD-Veröffentlichungen mit Sicherheit damit zu rechnen ist, dass ihr Preis in absehbarer Zeit sinken wird, ist das bei "Unplugged" mehr als fraglich.

Auf ihrer Homepage bezogen R.E.M. dazu Stellung: Es sei nicht ihre Absicht gewesen, Fans zu frustrieren, aber angesichts des Preises und Umfang von Unplugged seien "Leute, die jeden Tag Alben verkaufen – oder es zumindest versuchen" zum Ergebnis gekommen, 2.500 Exemplare seien ausreichend. Das habe sich als Irrtum erwiesen.

Die Band tröstet die leer ausgegangenen Fans mit dem Hinwies darauf, dass "Unplugged" Ende Mai in verschiedenen digitalen Formaten wie CD und Download erscheint. Eine Neuauflage des Vinyls ist zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht geplant.

Verärgert: Paul Weller

Paul Weller zeigte sich über die hohen Preise, die seine Single "Brand New Toy" bei Ebay erzielte, sogar so frustriert, dass er seine weitere Teilnahme am Record Store Day aufkündigte. Er kritisierte die Wiederverkäufe der Single als "ekelerregend" und bezeichnete die Profiteure als "touts" (etwa: Schwarzhändler).

Die Organisatoren des Record Store Days erklären dagegen, dass sie gezielt Maßnahmen ergriffen haben, um schwarze Schafe unter den Händlern von künftigen Record Store Days auszuschließen. Man darf gespannt sein, ob sie diese Maßnahme auch umsetzen. Allerdings stellen sie klar, dass die Organisatoren keine Handhabe gegen Wiederverkäufe von Privatleuten haben. Manche dieser angeblichen Verkäufe von Privatleuten erfolgen mit dem offensichtlichen Ziel, Gewinne zu erzielen. Aber verbieten lassen sie sich eben nicht.

Fehleinschätzung der Nachfrage

Paul Wellers Reaktion ist jedenfalls voreilig. Es stimmt zwar, dass seine Single am Osterwochenende für um die 50£ gehandelt wurde, inzwischen ist der Preis aber um gut 50% gefallen. Immer noch teuer für eine 7‘‘, aber keineswegs grotesk überteuert, zumal der Preis vermutlich noch sinken wird.

Während von der aktuellen Single angeblich nur 500 Exemplare gepresst wurden, muss die Auflage von Paul Wellers letztjähriger Single "Flame Out" deutlich höher gelegen haben, denn diese lässt sich noch zum damaligen Verkaufspreis erstehen. Dieses Jahr scheint man wie im Fall von R.E.M. die Nachfrage aufgrund früherer Erfahrungen schlichtweg unterschätzt zu haben.

Nur wenige Veröffentlichungen sind selten

Bei weitem nicht alle Veröffentlichungen sind rar oder gesucht. Das Pixies-Album "Indie Cindy" lässt sich inzwischen online problemlos zum Normalpreis erwerben. Hunderte Euro, wie der NME behauptet, musste man dafür nie ausgeben. Wer geduldig ist, kann viele Veröffentlichungen zu günstigen Preisen erwerben.

Viele, aber nicht alle. Wirklich teuer sind vor allem diejenigen Platten, die schon im Laden teuer waren: die Boxen von LCD-Soundsystem, Soundgarden, Cake (US-only) sowie die Singles-Boxen der Sex Pistols und der englischen 60s-Bands The Action und The Creation.

Gesucht sind außerdem Veröffentlichungen, die nur in winziger Auflage erschienen: die farbige Vinyl-Ausgabe von Minus 5 – "Scott The Hoople In The Dungeon Of Horror", von der es nur 100 Exemplare gibt, Jack Whites 7‘‘ "Lazaretto" (angekündigt als "The World's Fastest Released Record") oder die farbige Pressung von Jerry Garcias Album "Garcia", alles exklusive US-Ausgaben.

Niemand weiß irgendetwas

Was diese Veröffentlichungen angeht, war von Anfang an klar, dass sie in kurzer Frist sehr teuer sein würden. Andere wären in größerer Stückzahl erschienen, wenn die Verantwortlichen geahnt hätten, wie groß die Nachfrage sein würde. Nicht hinter jeder limitierten Ausgabe steckt böser Wille oder die Absicht, Ebay-Händler reich zu machen.

Während sich alles auf die gesuchten Veröffentlichungen konzentriert, kommt auf jede superseltene Ausgabe zehn andere, die sich auch Jahre später noch leicht besorgen lassen. Auch die Verantwortlichen von Bands und Labels wissen häufig nicht, was sich verkauft und was nicht.

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