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Agent Fresco (live in Weinheim, 2015) © Andreas Schulz

Agent Fresco testen emotionale und musikalische Grenzen durch die Erschaffung eindrucksvoller Klangwelten. Dabei kreieren die Isländer ein progressives Art-Rock-Wunder, bei dem man erstmal einen Schritt zurücktreten muss, um es in seiner Gänze zu erfassen. Bei ihrem Konzert in Weinheim zieht die Band die Besucher damit ganz und gar in ihren Bann.

Man traut sich kaum zu atmen, wenn sich Arnór Dan Arnarson bei emotionalen Liedern die Seele aus dem Leib singt. Hat der Frontmann doch erst zuvor von den Hintergründen eines traumatischen Erlebnisses gesprochen, in dessen Verlauf Arnarson Opfer eines brutalen Überfalls wurde. Das zweite Konzeptalbum "Destrier" ist gezeichnet von diesem Ereignis. Wie schon das Debütalbum der Band, das sich um den Tod von Arnarsons Vater dreht, ist auch die aktuelle Platte einem Leitthema untergeordnet: dem wogenden Kampf der Emotionen.

Zuvor haben jedoch die Lokalmatadoren Clayd aus Mannheim die Ehre, die Besucher im Café Central in Weinheim mit ihrem britisch angehauchten Alternative-Rock anzuheizen und animieren dabei schon den ein oder anderen Zuschauer zum Hüpfen und Mitsingen. Den Höhepunkt erreicht die Stimmung aber erst, als die Isländer endlich ihr Set mit "Anemoi" eröffnen.

Epischer Artrock

"Wenn ihr uns Energie gebt, geben wir euch Energie", begrüßt Arnarson das Publikum und fügt noch hinzu, wie sehr sich die Band freue heute hier spielen zu dürfen, denn das Café Central sei die zwanzigste Location, in der die Isländer auf ihrer Europatour Halt machen.

Man kommt nicht umhin, die kunstvolle Musik von Agent Fresco zu bewundern. Jeder Song der Band zieht den Hörer in seinen Bann und führt ihn in eine eigene Klangwelt. Die Musik der Isländer verbindet zupackenden Postrock, metallische Ingredienzien und epischen Artrock. Dissonante Klanggebirge, feistes Riffing, betörende Melodien, eingepackt in tiefgründige Arrangements verschmelzen wieder zu einem sehr eigenwilligen Klangcocktail und ziehen den Zuhörer aus seiner Komfortzone heraus.

Ein intensives Konzerterlebnis

An den richtigen Stellen schreit, keift und brüllt Arnarson auch schon mal und wirkt dabei völlig abwesend und wie in Trance. Wie in seiner eigenen Musik gefangen, taumelt der Frontmann immer wieder über die Bühne, bis der nächste Takt einsetzt. 

Nach knapp über einer Stunde, in der die Band recht ausgewogen Stücke ihrer beiden Alben gespielt hat, ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Zurück bleibt ein intensives Konzerterlebnis. Denn neigt man auch dazu, Agent Fresco mit Modern-Prog-Bands wie Coheed and Cambria oder auch Muse zu vergleichen, sind die Isländer schlichtweg einzigartig. Das spüren auch die Zuschauer im Café Central, als sie sich in die Winternacht verabschieden.

Setlist

Anemoi / He Is Listening / Howls / Silhouette Palette / Pyre / Wait For Me / A Long Time Listening / Paused / Implosions / Bemoan / See Hell / Angst / Dark Water / Eyes Of A Cloud Catcher / The Autumn Red

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