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Element Of Crime (live in Mannheim, 2016) © Alex Schäfer

Seit mehr als 30 Jahren bespielen Element of Crime erfolgreich die Bühnen der Republik. Dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören, bewies die Gruppe um Multitalent Sven Regener am 9. April im ausverkauften Mannheimer Capitol. Bericht eines Mittzwanzigers.

Das erste Lied, das ich von Element of Crime gehört habe, war "Straßenbahn des Todes", 2005 im Abendprogramm "Plan B" von 1live. Die ganz eigene Melancholie der Band faszinierte mich und begleitete mich im weiteren Verlauf meiner Adoleszenz.

Dennoch wurde ich nie eingefleischter Fan, sondern begegnete den Liedern der Band immer nur wie einem flüchtigen Bekannten, mit dem man sich auf einer WG-Party eine Weile gut unterhält und sich dann fragt, warum man nicht öfter zusammen etwas unternimmt.

Junges Blut

Umso gespannter bin ich in mein erstes Konzert der Band am 9. April im Capitol in Mannheim gegangen. Um kurz vor 20 Uhr stehen die Gäste bereits bis an den Eingang zum Saal gedrängt. Unter Applaus betritt Sven Regener die Bühne, um persönlich die Vorband Von Wegen Lisbeth anzukündigen, die bereits mit den omnipräsenten AnnenMayKantereit auf Tour waren.

Die fünf dünnen Jungs kommen leger in dreigestreiften Jogginghosen ins Rampenlicht und greifen auch gleich in die Vollen. Ein wenig wirken sie mit ihrem handwerklich soliden Indie-Pop wie die fröhlich gestimmten Zwillinge von Isolation Berlin. Vom Publikum lassen sie sich nicht einschüchtern, sondern suchen gezielt die Konfrontation mit Sprüchen wie "normalerweise spielen wir vor 14- bis 16jährigen" oder "es geht um Facebook und so". Die Taktik geht auf, die Gäste reagieren mit Belustigung und gespielter Empörung. Nach einem knackig-kurzen Set von 25 Minuten räumt das Quintett die Bühne.

"Wir sind’s!"

Ich nutze die Pause, um mir einen Eindruck vom Publikum zu verschaffen. Tatsächlich befinde ich mit meinen 25 Lenzen am unteren Ende des Altersspektrums, was mir aber nicht unangenehm ist. Die Atmosphäre im Saal ist äußerst freundlich und kollegial; ich bekomme nicht das Gefühl, ausgegrenzt zu werden, ganz im Gegenteil. Mit dem eigentlichen Konzertbeginn soll sich dies noch verstärken.

Unter großem Applaus betritt die Band die Bühne. Die Beziehung zwischen Band und Publikum wird gleich durch die Begrüßung deutlich: "Wir sind’s, Element of Crime". Nur ein Buchstabe und ein Komma trennen diese Aussage von einem viel distanzierteren "Wir sind Element of Crime", aber es macht unheimlich viel aus. Mir wird bewusst, dass es sich um ein Wiedersehen von Freunden handelt, an dem ich teilnehmen darf.

"Ansagen machen ist ja so eine Sache"

Das gesamte Konzert über merkt man, dass die Gruppe mit Spaß bei der Sache ist. Authentisch eben, auch wenn ich dieses Wort ob seiner Beliebigkeit äußerst ungern in Artikeln nutze. Aber hier passt es. Regener muss sich nicht verstellen, nimmt sich mit seinen Ansagen auch gern selbst auf die Schippe. "Wir spielen jetzt noch ein Lied. Und dann noch eins."

Musikalisch überzeugen Element of Crime völlig, wie nicht anders zu erwarten. Die Gruppe wird vom Saxophonisten Rainer Theobald begleitet, der einigen alten Liedern eine oder auch mehrere neue Noten verleiht.

Ein Vergnügen für alle Beteiligten

Die Bandbreite der gespielten Lieder ist groß. Neben dem alten, englischsprachigen Song "Almost Dead" sind die Stücke vom aktuellen Album "Lieblingsfarbe und Tiere" zahlreich in der Setlist vertreten. Dazu gibt es selten gespielte Songs wie "Ein Hotdog unten am Hafen". Besondere Begeisterung beim Publikum erhalten naturgemäß Klassiker wie "Delmenhorst", "Kaffee und Karin" oder "Weißes Papier".

Dass das Konzert für alle Beteiligten ein Vergnügen ist, zeigt sich auch daran, dass Element of Crime insgesamt knapp zwei Stunden spielen, inklusive dreier Zugaben. Und so kann man mit dem guten Gefühl nach Hause gehen, dass die Band wohl noch weiterhin Jung und Alt über Trennungen hinweg- und zu erinnerungswürdigen Konzerten verhelfen wird. Auch wenn ich mich auf dem Heimweg frage, ob nicht wohl das ganz fantastische Hemd Sven Regeners der eigentliche Star des Abends war…

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