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© Nilz Böhme

Der Rhythmus Brasiliens ist weltberühmt und eignet sich hervorragend dazu, die Kultur des Landes in Musik, Tanz und Show zu präsentieren. Genau das versucht die Show Brasil Brasileiro. Herausgekommen ist eine abwechslungsreiche Darbietung, die viel Spaß und gute Laune verbreitet.

Bei einer Vorführung über Brasilien erwartet der Zuschauer vor allem, dass es direkt wild und bunt wird. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Am Anfang treten alle Künstler ausschließlich in weißer Kleidung auf und zeigen die ruhigen, tief emotionalen Facetten Brasiliens.

Von ruhig bis wild

Nach einem Opening mit traditioneller Musik betreten mehrere Musiker die Bühne. Mit Tamborim, zwei Gitarren und einer Querflöte beginnen sie zu spielen, bis Posaune und anschließend Trompeter einsetzen und besondere Akzente setzen. Die verträumten Melodien werden vom Rhythmus des brasilianischen Jazz getragen.

Erst danach wird die Show so, wie man es erwarten konnte. Die Zuschauer erleben einen wilden Mix aus zahlreichen Tänzen und Vorführungen von Einzelkünstlern, Paaren oder ganzen Gruppen, die oft mit Slapstickeinlagen gewürzt sind. Drei dieser Auftritte im ersten Teil sind besonders elektrisierend.

Capoeira – Tanz oder Kampfkunst?

Im 18. Jahrhundert entwickelten die brasilianischen Sklaven die Capoeira. Sie trainierten heimlich ihre Kampfkünste, indem sie ihre Schläge und Tritte mit Tanz und Musik kombinierten. Auf der Bühne beginnen die Artisten mit einer Darstellung in Zeitlupe, damit die Zuschauer die Art der Bewegung besser erfassen können, während im Hintergrund die Musiker einige brasilianische Instrumente wie das Berimbau, einen Holzbogen mit Metallsaite, spielen.

Die Artisten wirbeln über die Bühne und zeigen Körperkunst in Perfektion. Mit Überschlägen und Power Flic-Flacs bringen sie das Publikum dazu, den ersten wirklich großen Applaus des Abends herauszukitzeln. Aber der wirkliche Höhepunkt dieser Performance folgt am Schluss, als zwei der Tanzkämpfer Roundkicks mit mehrfacher 360 Grad Drehung ausüben. Die Kunst dabei ist, sich trotz der nahen Distanz nicht zu treffen und den beiden Artisten gelingt das trotz enormer Geschwindigkeit perfekt.

Schattenmann und Strandparty

Dann folgt ein weiteres Highlight: Im Hintergrund wird eine weiße Wand hinuntergelassen, vor der ein adretter Tänzer im weißen Anzug mit roter Krawatte und Hut erscheint. Von unten fällt ein steiles Licht nach oben und der Tänzer wirft einen überdimensionalen Schatten, der dreimal so groß wie er selbst ist. Dann beginnt er mit Drehungen und Hüftbewegungen, die so faszinierend sind, dass die Zuschauer von diesem Schattentanz gefesselt werden und nur noch auf den Schatten achten, obwohl der Tänzer vorne live zu sehen ist.

Am Ende des ersten Showteils erscheinen 21 Artisten im typischen Strandoutfit mit kurzen Shorts und viel nackter Haut. Hier unterläuft dem Ensemble der einzige offen sichtbare Fehler des Abends, weil eine Tänzerin von der feurigen Samba-Paar-Performance zuvor den Kostümwechsel nicht schafft und ihren Tanzpartner am Bühnenrand rechts allein tanzen lässt, während er sie mit hektischen Handzeichen herruft.

Straßenkehrer und Sängerin

Das ist aber schnell vergessen, denn jetzt kommt der heimliche Star des Abends zu seinem ersten Auftritt. Der lächelnde Straßenkehrer von Rio de Janeiro Renato Gari Sorriso ist ein Kind des Karnevals und fegt trotz seiner Popularität auch mit 50 Jahren heute noch die Straßen von Rio. Nicht fehlen darf beim Auftritt der Besen und so wirbelt er ganz in Orange zwischen den Tänzern herum und das ganze Ensemble wird mit großem Beifall in die Pause verabschiedet.

Schon im ersten Teil der Show wurde die Band im Hintergrund sichtbar, ohne jedoch die großen Akzente zu setzen. Jetzt dürfen sie allein ran und zeigen mit Percussions, Gitarren und zahlreichen Bläsern, dass sie den Rhythmus Brasiliens im Blut haben. Ebenso erblüht die voluminöse Sängerin Rose Barcellos stimmlich und legt mehrere Soloauftritte hin, die vollgepackt sind mit gesanglicher Wucht und den Emotionen Brasiliens.

Erinnerung an die 1980er

Ein Tanzpaar erscheint und schon der erste Takt der Musik ist ein Flashback zurück in die 1980er Jahre. Denn damals schlugen ein Song und ein Tanz wie eine Granate ein und haben sich seitdem in Millionen Herzen gebrannt: Lambada. Die weißen Fransen am Kleid der Tänzerin wirbeln und schleudern durch die Luft, während das Paar eine heiße Sohle aufs Parkett zaubert. Da werden Erinnerungen wach.

Gute Tänzerinnen wissen genau, wie sie ihr knackiges Hinterteil perfekt in Szene setzen. Vier der Tänzerinnen des Brasil Brasileiro wissen es jedenfalls. Mit sehr kurzem Kleid darf jede Tänzerin ihren Po mit kraftvollen Zuckungen und aufreizenden Posen so sexy präsentieren, dass so mancher Mann in der Nacht davon träumen dürfte. Der heftige Applaus lässt es auf jeden Fall erahnen.

Das große Finale

Zum Abschluss kommen alle Künstler auf die Bühne und legen nochmal eine heiße Performance hin, die getragen wird vom Rhythmus der Percussions. Es ist der viel umjubelte Abschlusss einer sehr unterhaltsamen Show, die den Vergleich mit ähnlichen Shows nicht scheuen muss. Bei der Tanztechnik ist allerdings eine Show noch einen kleinen Tick ausgereifter, nämlich das Ballet Revolución.