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Manic Street Preachers (live in Hamburg, 2016) © Falk Simon

Die Zuschauer in der fast ausverkauften Live Music Hall in Köln erleben ein Konzert der Manic Street Preachers, das fast keine Wünsche offen lässt und vor allem durch seine unglaubliche Konsistenz beeindruckt.

Das Publikum, das die Live Music Hall in Köln-Ehrenfeld fast gänzlich füllt, kennt die Manic Street Preachers nicht erst seit gestern. Für viele war ihre Musik ein essentieller Teil ihrer Jugend in den 1990ern und begleitet sie bis heute.

"Everything Must Go" ist ein unverzichtbarer Bestandteil dieser Welt, ein Triumph des künstlerischen Ausdrucks über tragische Umstände.

Frisch und unmittelbar

Zwanzig Jahre nach Erscheinen hat das Album nichts von seiner Kraft verloren – vielmehr unterstreicht die Wiederaufführung seine Frische und Zeitlosigkeit. Selbst die Manics scheinen kaum gealtert, James Dean Bradfield und Nicky Wire legen sich auch körperlich komplett ins Zeug, springen und fegen über die Bühne, als gäbe es kein Morgen. "Lasst uns so tun, als sei es Freitag oder Samstag", animiert Bradfield die Zuschauer. Was eignete sich besser dazu als die Hymnen "A Design For Life" oder "Australia"?

Im Vergleich zum Studioalbum ist die Liveaufführung natürlich weniger geschliffen, etwas rauer, dafür aber unmittelbarer. Die Zeit hat Bradfields Stimme bislang nichts anhaben können, er trifft immer noch die hohen Register, obwohl die Lieder häufig verlangen, dass er nicht singt, sondern schreit. Die schwächeren Songs des Album können dem Gesamteindruck nichts anhaben, "Everything Must Go" ist selbst ein kleines Greatest Hits-Set, auf das dann ein weiteres Set mit weiteren Karrierehighlights folgt.

Hits mit aktuellen Themen

Während Wire, Sean Moore und die restliche Band eine kurze Verschnaufpause erhalten, geht es für Bradfield direkt an der akustischen Gitarre weiter. Nachdem er den Guns N' Roses-Song "Patience" kurz anspielt, lässt er mit "Suicide Is Painless" ihren ersten Top 10-Hit in England folgen. Den größten Jubel des Abends erhält aber "Motorcycle Emptiness", das Teile des Publikums zur Ekstase treibt.

Natürlich gibt es im Hits-Set einige Lücken. So fehlt "The Everlasting" ebenso wie das von einem Fan lautstark geforderte "So Why So Sad". "Das würde in einer Katastrophe enden", erklärt Bradfield mit Augenzwinkern. Dafür spielt die Band eine tolle Version des selten performten "You're Tender and You're Tired". Wie aktuell auch die Themen der Manics nach wie vor sind, zeigen zwei weitere Songs, nämlich der wütende Anti-Banken-Rant "Nat West-Barclays-Midlands-Lloyds" und das beschwörende "If You Tolerate This Your Children Will Be Next".

Durchgehend hohe Qualität

Obwohl es wenige wirkliche Überraschungen bietet, beeindruckt der Auftritt der Manic Street Preachers mit seiner Geschlossenheit. Sie leisten sich keinen wirklichen Missgriff, zumal die Songs eine fast durchgehend hohe Qualität besitzen. Nachdem sie das Konzert begonnen haben, geben sie Vollgas, kennen nur absoluten Einsatz und Entschlossenheit. 

Am Ende des Konzerts ist Bradfields Hemd durchgeschwitzt, Nicky Wire, der heimliche Star des Abends, lächelt zufrieden in die Menge und die Band verlässt zielgerichtet die Bühne. Eine Zugabe gibt es nicht, aber niemand beschwert sich: Es ist alles gesagt. 

Setlist

Everything Must Go: Elvis Impersonator: Blackpool Pier / A Design for Life / Kevin Carter / Enola/Alone / Everything Must Go / Small Black Flowers That Grow in the Sky / The Girl Who Wanted to Be God / Removables / Australia / Interiors (Song for Willem de Kooning) / Further Away / No Surface, All Feeling
The Hits: Patience / Suicide Is Painless (Theme from MASH) / Motorcycle Emptiness / Walk Me to the Bridge / Your Love Alone Is Not Enough / Ocean Spray / Nat West-Barclays-Midlands-Lloyds / You Stole the Sun From My Heart / Roses in the Hospital / You're Tender and You're Tired / You Love Us / If You Tolerate This Your Children Will Be Next

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