FofoTank (live beim Rockbuster Finale in Koblenz, 2015) Fotostrecke starten

FofoTank (live beim Rockbuster Finale in Koblenz, 2015) © Annegret Arnold

Kaum ein Preis ist für Newcomer so begehrenswert wie Rockbuster. Aus einem äußerst talentierten Feld gehen beim Finale auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz FofoTank als Sieger hervor. Die weiteren Plätze belegen We Are Rome und The Boomboxes.

Der Rockbuster-Wettwerb der LAG Rock & Pop ist die wahrscheinlich beste Möglichkeit für Newcomer-Bands aus Rheinland-Pfalz, neue Fans zu gewinnen und neue Kontakte zu knüpfen.

Sechs Bands haben sich nach erfolgreichen Vorentscheiden an diesem Abend im optisch wie akustisch beeindruckenden Kuppelsaal der Koblenzer Festung Ehrenbreitstein versammelt, um den ersten Platz und einen der begehrten Förderpreise des Landes Rheinland-Pfalz zu erringen. Die Regeln sind klar und einfach: Binnen fünfundzwanzig Minuten müssen sie die hochkarätig besetzte Jury rund um unter anderem den renommierten Kölner Musikproduzenten Wolfgang Stach, Julien Weiß von Chimperator und SPV-Digitalchef Andy Ludyk auf ihre Seite bringen.

Der Weisheit letzter Schluss?

Den Anfang machen Visdom aus Mainz, die als Gewinner des Vorentscheids in Ludwigshafen direkt ins Finale eingezogen sind.

Die fünf Jungs um Sänger Kris Tofferson kombinieren Rockmusik aus den 1970er Jahren à la Led Zeppelin oder Black Sabbath mit der Attitüde moderner skandinavischer Bands wie Graveyard. Sie legen auch gleich fulminant los, können das Niveau des grandiosen Auftakts aber nicht über die vollen fünfzwanzig Minuten Spielzeit halten. Dennoch gefallen einige Passagen wie das Stück “Black Soul“, das an Wolfmother erinnert. 

"Die spinnen, die Römer…"

Als nächstes betreten We Are Rome, die Sieger des Mainzer Vorentscheids, die Bühne. Mit ihrer Mischung aus entspannendem, mainstreamigem und radiokompatiblem Poprock, elektronischen Sounds und professionellem Auftreten wissen die Jungs aus Mannheim und Mainz zu überzeugen.

So manch Älterer im Publikum fühlt sich bei den Klängen der Band sogleich ins London der 1980er Jahre zurückversetzt und an die New Wave-Bands dieser Zeit erinnert. Außerdem setzen We Are Rome immer wieder gekonnt die Videoleinwand zur Steigerung der Atmosphäre durch Videoclips ein, wodurch ihre Show auch optisch an Reiz gewinnt und ein erstes Ausrufezeichen setzt.

“Still Got The Blues“

Beim dritten Kandidaten wird es auf der Bühne etwas leerer, dafür umso voller davor. The Boomboxes aus Koblenz machen dem Namen Power-Trio alle Ehre und rocken das Haus. Im Publikum hält es so langsam keinen mehr. Die drei Jungs bieten feinsten Bluesrock im Stile von Johnny Lang und erhalten für ihre kraftvolle Performance die an diesem Abend bislang mit Abstand größte Resonanz.

Besonders Gitarrist und Sänger Stephan Püschel entpuppt sich als Mann mit echtem Starkaliber. Es ist ferner überraschend, wie tight die Band spielt, wenn man sich dank ihrer Facebook-Seite vor Augen führt, dass Drummer Christian Bauer erst seit September fester Bestandteil der Boomboxes ist.

Zu viel Balladeskes

Der vierte Bewerber sind Good Friday aus Neustadt an der Weinstraße. Auch sie treten als Trio auf und bieten Alternative Rock mit einem leichten Surf- und Blueseinschlag. Alle drei Musiker beteiligen sich in dieser Konstellation gesanglich, wobei Gitarrist Simon Fischer den Löwenanteil übernimmt.

