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Joe Bonamassa (live, in der Liederhalle, Stuttgart) © Akis Konstantinidis

Nicht jeder Künstler ist gleich am Anfang eines Konzerts auf der Höhe seines Könnens. Aber ein begnadeter Live-Musiker wie Joe Bonamassa, der die Bühne und sein Publikum liebt, schafft es wie in Stuttgart, sich in Bestform zu spielen.

Nach einem längeren Intro, bei dem die Bühne zunächst dunkel bleibt, wird es plötzlich hell und Joe Bonamassa steht vorne im Spotlight, während die übrige Bühne in blaues Licht getaucht ist.

Mit seiner dunklen, durchdringenden Stimme setzt er zu "Oh Beautiful" an. Es ist der Song mit dem größten Kontrast, denn die Musik bleibt vollständig im Hintergrund. Dann plötzlich verstummt der Sänger, lässt dafür aber plötzlich ein Gitarrengewitter vom Feinsten los.

Startschwierigkeiten

Unterstützt von sieben Musikern fegt er durch den ersten Teil des Konzerts nahezu ohne Pause. Seine Finger rasen bei "Hidden Charms" über die Gitarrensaiten. Es ist fast verwunderlich, dass durch die extreme Reibung kein Qualm entsteht. Der verdiente Lohn: Soloapplaus.

Aber irgendwie fehlt den Songs bis dahin noch die Leichtigkeit, die Joe Bonamassa beim Konzert 2014 in Mannheim gezeigt hat. Erst nach "Living On The Moon" kommt das erste kurze "Thank You".

Steigerung von Song zu Song

Das jazzartige Intro von "Trouble Town" lässt das Publikum nach dem aggressiven Beginn kurz durchatmen. Aber spätestens mit dem Folgesong "Double Trouble" ist klar, dass Joe Bonamassa endlich auch emotional in diesem Abend angekommen ist.

Nun präsentiert er Blues Rock At It's Best und dreht am Ende dieses Otis Rush Covers so richtig auf. Bei "I Gave Up Everything For You, 'Cept The Blues" jagt er schließlich seine Gitarre in unterschiedlichen Facetten immer wieder hoch, nur kurz unterbrochen von einem Tusch der Band.

Auf dem Gipfel seiner Kunst angekommen ist er dann bei "Look Over Yonders Wall". Unterstützt vom Trompeter spielt sich Joe Bonamassa in einen Rausch. Dabei ist die Gitarre nicht immer laut, aber so intensiv, dass es das ganze Publikum elektrisiert. Er wirkt gelöst, feuert das zweite "Thank You" ins Publikum und bedankt sich für "Two Wonderful Nights in Stuttgart", denn auch am Abend zuvor stand er im Liedersaal in Stuttgart auf der Bühne.

Dammbruch

Nach dem nächsten Extra-Applaus für das Solo in "Love Ain't A Love Song" kommt es am Ende von "The Ballad Of John Henry" zum Dammbruch. Denn mit dem Ende des Hauptblocks stürmen die Fans aus den Sitzplätzen los und machen den Innenraum zum Stehplatzkonzert.

Die Zugabe beginnt mit "All Abroad", ein Song mit Speed-Blues Elementen, der gewürzt ist mit Einlagen des Posaunisten und des genialen Keyboarders. Der letzte Song "So, What Would I Do", vermittelt die Atmosphäre der alten Jazz-Clubs mit Gentlemen in teuren Anzügen und edel gestylten Damen. Am Ende gibt es Standing Ovations, als die Band unter tosendem Applaus von der Bühne geht.

Mutiger Anspruch 

Joe Bonamassa stellt diese Tour unter das Motto: "The Guitar Event Of The Year". Das ist ein mutiger Anspruch. Seine einzigartigen Fähigkeiten an der Gitarre hat er zweifelsohne wieder bewiesen.

Letztlich war das Konzert 2014 in Mannheim noch einen Tick besser, weil Joe Bonamassa vom ersten bis zum letzten Song auf Höchstniveau performt hat. Das sind aber Nuancen auf absolutem Spitzenlevel.

Setlist

Oh Beautiful! / Never Give All Your Heart / Hidden Charms / Living On The Moon / Trouble Town / Double Trouble / I Gave Up Everything For You, 'Cept The Blues / Look Over Yonders Wall / One Less Cross To Bear / All Night Boogie (All Night Long) / Someday After A While / Love Ain't A Love Song / Sloe Gin / The Ballad Of John Henry // All Aboard / So, What Would I Do

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