Adele (Pressebild 2015)

Adele (Pressebild 2015) © MLK

Wenn die Tour einer Künstlerin wie Adele innerhalb von Minuten ausverkauft ist, dann sind die Erwartungen entsprechend hoch. Adele kann ihnen durchweg gerecht werden, sowohl gesanglich als auch durch ihr grandioses Auftreten.

Die komplett ausverkaufte Lanxess Arena erwartet um 20 Uhr den Auftritt von Adele, der ohne Vorband wenige Minuten später beginnt.

Eine Kiste mit Adele

Dabei ist der Beginn einigermaßen kurios. Auf der Hauptbühne läuft ein Video, das Adele mit geschlossenen Augen zeigt – eingefasst in einem überdimensional großen Bilderrahmen. Plötzlich gibt es Tumult im Innenraum, als Mitglieder der Crew eine geschlossene Kiste mitten durch das Publikum zu einer in der Hallenmitte aufgebauten Bühne fahren. 

Offensichtlich musste Adele in einer Kiste zur Mittelbühne geschmuggelt werden, weil ein Zugang von unten nicht möglich ist. Das Publikum rund um die Mittelbühne befindet sich jedenfalls in heller Aufregung. Dann geht es los.

Begrüßung mit "Hello"

Adele könnte den Abend kaum passender beginnen als mit "Hello". Die Augen des Videos öffnen sich und gleichzeitig fährt Adele aus der Mittelbühne nach oben. Sie trägt ein langes, schwarzes Kleid mit Glitzerapplikationen. Das Publikum lauscht gebannt bei den ersten Songzeilen. Erst mit der Zeile "Hello From The Other Side", als Adele ihre gesamte Stimmwucht präsentiert, brandet erstmals euphorischer Jubel hoch. Dann steigt sie die Außentreppe hinab und läuft, geschützt von Bodyguards, mitten durch das Publikum zur Hauptbühne. Am Ende des Songs tobt die Halle unter Standing Ovations.

Der zweite Song "Hometown Glory" ist eine Hommage an ihre Heimat- und Geburtsstadt London. Während sie singt, sind auf der Leinweind Bilder von London zu sehen und als Gruß an das Kölner Publikum wird auch ein Bild vom Kölner Dom gezeigt, das entsprechend bejubelt wird.

Band im Großformat

Während der Eröffnungssongs bleibt die Band unsichtbar. Das ändert sich mit "One And Only". Die halbdurchsichtige Leinwand im Bilderrahmen fährt hoch, der Hintergrund wird hell beleuchtet und gibt den Blick auf rund 20 Musiker frei.

Es handelt sich um ein Ensemble bestehend u.a. aus Streichern, Klavier, verschiedenen Gitarristen, drei Backgroundsängerinnen und einigen Bläsern. Hinten geben die Streicher ordentlich Druck und vorne singt Adele sich in einen Rausch. Ihr Gesicht in Großaufnahme lebt jeden Ton und jedes Wort des Songs komplett mit.

Chance To Dance

Jetzt spricht Adele erstmals zum Publikum: "You are loud!" Dann beginnt sie zu plaudern und gewinnt damit sofort die Herzen des Publikums. Sie ist offen, natürlich, zugänglich, ein Weltstar zum Anfassen. Keine Attitüden, kein aufgesetztes Getue. So holt sie spontan ein zehnjähriges Mädchen samt ihrer Mutter für ein Selfie auf die Bühne und wundert sich nur über das Raunen im Publikum, als sie das Mädchen nach ihrer Heimatstadt fragt und als Antwort ausgerechnet "Düsseldorf" erhält. Einige Zuschauer buhen, Adele fährt dazwischen: "Shut up!". Damit ist klar, wer hier Herr im Haus ist. "Kommt drüber hinweg", kommentiert sie die Rivalität der zwei rheinischen Großstädte.

Nach dieser ersten Ansprache erhält die Halle endlich die Chance, sich zu bewegen. Adele selbst sagt, der nächste Song ist: "The Chance To Dance". Vom Powerbass angeheizt gibt Adele Vollgas zu "Rumour Has It", die Halle tanzt und geht voll ab. Adele bekundet ihre Freude und man sieht ihr an, dass es keine leeren Worte sind. Nach "Water Under The Bridge" folgt mit "I Miss You" eine besonders gefühlsintensive Ballade. Adele steigert sich komplett in ihre stimmliche Urgewalt rein.

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Das James Bond Highlight

Als Intro für "Skyfall" erzählt Adele, wie sie vor Jahren das Angebot für den Bond-Titelsong erhielt und völlig ausflippte. Das geschah zu einer Zeit, als sie hochschwanger war. Sie demonstriert in allen Einzelheiten, wie sie sich damals fühlte. Aufgedunsen, schwer wie ein Tanker, stand sie im Tonstudio und spielte unter erschwerten Bedingungen diesen Titel ein. Jetzt ist sie in Höchstform. Adele singt und öffnet ihr Stimmvolumen auf absolutes Maximum. Hinten untermalen die Streicher und Bläser die spezielle Bond-Stimmung. Allein dieser Song ist das gesamte Eintrittsgeld wert.