Leider wissen die Jungs die gute Stimmung zu Beginn ihrer Performance nicht zu nutzen. Die ausgedehnte bluesige Ballade, die sie in der Mitte ihres Sets abliefern, ist zwar schön anzuhören, aber bei einer solchen Veranstaltung auch wegen des Zeitlimits vielleicht etwas fehl am Platz. Diesen leichten Malus können sie auch durch ein zum Mitgrölen aufforderndes Finale nicht mehr kompensieren.

"School’s Out"

Aus Bad Bergzabern unweit der französischen Grenze sind FofoTank bis ins Finale durchgedrungen und beweisen ab der ersten Sekunde, dass sie völlig zurecht mit von der Partie sind. Die einstige Schülerband überzeugt mit ihrem vielseitigen Sound und einem Fünf-Mann-Lineup aus zwei Gitarristen, einem Drummer, einem Keyboarder, der zugleich auch für die Bassparts verantwortlich ist, sowie einem Leadsänger, der selbst schwierige Kopfstimmenpassagen mit Bravour meistert.

Die Resonanz im Publikum auf den Poprock gepaart mit Hip-Hop- und Funkelementen ist entsprechend groß, und die meisten Anwesenden sind sich in diesem Moment bereits darüber einig, dass sie gerade den Sieger erlebt haben.

"Tell Me A Story"

Für den letzten Mitbewerber, Lilli Rubin aus Bingen, wird es natürlich umso schwerer, auf diesen Kracher noch einen draufzusetzen. So wirklich gelingt dies der einzigen Gruppe mit weiblicher Beteiligung an diesem Abend auch nicht. Prinzipiell verfolgt das Quartett vom Rhein zwar einen interessanten konzeptionellen Ansatz, da eine Off-Stimme vor und nach jedem Song eine kurze Geschichte erzählt.

So ganz geht die Rechnung jedoch nicht auf, und es stellt sich schon die Frage, warum man die Erzählerin nicht mit auf die Bühne geholt hat. Ihre Ansagen sind nämlich live, was ein leichtes Verhaspeln an einer Stelle beweist. Inmitten der Gruppe hätte sie vermutlich für ein deutlich interessanteres Ambiente gesorgt. Die Idee ist insofern gut gemeint, aber noch ausbaufähig.

Alles im LOT

Als sich die Jury nach den letzten Kandidaten zur Beratung ins stille Kämmerlein zurückzieht, muss sich das Publikum aber weiterhin nicht langweilen. Der Leipziger LOT ist mit seiner Band speziell von seiner Österreichtour mit Gerard angereist, um die Zuschauer beim Rockbuster als Headliner zu unterhalten. Er selbst beschreibt seine Musik als "Urban Pop".

Streckenweise klingt es für den geneigten Hörer stark wie Seeed im Indie Rock-Gewand, was vielleicht auch an den Phrasierungen des Sängers und Songwriters liegt, die dunkel an das Soloalbum "Stadtaffe" von Peter Fox erinnern. LOT und seine Mitstreiter wissen, wie sie die Zuschauer in ihren Bann ziehen, und so bildet der letzte Auftritt vor der Preisverleihung den gelungenen musikalischen Abschluss eines insgesamt sehr runden Abends.

"And the winner is…"

Nach einer Stunde präsentiert die Jury schließlich ihre Entscheidung. Wenig überraschend ernennen sie Fofotank zu den Siegern des Abends. Auf den weiteren Podestplätzen folgen We Are Rome und The Boomboxes, die sich zukünftig über die gleiche Unterstützung wie die Gewinner freuen dürfen.

Die verbliebenen drei Bands sind natürlich etwas enttäuscht über das Resultat. Einen wirklichen Verlierer gibt es an diesem Abend aber nicht, denn das Niveau der Veranstaltung ist generell sehr hoch und macht jetzt schon Lust auf den Rockbuster Newcomer Contest des kommenden Jahres.