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Corona in the Pipebag (Rockbuster, 2014) © Annegret Arnold

Am 18. Oktober 2014 standen sechs Bands aus ganz Rheinland-Pfalz im Finale des Rockbuster-Newcomercontests. Wie bereits letztes Jahr fand das Event im Kuppelsaal der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz statt und bot damit die perfekte Kulisse für einen Abend voll abwechslungsreicher Newcomer-Bands. Am Ende gingen Corona in the Pipebag mit dem ersten Platz von der Bühne.

"Der frühe Vogel fängt den Wurm" kommt einem in den Sinn, wenn bereits um 19 Uhr die erste Band des langen Abends beim Rockbusterfinale 2014 die Bühne stürmt. Mit dem Titel "Spätstücken" ihrer gleichnamigen EP eröffnen Buffet of Fate lautstark den Abend und zelebrieren darin ironischerweise eher den "Der frühe Vogel kann mich mal"-Lebensstil der heutigen Generation. Mit ihrem Showkonzept aus Pseudonymen wie Party Jesus oder Cop Marley, passenden Kostümen und Elektrometal mit deutschen Texten begeistern die Mainzer "BOFENGERS" zwar das Publikum, können sich allerdings später bei der Jury nicht durchsetzen.

Ebenfalls aus Mainz angereist ist die nächste Band Earsteps, die frischen Alternative Rock mit jazzigen Elementen mischen. Sänger Sinan Köylü, dessen Stimme ausdrucksstark über der Musik schwebt, sticht besonders hervor. Die Songs sind atmosphärisch, die Arrangements könnten allerdings noch ein wenig Überarbeitung benötigen, um den internen Spannungsbogen der einzelnen Stücke zu verdichten und sie interessanter zu machen.

Pur vs. Dredg?

Mit deutschem Pop aus Speyer geht es weiter, als Fabian Schreiber und Band auf der Bühne stehen. Die Gruppe um den 28-jährigen Frontmann spielt technisch versiert und erinnert häufig an deutschsprachige Bands wie PUR. Obwohl kein eigener Fanbus aus der Heimat mit angereist ist, dürfen sich Fabian Schreiber und Band über wohlwollende Publikumsresonanz freuen. Leider reicht es nicht für einen der ersten drei Plätze.

Bei Dream Casino aus Trier kommen Fans der härteren Gangart auf ihre Kosten: Hier wird progressiver Alternativerock mit melodischem, gerne auch mehrstimmigem Gesang geboten, der auch vor emotionalen Timbres nicht zurückschreckt. Einflüsse von Bands wie Mew oder Dredg sind vermutlich nicht unbeabsichtigt und lassen die Herzen vieler Zuschauer höher schlagen. Die energetische Performance bringt Dream Casino am Ende einen verdienten zweiten Platz ein.

Die Jüngsten werden die Ersten sein

Mit einem Durchschnittsalter von 18 gehört Corona in the Pipebag wohl zu den jüngsten Bands des Abends. Nur auf den ersten Blick gegensätzlich wirkt ihr reifer Indie-Folk, der normalerweise komplett akustisch dargeboten wird, am Finalabend aber doch durch E-Piano und E-Bass verstärkt wird. Dass die Jungs aus der Koblenzer Region ihren lokalen Fanclub mitgebracht haben, ist unüberhörbar. Der heutzutage angesagte Stil, dessen Erfolg Gruppen wie Mumford & Sons zu verdanken ist, soll Corona in the Pipebag später auf den ersten Platz bugsieren.

Die sechste und damit letzte Band des Abends heißt Kompass und war bis vor kurzem noch unter dem Namen stereoview unterwegs. Kompass spielen emotionalen Poprock mit intelligenten deutschen Texten und schlagen damit in eine ähnliche Kerbe wie beispielsweise Mikroboy. Für den letzten Song wird die Band von Violine und Violoncello verstärkt und lässt Luftballons in den bunt erleuchteten Kuppelsaal regnen. Die Jury honoriert den professionellen Auftritt von Kompass mit dem dritten Platz.

Drei Gewinner, keine Verlierer und I Heart Sharks

Während sich die unabhängige Fachjury nach dem letzten Auftritt zurückzieht und über die Auswertung und Platzierung der teilnehmenden Bands berät, überbrücken I Heart Sharks aus Berlin die Wartezeit. Obwohl in den vergangenen Jahren schon bekanntere Headliner für das Finale verpflichtet wurden (zum Beispiel Jupiter Jones, Jennifer Rostock und Revolverheld), kann die Band mit ihrem Indietronic punkten und gewinnt an dem Abend wohl den ein oder anderen neuen Fan.

Die drei Siegerbands Corona in the Pipebag, Dream Casino und Kompass dürfen sich auf eine besondere Förderung durch die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Rock&Pop Rheinland-Pfalz freuen, die unter anderem eine EP-Produktion, Coachings und weitere Auftrittsmöglichkeiten enthält. Alle Bands, die im Finale standen, erhalten außerdem einen professionellen Videomitschnitt ihres Auftritts – gerade in unserer heutigen audiovisuell geprägten Zeit ein wichtiges Gut.