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Hozier (live beim Maifeld Derby, 2014) © Achim Casper

Andrew Hozier-Byrne, kurz Hozier, wird von der Musikpresse schon seit geraumer Zeit als der Retter des gegenwärtigen Blues gefeiert. Wenige Wochen vor dem Erscheinen seines Debütalbums begeistert der Newcomer von der grünen Insel nun auch die Kölner Fans im ausverkauften Konzertsaal des Stadtgarten.

Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass der Ire Andrew Hozier-Byrne seine erste Single "Take Me To Church" auf Youtube veröffentlichte. Einen Song, der Liebe in jeglicher Form zur religiösen Metapher erhebt und dessen äußerst unbequemes Video klar als Kritik an der homophoben Unterdrückung in Putins Russland verstanden werden soll.

Die gleichnamige erste EP schlug ebenso hohe Wellen wie das erste Video – nicht nur im Netz. Auf einen gefeierten Auftritt beim SXWX-Festival in Austin, Texas Anfang des Jahres folgten unter anderem Gastauftritte in Amerikas großen TV-Shows von David Letterman und Ellen Degeneres. Im deutschen Fernsehen war Hozier zuletzt gleich zwei Mal zu sehen.

Dabei ist das, was der 24-jährige da macht, altbekannt und neuartig zugleich: Songs von Liebe, Religion und dem Menschsein in einem so gar nicht eingestaubten Gewand von Blues und Soul.

Seichte Unterhaltung als Support

Den Abend in Köln eröffnet aber zunächst einmal der Singer-Songwriter Rhodes. Der junge Brite, der auch schon UK-Newcomer wie Sam Smith und London Grammar auf Tour begleitete, spielt schwermütige Folk-Songs. Das ist ganz nett, aber irgendwie alles schon einmal da gewesen und schnell in Vergessenheit geraten, als schließlich Hozier und seine Band die Bühne betreten und die stimmungsvolle, gospelartige Ballade "Like Real People Do" anstimmen.

Brandaktuelles und Klassiker

Die Band wirkt dabei wie ein angenehm heterogener, aber gleichermaßen talentierter Zusammenwurf von Musik-Nerds. Es werden Songs vom Album, das in Deutschland am 6. Oktober erscheint, gespielt und vom Publikum des inzwischen restlos gefüllten Konzertsaals fleißig beklatscht und bejubelt.

Wie viel Blues tatsächlich in dem hochgewachsenen Iren steckt zeigt sich spätestens, als er Alvin Youngblood Harts Version von "Illinois Blues" akustisch covert. Mit seiner souligen und klaren Stimme katapultiert Hozier den Skip-James-Klassiker aus den zwanziger Jahren ins Jahr 2014.

Aber auch Akustikversionen seiner eigenen Songs, wie dem im Duett mit Alana Henderson gesungenen morbiden Liebeslied "In A Week" oder, zurück mit Band im Rücken, die Single "Sedated", kommen gleichermaßen zeitlos und doch sehr aktuell daher.

Das betrifft sowohl die Themen, die die Songs behandeln, als auch den Sound und ist vermutlich mit ausschlaggebend für das große Interesse an Hoziers Musik.

Sympathisch und Gelassen: Hozier

Der gerade einmal 24-Jährige wirkt dabei im Übrigen nicht, als wäre ihm eben dieses stetig wachsende Interesse an seiner Person zu Kopf gestiegen. Vielmehr wird er nicht müde zwischen den Songs mit seinem Publikum zu kommunizieren. "Vielleicht fällt jemand da unten ja auch noch ein besserer Titel für den 'Work Song" ein?" Vorschläge sind schnell gefunden.

Nach einem auch live absolut überzeugenden "Take Me To Church" ertönen Rufe aus dem Publikum, die nach weiteren Coverversionen fordern. Und siehe da: Hozier kommt mit einem Cover von Ameries RnB-Hit "One Thing" zur Zugabe zurück und bringt die Menge noch einmal zum Tanzen.

Dass das Publikum auch den letzen Song "From Eden" schon vor dem Album-Release textsicher mitsingen kann, sollte einen nicht länger verwundern. Oder um es in den Worten eines den Stadtgarten verlassenden Konzertgastes zu sagen: "Ich frage mich wirklich, wie man noch nicht von ihm gehört haben kann."

Setlist Hozier im Stadtgarten Köln, 20.09.2014

Like Real People Do | The Angle Of Small Death & The Codeine Scene | Jackie and Wilson | To Be Alone | It Will Come Back | Illinois Blues (Cover) | Cherry Wine | In A Week | Work Song | Sedated | Take Me To Church | One Thing (Cover) | From Eden

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