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Die Orsons (live in Heidelberg, 2015) © Jannik Rulitschka

Nach diversen Solo-Projekten melden sich die Orsons mit neuem Album zurück. Im Rahmen ihrer Tour bringt die Hip-Hop-Combo um die Rapper Maeckes, Bartek, Tua und Kaas ordentlich Schwung in den ausverkauften Karlstorbahnhof in Heidelberg. What's goes? Einiges!

Nein, die Orsons sind weder eine unlustige Sitcom im Privatfernsehen noch eine narzisstische, neureiche Millionärsfamilie. Die Orsons sind die Antwort auf die Frage, was passiert, wenn sich vier Wortakrobaten zu einer Art Rapboygroup zusammenschließen.

2007 ist genau das passiert. Es folgten Supportshows für Fettes Brot oder Herbert Grönemeyer und 2012 die Teilnahme an Raabs Bundesvision-Songcontest. Nebenbei bauten Maeckes, Tua, Bartek und Kaas ihre Soloprojekte mit neuen EPs und Alben weiter aus und steigerten so ihre eigene Bekanntheit. Maeckes "Gitarrenkonzerte" kennen wir mittlerweile.

Ein Orson mit Gitarre

Mit dem neuen Album "What's Goes" im Gepäck, das am 20. März veröffentlicht wurde, machen die Orsons auch Halt im Karlstorbahnhof in Heidelberg. Es ist nicht das erste Mal, dass die Truppe dort auftritt, so langsam wird es allerdings Zeit für einen Location-Wechsel.

Der Karlstorbahnhof ist nämlich restlos ausverkauft und platzt schon während des Support-Acts Tristan Brusch aus allen Nähten. Brusch kennen viele wahrscheinlich vom Orsons-Song "Jetzt" – er ist der mit der Gitarre.

Optisch irgendwo zwischen Billy Idol und den Ochsenknechts, erinnert Brusch musikalisch vor allem an die alte Songwriter-Schule von Heinz-Rudolf-Kunze, nur mit eben mit DJ. Der schlagerekse Gitarrenpop kommt beim Publikum gut an. Bei den Orsons selbst übernimmt Tristan die Gitarrenparts.

Schweigeminuten

Mit dem Titeltrack "What's Goes" beginnt eine abgedrehte, kunterbunte Rapshow, die vor Energie und Spielfreude nur so strotzt. Die vier Orsons betreten nacheinander die Bühne und werden unter tosendem Beifall von der Menge begrüßt.

"Heidelbergchen? Könnt ihr springen?", schallt es durch den Raum. Im Strobogewitter spitten sich Tua, Kaas und Bartek von Track zu Track. Und Maeckes? Der hat vom Herrn Doktor dummerweise Rap-und-Rede-Verbot verordnet bekommen.

Genug Gelegenheit, sich ausgiebig um die Fans zu kümmern, Stagediving inklusive. Diese – oder eben das Playback – übernehmen dafür seine Rap-Parts. Maeckes nimmt es mit Humor und nutzt diverse Teile der Bühnendeko als Mikrofon. Aber wieso steht bei DJ Jopez ein Dildo auf dem Tisch?

Everybody dos, as he pleases

Die Songs der Orsons stecken voller Ironie, Witz und Sarkasmus. Mit der poppigen Note sowie dem ein oder anderen gesungenen Refrain verpasst die Combo der deutschsprachigen Hip-Hop-Landschaft ihren ganz eigenen Stempel.

Dabei wird jedem der Vier auch live genug Spielraum gelassen, sich selbst in einer Soloperformance zu präsentieren und seine Rap-Skills zu untermauern – ok, außer bei Maeckes jetzt. "Everybody does as he pleases" eben.

So verändert sich die Stimmung schlagartig, wenn von einem klebrig-süßen "Sunrise 5:55am" in die Trinkhymne "Vodka Apfel Z" oder vom gechillten "Oben vom Heu" in Barteks "Apfelschnitzschneider" gewechselt wird. Solche Stimmungsschwankungen sind essentieller Bestandteil einer Orsons-Show.

Rapstreetboys

Die vier Schwaben bezeichnen sich selbst als "Deutschlands erste echte Boygroup" und präsentieren sich auch genauso auf der Bühne. Hier ist jeder Frontmann und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Das Zusammenspiel funktioniert prima, sorgt für Abwechslung und hat hohen Unterhaltungswert. Auch die Choreos können sich sehen lassen: bei "Ventilator" beispielsweise wird wild mit den Armen gerudert. Genial. Die Backstreetboys dürfen schonmal die Koffer packen.

Nimm es mit Humor

Es gibt Truppen, die gehören einfach auf die Bühne. Die Orsons sind so eine. Dank Unterstützung durch ihre vierköpfige Band bestehend aus Schlagzeug, DJ, Backvoice und Gitarrist Tristan klingen die Songs viel druckvoller als auf Platte. 

Was Tua, Kaas, Bartek und Maeckes für ein Entertainment-Feuerwerk abfackeln ist beeindruckend und macht ungemein Spaß. Man muss sich nur auf den Klamauk-Rap einlassen. Und genau des isch halt des.

Setliste

What's Goes / Papa Willi und der Zeitgeist / Lass uns chillen / Ventilator / Sunrise 5:55Am / Vodka Apfel Z / Zambo Cristall Merkaba / Das Klo / Grün / Es fühlt sich gut an ein Orson zu sein / Kim Kwang Seok / Rosa, Blau, Grün / Lagerhalle / Seitdem / Oben im Heu / Schminkwurz / Apfelschnitzschneider / Leicht / Des isch halt des // Tornadowarnung / Jetzt / Feuerrot / Schwung in die Kiste

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