Es folgt ein Akustikset. Unterstützt von zwei Gitarristen erinnert sich Adele an die Zeit, als sie noch 16 Jahre alt war. Das war gefühlt "Million Years Ago". Sie erzeugt eine tolle Stimmung und erhält viel Zustimmung auf die Frage: "Do you feel what this song is about". Das nächste Highlight folgt nach "Don*t You Remember". Die drei Backgroundsängerinnen treten vor und singen gemeinsam mit Adele "Send My Love (To Your New Lover)". Das Publikum lässt sich anstecken und klatscht erst den Rhythmus mit, um am Ende erneut komplett auszurasten.

Sternenhimmel

Adele bittet das Publikum, ihre Handylichter anzuschalten, um so die im Song "Make You Feel My Love" besungenen Sterne darzustellen und die Halle zu einem Sternenhimmel zu animieren. Zu Adeles Gesang gibt das Piano die Melodie vor und die Gitarren setzen Akzente. Zur Verzückung des Innenraums steigt Adele dann während "Sweetest Devotion" von der Hauptbühne herab und läuft wieder zur Mittelbühne. Die Sitzordung ist aufgelöst, alle drängen zur Mittelbühne, um Adele ganz nah zu sein.

Adele steht nun in der Mitte der rautenförmigen Mittelbühne und singt, umhüllt von einer durchsichtigen Wand, ihren ersten Hit "Chasing Pavements". Adele gibt sich ganz publikumsnah. Sie wandert den Bühnenrand Schritt für Schritt ab, damit jeder Fan ein Foto machen kann. Zu tief bücken kann sie sich nicht wegen ihres Rückens, aber es ist unfassbar, wie sehr sie sich ins Zeug legt. Sie redet mit vielen Fans, macht kesse Sprüche und immer wieder erklingt ihre unfassbar dreckige Lache, mit der sie die Herzen der Fans förmlich an sich reißt.

Der ganz besondere Moment 

Bei jedem Konzert gibt es einen Song, der für das ganz besondere Erlebnis steht. Bei Adele ist es "Someone Like You". Erst singt sie selbst, dann lässt sie das Publikum singen. Das ist so phantastisch, als ob über die Gänsehaut am ganzen Körper noch ein zusätzlicher Schauder läuft. Als Abschluss des Hauptblocks steht Adele wieder in der Mitte der Mittelbühne und um sie herum fällt Regen von der Decke. Sie singt "Set Fire To The Rain", die ganze Halle steht und singt begeistert mit. Adele schmettert, was das Zeug hält, und versinkt mit den letzten Regentropfen im Bühnenboden.

Wie durch Zauberhand taucht sie dann wieder vorne auf der Hauptbühne auf und beginnt die Zugabe mit der Powerballade "All I Ask". Erneut grandios sind ihre Gesichtszüge in Großaufnahme. Der Blick zurück auf die eigene Kindeheit und der Weg zur erwachsenen Person mit "When We Were Young" wirkt tatsächlich authentisch. Die Bilder zeigen sie offen, frech, ehrlich und natürlich, aber auch sinnlich, wie das Abschlussbild der eigenen Mutterschaft mit ihrem Sohn.

Die perfekte Inszenierung

Der letzte Song des Abends ist "Rolling In The Deep". Die ganze Halle steht, um ein letztes Mal mit Adele zu singen. Sie gibt nochmal Vollgas und ihre phänomenale Stimmwucht erschüttert die Hallenwände. Zum Ende explodieren tausende Papierschnipsel aus Kanonen an der Decke und verwandeln die Halle in einen Schneesturm. Auf den Schnipseln stehen Botschaften wie "Hello" oder "I Like It In The City When Two Worlds Collide". Ein letzter Refrain, dann winkt Adele zum Abschied und versinkt langsam im Bühnenboden.

Die Show von Adele ist eine perfekte Inszenierung. Ihre einzigartige Stimme steht zu jedem Zeitpunkt im Zentrum – und das macht dieses Konzert so grandios. Adele braucht kein absurdes Tam-Tam, keine übertriebenen Bässe, kein anheizendes Gewummer. Sie gibt sich natürlich, erobert durch ihre Persönlichkeit die Herzen der Fans im Sturm. Sie plaudert gern, ist oft genauso Comedystar wie Sängerin, aber über allem steht ihr Lachen. Mit ihm bricht sie alle Barrieren.

Setlist

Hello / Hometown Glory / One And Only / Rumour Has It / Water Under The Bridge / I Miss You / Skyfall / Million Years Ago / Don't You Remember / Send My Love (To Your New Lover) / Make You Feel My Love / Sweetest Devotion / Chasing Pavements / Someone Like You / Set Fire To The Rain // All I Ask / When We Were Young / Rolling In The Deep

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