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Eric Clapton (live in Mannheim, 2014) © Rudi Brand

Eric Claptons einziges Deutschlandkonzert des Jahres 2014 in der fast ausverkauften SAP Arena erwies sich als betuliche Angelegenheit ohne jedes Überraschungsmoment. Für Abwechslung sorgte hingegen eine Band, die kaum jemand auf der Rechnung hatte.

Als Vorgruppe von Eric Clapton tritt nämlich die Band Haller auf. Sichtlich euphorisiert ob des größten Gigs ihres Lebens spielen die Mannheimer ein Set aus griffigem, melodiösem, deutschsprachigem Rock und ernten dafür mächtig Applaus.

Mitreißend: Haller

Obwohl man der Musik bisweilen anmerkt, dass sie nicht für eine Arena mit mehr als 10.000 Besuchern inszeniert ist, besitzen Songs wie "Tätowiert" eine Schlagkraft, die auch auf den hinteren Rängen Aufmerksamkeit erzeugt.

Zum positiven Eindruck trägt auch Sänger und Namensgeber Martin Haller bei, der seine Nervosität in positive Energie umzusetzen vermag und mit seiner ehrlichen Freude zahlreiche Zuschauer mitreißt. Chance genutzt.

Neues Jahr, neue Band

Eric Clapton muss weit zurückdenken, um sich an seine Zeit als Nachwuchsmusiker zu erinnern. Den überwiegenden Teil seiner Karriere hat er auf großen Bühnen verbracht. Dennoch wirkt sein Auftritt teilweise immer noch so, als spiele er in einem Bluesclub vor 50 Leuten. Das betriftt insbesondere den mittleren Teil des Konzerts, als Clapton fünf Songs im Sitzen performt.

Im Vergleich zum letzten Jahr hat sich in seiner Band einiges getan. Co-Gitarrist Andy Fairweather Low, Chris Stainton und Paul Carrack an den Keyboards sind aus dem letzten Jahr verblieben. Neu hinzugekommen sind Dave Bronze am Bass und Henry Spinetti am Schlagzeug. Dazu gibt es zwei manchmal etwas übermotiviert wirkende Backgroundsängerinnen.

Blues-Klassiker im Mittelpunkt

Der Sound in der SAP Arena ist glasklar und für ein Konzert dieser Größenordnung überraschend leise. Alle Instrumente sind wohldefiniert und nicht übersteuert. Durchaus angemessen für ein Konzert, das sich zum Großteil den von Clapton verehrten Blues-Klassikern widmet: zwei Songs von Robert Johnson, zwei von J. J. Cale, je einer von Muddy Waters, Charles Segar und Jimmy Cox. Dazu einige Clapton-Klassiker wie "Layla" und "Tears In Heaven" und Fragwürdiges wie "Pretending".

Obwohl die Setlist keineswegs besonders einfallsreich oder gar originell ist, hätte sich Eric Clapton einen Gefallen getan, wenn er die Songs mit etwas mehr Leidenschaft oder wenigstens Engagement performt hätte. Der gesamte Aufbau des Konzerts wirkt sehr konstruiert: die meisten Lieder enthalten mindestens ein Gitarrensolo und ein Keyboardsolo, gespielt in maßvollem Tempo. Alles wirkt vorhersehbar und berechenbar.

Bedächtig und etwas langweilig

Es wäre sicherlich unfair, von Eric Clapton zu verlangen, dass er sich im Alter von 69 Jahren musikalisch neu erfindet. Allerdings zeigen Kollegen in ähnlichem Alter (Bob Dylan, Neil Young, Robert Plant um nur drei zu nennen) größeres Interesse, etwas zu riskieren oder etwas Neues auszuprobieren. Das ist nicht immer erfolgreich, aber letztlich ist es interessanter als Claptons sehr bedächtiges, aber auch etwas langweiliges Konzert.

Sicher ist Clapton kein charismatischer Performer, die Faszination seiner Musik liegt in seinem Gitarrenspiel. Das ist sauber und makellos, aber auch hier fehlt das Besondere. Der Eindruck, dass Eric Clapton mehr oder minder auf Autopilot agiert, verfliegt nie völlig. Routine und Professionalität sind Voraussetzungen, um vor einer derart großen Menschenmenge aufzutreten, aber sie sollten das Konzert nicht dominieren, nicht den bestimmenden Eindruck bilden.

Fehlender Antrieb

Besonders augenscheinlich wird das, wenn Paul Carrack die Chance erhält, ein Lied zu singen. "How Long" von Ace versprüht die Energie, die vielen anderen Songs fehlt. Das Konzert hält durchaus Highlights bereit: gegen "Cocaine" oder "Crossroad Blues" ist wenig zu sagen, aber es gibt eben auch das lahme "Tell The Truth" und eine verkitschte Version von "Tears In Heaven".

In einem Statement im Tourbuch zur Japan-Tour dieses Jahres erklärte Clapton, er sei nicht sicher, wie lange er noch auf Tour gehen werde: "Je älter ich werde, desto mehr wünsche ich mir, zu Hause bei meiner Familie zu bleiben." ("I'm not sure how long I can keep this up, and staying at home with my family becomes more tempting as I grow older.")

Wie sehr Clapton von diesem Gefühl bestimmt zu sein scheint, zeigt sich, als er das Konzert nach exakt neunzig Minuten nach der einzigen Zugabe "High Time We Went" relativ abrupt beendet. Im Publikum sind einzelne Unmutsäußerungen zu hören, aber zu einem Eklat kommt es nicht. Alle gehen einfach still nach Hause. Vielleicht sollte Eric Clapton dasselbe tun.

Wiederkommen kann er ja jederzeit.

Setlist

Somebody Knocking | Key To The Highway | Pretending | Hoochie Coochie Man | Tell The Truth || Driftin' Blues | Nobody Knows You When You're Down And Out | Crazy Mama | Tears In Heaven | Layla || How Long | Gin House | Crossroad Blues | Little Queen of Spades | Cocaine
Zugabe: High Time We Went

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