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Roger Hodgson (live in Weinheim 2015) © Rudi Brand

Roger Hogdson, die Stimme von Supertramp, eröffnet den Weinheimer Kultursommer 2015 und macht dabei sehr viele Menschen trotz des schlechten Wetters sehr glücklich. Die Macht von unsterblicher Popmusik und wie es wirklich war…

Es vergeht kein Tag, an dem im deutschen Formatradio nicht mindestens zwei oder drei Supertramp-Stücke über den Äther gehen. Egal ob "The Logical Song", "Breakfast In America" oder "It's Raining Again": Supertramp ist die Superpopgruppe aus den Siebzigern, die bis zur Trennung von Roger Hodgson 1983 verkaufstechnisch alle Rekorde brach.

Des Sängers neue Kleider

Die übrig gebliebenen Supertramp-Mitglieder um Tastenmann Rick Davies versackten musikalisch in der Bedeutungslosigkeit und leben seither lediglich von ihrem Namen und der großen Zeit 1975-1982. Auch Roger Hodgson erreichte nie wieder die Höhen seiner Supertramp-Zeit, aber schon seit vielen Jahren geht er wieder regelmäßig auf Tour.

Der Auftakt seiner "Breakfast in America-Worldtour" findet an einem kühlen Abend im wunderschönen Ambiente des gut gefüllten Weinheimer Schlossparks statt. Er habe extra neue Bühnenkleidung angeschafft, lässt er die Zuschauer wissen und der Auftakt zur Welttournee müsse, so Hodgson augenzwinkernd, unbedingt in Weinheim stattfinden.

Unverwechselbar und unwiderstehlich

Der 65-jährige Engländer strahlt nach wie vor Wärme und Gelassenheit aus, die er sich bis heute bewahrt hat. Als erstes Lied stimmt er mit seiner hohen, unverwechselbaren Tenorstimme den 1979er Supertramp-Klassiker "Take The Long Way Home" an. Es ist der Auftakt zu einem Abend voller Hits.

Hodgson spielt an diesem Abend noch vier weitere Stücke der Platte, nach der die Tournee benannt ist: "Breakfast in America". Besonders "Child Of Vision", das progressive Schlussstück des Albums, ist nah am Original und ein absoluter Hörgenuss. Seine unwiderstehliche Stimme ist immer noch intakt und schafft fast alle Höhen.

Regen und glückliche Menschen

Als das Wetter nach einer halben Stunde den Geist aufgibt und Regen auf die tausenden Besucher im Schlosspark herabstürzt, entschließt sich der Sänger routiniert und doch spontan, das eigentlich für den Zugabenteil vorgesehene "It's Raining Again" vorzuziehen. Fast alle Zuschauer stehen von ihren Sitzen auf und tanzen im Regen.

Überall sieht man strahlende und mitsingende Menschen, was den Gutmenschen, Esoteriker und Umweltschützer Roger Hodgson sichtbar erfüllt. Man spürt, wie eng viele der 50 bis 60-jährigen mit dieser Musik seit ihrer Schulzeit verbunden sind. Dieser eingängige Pop hat die Jahrzehnte überdauert und zaubert immer noch ein Lächeln in die Gesichter. Hodgsons Ansagen handeln vom "Glücklichsein", "der Sinnlosigkeit von Kriegen" und "der Kraft der Liebe" – klassische Althippie-Themen also.

Kompetente Band

Von den vier Begleitmusikern brilliert besonders Aaron MacDonald, der auch schon im Jahr 2010 in Weinheim mit dabei war, an Saxofon, Oboe und Mundharmonika. Er weckt Erinnerungen an John Helliwell, dem einstigen Publikumsliebling der alten Supertrampbesetzung und erhält bei seinen Einsätzen Szenenapplaus.

Die Band schafft es durch ihr kompaktes Spiel und die mehrstimmige Begleitung, die alten Hits wirklich frisch und werkgetreu auf die Bühne zu bringen. Dieses Musikhandwerk scheint der heutigen Popmusik abhanden gekommen zu sein, wo Autotune und andere technische Hilfsmittel den Takt vorgeben.

Perlen aus dem Soloschaffen

Kein Stück der Setlist ist jünger als das mahnende "Death & A Zoo" aus dem Jahr 2000. Hodgson hat insgesamt fünf Stücke seiner überschaubaren Solokarriere im Gepäck.

Neben seiner letzten wirklichen Hitsingle "In Jeopardy" aus dem Jahr 1984 können vor allem das majestätische "Only Because Of You" und das kernige "Had A Dream (Sleeping With The Enemy)", beide ebenfalls aus dem Jahr 1984, überzeugen. Bei letzterem greift der Meister sogar in die E-Gitarren-Saiten, wodurch die Version fast schon rockig gerät. Eine Ausnahme an diesem Abend, an dem Hodgson vorwiegend an E-Piano und Flügel agiert.

Noch mehr Hits zum Finale

Der Supertramp-Fan darf sich beim großem Finale an "Dreamer", dem ausladenden "Fools Overture" und dem unverwüstlichen "Give A Little Bit" erfreuen, bevor der Meister tatsächlich für eine weitere Zugabe nochmals nach knapp zwei Stunden die Bühne betritt. Drei Stücke bietet er zur Auswahl, "Hide In Your Shell" vom  1974er "Jahrhundertalbum" "Crime Of The Century" macht schließlich das Rennen.

Damit setzt Hodgson einen anspruchsvollen Schlusspunkt, der ihn gesanglich voll fordert. Die Party könnte noch stundenlang weitergehen, aber dann ist Schluss und der ehemalige Supertramp-Sänger verspricht, den Fünfjahresturnus seiner Weinheimer Konzerte beizubehalten. Es wäre allen zu wünschen, die diesen denkwürdigen Abend miterleben durften.

Setlist

Take The Long Way Home / School / In Jeopardy / Lovers In The Wind / Breakfast In America / It's Raining Again / The Logical Song / Only Because Of You / Lord Is It Mine / Death And A Zoo / If Everyone Was Listening / Child Of Vision / Dreamer / Fool's Overture // Had A Dream (Sleeping With The Enemy) / Give A Little Bit // Hide In Your Shell

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