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Bruce Springsteen (live in Berlin, 2016) © Peter H. Bauer

Wenn The Boss auf die Bühne steigt, dann liefert er eine gigantische Show ab. Mit seiner fantastischen E-Street Band jagt Bruce Springsteen das Publikum im Münchner Olympiastadion in über drei Stunden von Highlight zu Highlight. Besser als an diesem Freitagabend kann ein Konzert kaum laufen.

Nach Wochen mit Unwettern, Stürmen und Gewittern war für das Open Air Konzert von Bruce Springsteen im Münchner Olympiastadion das Schlimmste zu befürchten. Genau das Gegenteil ist aber der Fall. Den ganzen Tag scheint in München die Sonne. Es ist der klassische bayerische Himmel, Kaiserwetter in Weiß und Blau. Auch der anfangs böige Wind lässt im Verlauf des Konzerts immer mehr nach.

Aus der "The River"-Tour, bei der eben dieses Album im Mittelpunkt stehen sollte, ist im Verlauf der Europa-Tour immer mehr eine Mischung der ganzen Karriere von Bruce Springsteen geworden. Neben dem Album "Born In The USA" stehen jetzt auch die Alben "Darkness On The Edge Of Town" und "Born To Run" im Fokus. Von den neueren Alben waren zuletzt auch mehrere Songs aus dem Album "Wrecking Ball" in den Setlists aufgetaucht. In München sind es letztlich nur zwei Titel.

Let's Rock

Gegen 19:10 Uhr fahren vier schwarze Autos mit getönten Scheiben in den Innenraum und hinter die Bühne. Zwei Minuten später brandet Riesenjubel auf und das Stadion flippt aus, als Bruce Springsteen mit seiner E-Street Band die Bühne betritt. Der erste Song "Prove It All Night" wird getragen von einem langen Gitarrenintro, bevor The Boss tatsächlich anfängt zu singen. Das tut er dann vermehrt im Duett mit Gitarrist Steven Van Zandt. Das ganze Stadion klatscht das Opening von rund 10 Minuten komplett durch. Mit "Badlands" lässt Bruce seine Gitarre vor sich kreisen, während der Schlagzeuger hinten feuert und feuert. Das Publikum singt "Oh, Oh, Oh, Oh". Um näher am Publikum zu sein, steigt Bruce immer wieder die Stufen von der Hauptbühne hinunter zu den Fans und legt hier direkt eine Zusatzstrophe wegen der riesigen Begeisterung ein.

Die ersten 45 Minuten sind ein Feuerwerk ohne Pause. Weiter geht es mit "Out In The Street". Die Gitarre hängt nun lässig am Rücken, während Bruce Springsteen singt und vor Spielfreude über die Bühne hüpft. Am Saxophon zeigt Jake Clemons, der Neffe des verstorbenen Clarence Clemons, sein ganzes Können. Als Bruce dann wieder zur Gitarre greift, wird jeder Gitarrenschlag vom Publikum mit "Oh-Oh" beantwortet. Auch bei "Sherry Darling" drückt Jake Clemons am Saxophon das Gaspedal voll durch, bevor er mit Bruce und Steve Van Zandt gemeinsam am Mikro steht. Gemeinsam singen sie die Strophe an und lassen am Ende das Publikum den Song fertig singen. Das Publikum klatscht dabei im Trommelfeuer des Schlagzeugers Max Weinberg.

Ab ins Publikum

Nach "Two Hearts" powert Bruce zu "No Surrender" das Publikum wieder auf volle Touren hoch. Es wird noch frenetisch applaudiert, da ertönen die ersten Klänge von "Hungry Heart". Das Publikum singt schon beim Songanfang mit, als Bruce Springsteen plötzlich runterkommt und im Schutz seiner Bodyguards sich unter die Zuschauer mischt. Er läuft während dem Song quer durch den Front of Stage Bereich des Innenraums. Da macht sich der Kauf der teureren Stehplatzkarten doppelt bezahlt. Am Songende schwenkt das ganze Stadion begeistert die Arme hin und her.

Die ausgefeilten Riffs auf der Gitarre bringen auch zu "You Can Look (But You Better Not Touch)" den Innenraum zur Raserei. Mit Death To My Hometown" endet diese erste Phase, eine Powershow erster Güte. Der nächste Song "My Hometown", ein weiterer Titel aus "Born In The USA". feiert seine Premiere auf der Tour. Diese ganz ruhige Ballade ist nicht weniger intensiv. Bruce interagiert mit seinen Fans, lässt sie den Satz "Your Hometown" singen. In Erinnerung an sein letztes Konzert in München, bei dem die Fans offenbar weniger Glück mit dem Wetter hatten, sagt er: "I remember the last time here, the wind, the rain".

Uptempo Rock

Die nächsten Songs werden wieder richtig schnell. Angeführt von "Johnny 99" gibt es Up-Tempo Rock, der befeuert wird von den Tastenschlägen des Pianisten Roy Bittan. Wieder kommen die Musiker nach unten zu den Fans, diesmal gleich zu viert. Neben Springsteen und Van Zandt sind auch Jake Clemons mit dem Saxophon und eine Violinistin mit dabei. Bruce lässt seine Gitarre heulen, das Publikum schreit vor Begeisterung.

