10 Jahre Popakademie Baden-Württemberg

10 Jahre Popakademie Baden-Württemberg © Popakademie

Zum Finale der ersten Mannheimer Music Week endet auch für die Studenten der Popakademie ein weiteres Semester, dessen Abschluss traditionell mit einem Konzertabend im Capitol in Mannheim ausgiebig gefeiert wird. Im Schnelldurchlauf präsentieren sich insgesamt elf Acts.

Es ist einiges los in Mannheim: im Ehrenhof fällt der Startschuss zum dreitägigen Showspektakel von Bülent Ceylan, das Jugendkulturzentrum Forum lädt mit Akustik-Konzerten zu den "Sofa Sessions" ein und im Capitol präsentieren sich Künstler und Bands der Popakademie im Rahmen des Semesterabschlusskonzertes.

Feiern unter Freunden

Man hat die Qual der Wahl bei der Abendplanung und bei den meisten fiel diese vermutlich auf den "Monnemer Türk". Das Capitol bleibt dagegen spärlich besucht.

Doch hohe Besucherzahlen sind beim alljährlichen Abschlusskonzert der Popakademie eher zweitrangig. Hier steht der Spaß im Vordergrund, zusammen mit seinen Kommilitonen/innen das Ende des Semesters zu feiern; vor und auf der Bühne. Für viele Absolventen ist dieser Auftritt auch der letzte innerhalb ihrer Popakademie-Laufbahn. Wiederum andere präsentieren sich zum ersten Mal einem größeren Publikum.

Schnelldurchlauf

Die Programmstruktur ist wie gehabt: am Ende des Abends werden es insgesamt elf Solokünstler und Bands sein, die jeweils drei bis vier Songs performen: Maggy Rich, Grob (Solo), Valénte, Seven Days Back, La Cris, Katinka, Tonomat 3000, Amsterdamn!, Maram, Angie Taylor und Fedora. Wer da nur mal kurz eine rauchen geht, hat womöglich den nächsten Act schon verpasst.

Durch den schnellen Wechsel auf der Bühne bekommt das Publikum zwar einen Überblick über aktuelle Popakademie-Projekte, kann sich aber auf keinen Act richtig einstellen, ehe schon der nächste in den Startlöchern steht. Die Gefahr für den Künstler, nur einer von vielen und damit ein Stück weit austauschbar zu sein, ist hoch. Dabei geht es in dem Business doch vor allem darum, anders als die anderen zu sein.

Neue Musik in altem Gewand

Angesichts der aufwendigen Bühnendeko bestehend aus gewölbten Traversen mit zahlreichen Moving Heads bestückt, könnte man eine energiegeladene Show nach der anderen erwarten. Oft geht es allerdings ruhiger und unspektakulärer zur Sache.

Seven Days Back, die neue Band von The Voice-Kandidat Leon Rudolf, bewegen sich im Folk-Pop mit Country-Elementen, Grob-Frontmann Jakob Mayer spielt solo, Singer-Songwriterin La Cris performt ihre Soul-Nummern im Alicia Keys-Style am Piano und Amsterdamn! haben noch immer keinen Bassisten – und wollen wohl auch keinen. So weit, so normal.

Zwei Extreme

Deutlich spezieller sind Katinka, die mit ihrem rotzigen Deutsch-Punk Nina Hagen und Mia. alle Ehre machen. Mit viel Power in der Stimme und noch mehr Overacting fegt Frontfrau Katharina Münz über die Bühne. Doch so wie Nina Hagen nicht jedermanns Sache ist, ist es auch Katinka nicht. Das für dieses genretypische stimmliche Ausbrechen wird auf Dauer für den Zuhörer ganz schön anstrengend.

Anstrengend ist auch der Auftritt der Stipendiatin Angie Taylor, trotz reichlich fluoreszierender Farbe und Gastauftritten u.a. vom Schlagzeug-Dozenten Thomas Lui Ludwig. Cool sieht das ja alles aus, nur musikalisch liefert Taylor den undefiniertesten Auftritt des Abends. Hier jagt eine Technikpanne die nächste und wenn dann alle Instrumente zu hören sind, ist es das reinste Chaos. Melodie? Harmonie? Fehlanzeige! Der Großteil der Refrains besteht aus Lauten. Wer braucht schon Text?!

Lichtblicke am Ende des Tunnels

Es gibt auch durchaus vielversprechende Künstler zu sehen. Tonomat 3000 haben ihren Jungbuschsong beiseitegelegt und präsentieren mit vier brandneuen Stücken aus der im Herbst erscheinenden EP eine groovige und doch druckvolle Mischung aus Hip Hop-, Pop-, Funk- und Rockelementen. Wer hätte gedacht, dass es bei Tonomat 3000 am meisten kracht?

Auch der Alternative-Fünfer Fedora brettert mit ordentlich Dampf über die Bühne. Wem Paramore mit ihrer stilistischen 360 Grad-Drehung zu soft geworden sind, kommt bei dieser Truppe voll auf seine Kosten. Frontfrau Sofia Stark macht dabei ihrem Namen alle Ehre und zeigt eindrucksvoll ihre stimmliche Bandbreite. Für sie ist es das letzte Konzert im Rahmen ihres Studiums.

Liebe zur Musik

Das Konzert von Fedora bildet den Abschluss eines Abends mit vielen unterschiedlichen Künstlern, kraftvollen Stimmen, versierten Instrumentalisten und noch mehr neuer Musik; mal ziemlich gewöhnlich, mal viel zu speziell für den Massenmarkt und hier und da auch sehr vielversprechend.

Unterm Strich sollte jeder die Musik schreiben, die er liebt und hinter der er voll und ganz steht. Der Erfolg lässt sich sowieso nicht erzwingen. In diesem Sinne: bis zum nächsten Semesterabschlusskonzert!

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