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Pearl Jam (live in Berlin, 2018) © Peter H. Bauer

An einem perfekten Sommerabend spielen Pearl Jam auf der ausverkauften Waldbühne in Berlin eine inspirierte Show. Die größten Pluspunkte sind eine neu zusammengestellte Setlist, eine leidenschaftliche Band - und das enthusiastische Publikum.

So schön die Waldbühne ist, sie verlangt den Zuschauern einiges ab. An einem sehr warmen, sehr sonnigen Tag steht ein Großteil des Publikums in der prallen Abendsonne und wartet geduldig auf den Beginn des Konzerts von Pearl Jam

Die folgenden zweieinhalb Stunden entschädigen für alles. Pearl Jam spielen eine makellose Show, die nicht so episch ist wie andere Auftritte auf dieser Tour, die aber durch ihre perfekte Dramaturgie und Songauswahl besticht.

Vollgas von Beginn an

Im Vergleich zu den vorherigen Shows haben Pearl Jam die Setlist gehörig durcheinandergewirbelt. "Wash" und "Sometimes" überraschen gleich zum Auftakt, bevor "Curduroy" das Tempo anzieht und "Why Go" und "Save You" für erste Moshpits im Innenraum sorgen. Die Zuschauer auf den Tribünen stehen von Beginn und setzen sich höchstens, um kurz durchzuschnaufen.

Die Stimmung ist während des gesamten Abends fantastisch. Die Zuschauer nutzen jede Möglichkeit, mitzusingen, die Arme in die Höhe zu werfen und mitzuklatschen – und im Gegensatz zu vielen anderen Konzerten fühlt es sich richtig an. Im Innenraum geht es bei den schnellen Songs wie "Lukin" oder "Do The Evolution" immer wieder heftig zur Sache.

Unvergessliche Augenblicke

Bei "Porch" beginnen die Zuschauer massenhaft Bierhalter aus Pappe durch die Gegend zu werfen: Es sieht aus, als würden 20.000 Leute gleichzeitig Frisbee spielen. Einige der Papphalter landen auf der Bühne, woraufhin Jeff Ament einen davon aufhebt und seinen Bass damit bearbeitet.

Dass Pearl Jam kürzlich eine Show absagen mussten, weil Eddie Vedder seine Stimme verloren hat, merkt man gar nicht. Einige kleinere Hänger könnten genauso das Ergebnis eines langen Abends und des großzügig konsumierten Weins sein.

Alles gelingt

Insgesamt präsentiert sich die Band in fantastischer Spielfreude, so dass es schwer ist, Highlights zu benennen. Egal ob Klassiker ("Even Flow", "Daughter", "Black", "Alive"), Raritäten ("Red Mosquito", "In My Tree", "Thin Air", "Breath") oder Cover ("Comfortably Numb", "Rockin' In The Free World") – an diesem Abend in Berlin gelingt alles.

Misstöne gibt es keine. Ok, "Given To Fly" hat die Band sicher schon besser gespielt, aber selbst das tausendfach gehörte "Even Flow" reißt mit wahnsinniger Energie und einem sensationellen Gitarrensolo mit. "Unthought Known" erweist sich als einer ihrer besten neueren Songs, aber ansonsten konzentriert sich die Band auf ihre 1990er-Songs, ganz besonders auf Lieder von "Ten" und "No Code". 

Besonders schön gelingt das traurige "Thin Air", das nach so viel Energie und Feierstimmung für einen gefühlvollen Augenblick sorgt. Erwähnung verdient auch eine ganz herausragende, leidenschaftliche Version von "Rearviewmirror". Dennoch sind es nicht einzelne Highlights, die die Show so besonders machen, sondern das Gesamtpaket.

Ungewöhnlicher Gastauftritt

Bei "Rockin' In The Free World" steht übrigens J. Mascis von Dinosaur Jr. auf der Bühne und sorgt bei dem düsteren Neil Young-Song für ein regelrechtes Gitarrenfeuerwerk. Der perfekte Abschluss der Show, obwohl die Band sowieso nicht länger hätte spielen dürfen.

Eddie Vedder gibt sich gewohnt großherzig, dankt seiner Crew, den Promotern, den Zuschauern und erklärt, wie wichtig es für ihn und seine Familie sei, nach Europa zu kommen und mehr über die hiesige Geschichte und Kultur zu lernen. Das Publikum feiert ihn ausgelassen, kein Wunder: alle haben das Gefühl, einen ganz außergewöhnlichen Abend erlebt zu haben. 

Setlist

Wash / Sometimes / Corduroy / Why Go / Save You / Given to Fly / Red Mosquito / In My Tree / Even Flow / Wishlist / Habit / Angie / Daughter / Deep / Mind Your Manners / Unthought Known / Lukin / Porch // Thin Air / Thumbing My Way / Breath / Do the Evolution / Black / Rearviewmirror // Comfortably Numb / Alive / Rockin' In The Free World

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