Wieder oben greift Bruce kurz darauf zur Mundharmonika und spielt das Into zu "The River" an. Auf den Rängen steigt die Emotionalität. Viele Paare liegen sich in Armen, manche Köpfe gehen verträumt hin und her. Das Tempo steigt, die Stimmung heizt an. Das Saxophon und Bruce an der Mundharmonika geben Gas, "The Promised Land" ist der nächste Kracher. Bruce läuft wieder zum Innenraum, lässt seinen Arm kreisen und treibt damit die Massen an. Als er ruft: "Clap your hands now" klatscht das ganze Stadion und rastet komplett aus, als "Working On The Highway" beginnt. Es ist eindeutig, das bestimmte Songs wie der, beim Publikum ganz hoch im Kurs stehen. Am Ende steht das ganze Stadion und gibt, angefeuert von diesem krachenden Uptempo Rock, Standing Ovations. 

Ein ganz besonderer Moment

Der nächste Rocksong geht stilistisch eher Richtung Country. Angetrieben von Violine und Saxophon spielt die Band "Darlington County". Bruce steht da mit der Aura eines smarten Cowboys, heizt das Publikum an, das begeistert singt und klatscht. Aber der ganz besondere Moment folgt im nächsten Song. Bruce Springsteen singt "Waitin' On A Sunny Day". Ganz vorne steht im Publikum ein kleines Mädchen mit einem aufgesetzten Sonnenkranz auf dem Kopf. Bruce hebt sie über die Absperrung und lässt sie unter tosendem Beifall des Stadions den Refrain allein singen. Ihr bleibt fast die Stimme weg, während das Stadion das kleine Mädchen begeistert abfeiert. Am Songende schwenkt das ganze Stadion die Arme und ruft laut ein langgezogenes "Bruuuuccce".  

Es geht ebenso fantastisch weiter. Zu "Because The Night" dreht sich Nils Lofgren gefühlte 100mal um die eigene Achse, während das Stadion rast vor Freude. Bruce hebt die Gitarre an, powert sich durch "Thunder Road" und schließlich endet der Block bei "Land Of Hope And Dreams". Am Ende des großen Hauptblocks hebt Bruce Springsteen beide Arme hoch, das Stadion feiert The Boss und er lässt sich feiern.

Lichter an

Mit dem Beginn der ersten Zugabe gehen plötzlich die Flutlichter im Stadion an. Das Stadion flippt aus bei den ersten Tönen von "Born In The USA". Alle können diesen Song mitsingen. Das Stadion feiert eine Megaparty, die direkt fortgesetzt wird mit "Born To Run". Bruce lässt die Finger über die Gitarre fliegen. Bei "Seven Nights To Rock" wird jeder Tag zelebriert. Die Gitarrensaiten scheinen zu glühen, so drücken Bruce und die E-Street Band aufs Gas. 

Viele Plakate werden hochgehalten. Eine Frau möchte mit Bruce tanzen und er holt sie zu sich. Auch ein politisches Statement gibt es. Bruce nimmt das Plakat mit dem Text: "Fuck Trump, we wanna dance with the Boss" und das ganze Stadion schreit zustimmend. Ein kleiner Junge wird auch noch auf die Bühne geholt und Bruce lässt ihn an einer Gitarre unter dem Jubel des Stadions abrocken. Aber es geht noch ausgeflippter. Der alte Klassiker "Shout" von den Isley Brothers ist der absolute Höhepunkt der Party. Das Stadion schüttelt die Hände mit erhobenen Armen, Bruce stellt im Song seine Musiker vor, bevor es anscheinend immer weiter geht. Bruce fragt: "One more time?" - Aber sicher, da geht immer noch 'ne Runde. Das komplett entfesselte Publikum feiert jede Zusatzstrophe der Band ab, das Stadion brennt.

Gigantische Show

Am Ende der Vollgastour wird es noch einmal ganz ruhig. Der letzte Song "For You" wird gebannt lauschend wahrgenommen. Der Akustiksong ist ein glänzender Abschluss, bevor sich die Wagenkolonne der schwarzen Limousinen in Bewegung setzt und die ganze Band unter tosendem Beifall aus dem Stadion gefahren wird. 

Das ganze Konzert war eine gigantische Show. Es hat alles gepasst. Das Wetter, die Stimmung, eine Band in fantastischer Spiellaune und ein Bruce Springsteen, der mit seiner Lässigkeit und seinem Können wieder einmal beweist, dass er der coolste Rockmusiker des Planeten ist.

Setlist

Prove It All Night / Badlands / Out In The Street / Sherry Darling / Two Hearts / No Surrender / Hungry Heart / You Can Look (But You Better Not Touch) / Death To My Hometown / My Hometown / Johnny 99 / Youngstown / Murder Incorporated / The River / American Skin (41 Shots) / The Promised Land / Working On The Highway / Darlington County / Waitin' On A Sunny Day / I'm On Fire / Because The Night / The Rising / Thunder Road / Land Of Hope And Dreams //

Born In The USA / Born To Run / Seven Nights To Rock / Dancing In The Dark / Tenth Avenue Freeze-Out / Shout // For You

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