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Tom Jones (live, Alte Oper, Frankfurt am Main) © Akis Konstantinidis

Tom Jones ist gerade 75 Jahre alt geworden, powert aber immer noch auf der Bühne wie zu seinen besten Zeiten. Zum Auftakt seiner Deutschlandtour präsentiert er in Frankfurt alte Songs, tolle Cover und seine großen Hits in überraschenden Stilrichtungen.

Pünktlich um 20 Uhr gehen in der Alten Oper in Frankfurt die Lichter aus. Zwei Gitarristen und der Drummer kommen auf die Bühne und geben den Takt vor. Dann betritt unter riesigem Jubel Tom Jones die Bühne. Er verbeugt sich vor seinem Publikum, greift zum Mikro und legt los. Vor den Flammen auf der Videowand und mit einer tiefen, dunklen Stimme singt er "Burning Hell".  

Dieses Cover von John Lee Hooker wird ebenso enthusiastisch beklatscht wie Randy Newmans "Mama Told Me Not To Come". Nun sind auch alle zehn Musiker hinter Tom Jones versammelt und brennen mit ihm gemeinsam ein zweistündiges Feuerwerk ab. Tom sagt "Danke schön" und liefert nach dem Keyboardsolo bei "Didn't It Rain" mit dem Wechsel in die ganz tiefe Bruststimme das nächste Highlight, bei dem das Publikum ausrastet.

Stilwechsel

Tom Jones hat sichtlich Spaß auf der Bühne, er lebt dieses Konzert und betont das auch nach "Don't Knock" mit der Bemerkung: "Good to be back once again". Sein "Yieehah" nach "Tomorrow Night" beweist es ebenfalls, bevor er nach diesen schnelleren Songs in den Countrystil wechselt.

Mit den Akustikgitarren bewaffnet spielen die Gitarristen nun flotten Countrysound zum Hank Williams Cover "Why Don't You Love Me" und gekrönt wird dies im nächsten Song mit dem Tubasolo bei "Raise The Ruckus", für das der Bläser begeisterten Szenenapplaus erhält.

Einmal kurz trinken und die Stimme befeuchten tut gut. Denn das Publikum schreit schon beim ersten Akkord von "Sexbomb" frenetisch los. Diese Version ist aber nicht die erwartete Danceversion im Mix von Mousse T. Stattdessen beginnt Tom Jones den Song mit einem akustischen Slow-Intro, um dann mit fulminantem im Big-Band-Sound den Saal zu rocken. Die drei Bläser geben richtig Druck und das Publikum reagiert. Zum ersten Mal stehen Zuschauer auf und einige Fans laufen sogar in die Gänge vor und tanzen mit. Am Ende ruft Tom nur noch "Woooh" in den Saal und die Fans antworten ihm.

Angeheizt von dieser Stimmung dürfen die Bläser gleich nochmal brillieren. Den Bluessound des "St. James Infirmary Blues" kommentiert Tom Jones mit den Worten: "A horn makes a band a real band". Nach diesem Sound würde ihm da keiner widersprechen.

Verspielter Sound

Nach der Ballade "I'll Never Fall In Love Again" und dem rockigen Gitarrengeballer zu "Shake A Hand" wird der Sound deutlich verspielter. Sein Hit "Delilah" ist eine wesentlich langsamere, aber stimmlich nicht weniger beeindruckende Version der Radioversion. Auf den Elvis Presley Rock folgt das Leonard Cohen-Cover "Tower Of Song" mit der auf Tom Jones passenden Songzeile: "I was born with the gift of a golden voice". Diese Zeile bejubelt das Publikum mit lauten Rufen.

Ebenso langsam wie "Delilah" ist auch "Green, Green Grass Of Home". Die unerwartetste Version des Abends ist aber sein Welthit "It's Not Unusual". Tom Jones performt den Song in einer Art Rialto-Sound, während auf der Videowand gemalte Bilder der Brücken von Venedig oder vom Eiffelturm zu sehen sind. Aber auch diese unerwartete Version hat sehr viel Charme und wird entsprechend gefeiert.

Let's Rock

Mit dem zweiten Randy Newman-Cover "You Can Leave Your Hat On" zündet Tom Jones die letzte Rakete, um das Publikum endgültig ausflippen zu lassen. Unter riesigem Applaus legt er sein Jacket ab und ab jetzt heißt es nur noch Rock da House. Die Energie des Funk-Rock springt von der Bühne auf die Zuschauer über, die mehr und mehr aufstehen und endlich lostanzen wollen.

Die Rockgitarren brennen zum Sound von "If I Only Knew" und Tom Jones lässt das Publikum als Intro zu "Crazy 'bout An Automobile (Every Woman I Know)/ Reelin' And Rockin" sein langgezogenes "Wellll" wiederholen, um dann den Rocksound nochmal zu steigern. Zum Abschluss des Hauptblocks geht er nach dem Song "I Wish I Would" von der Bühne und überlässt diesen Part seiner fantastischen Band, die den Saal zum Kochen bringen.

Oldie, but Goldie

Im gleichen Stil geht es weiter, als Tom Jones die Zugabe mit dem James Bond Hit "Thunderball" beginnt. Diese Version im Akustik-Rock ist der Startschuss für alle Fans, nach vorne zur Bühne zu rennen. Mit "Kiss" von Prince biegt er auf die Zielgerade und beendet die Show unter tosendem Jubel mit "Strange Things". Zum Abschluss holt er alle Musiker nach vorne, stellt jeden vor und gemeinsam gibt es eine letzte Verbeugung vor dem Publikum, bevor Tom Jones mit den Worten: "Good night and God bless you all" von der Bühne geht.

Mit seinen nun 75 Jahren wirkt Tom Jones kein bißchen müde, sondern er hat richtig Spaß auf der Bühne. Seine Augen leuchten, seine Fäuste zelebrieren den Sound und seine Stimme ist nach wie vor einzigartig und kraftvoll. Das Konzert war erstklassig, ohne jede Schwäche. Vermisst wurde höchstens sein Hit "She's A Lady". Aber den kann er ja auf der nächsten Tour wieder spielen. Angekündigt hat er es schon, dass er noch viele Jahre auftreten will. Das klingt gut, darauf hoffen alle seine Fans.

Setlist:

Burning Hell / Mama Told Me Not To Come / Didn't It Rain / Don't Knock / Tomorrow Night / Why Don't You Love Me / Raise The Ruckus / Sexbomb / St. James Infirmary Blues / I'll Never Fall In Love Again / Shake A Hand / Delilah / Elvis Presley Blues / Soul Of A Man / Tower Of Song / Green, Green Grass Of Home / It's Not Unusual / You Can Leave Your Hat On / If I Only Knew / Crazy 'bout An Automobile (Every Woman I Know) / Reelin' And Rockin / I Wish I Would // Thunderball / Kiss / Strange Things

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