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Metallica (live bei Rock im Park, 2014) © Dominic Pencz

Zwischen routiniertem Konzert und grenzwertiger Verkaufsshow bewegte sich der Auftritt von Metallica in der Hamburger Imtech Arena. Noch während der Show wurden die Fans aufgefordert, über die noch freien Slots abzustimmen. Was kommt als nächstes?

Im Rahmen der Konzertreihe Sonisphere gaben sich am 4.6.2014 die Metallgiganten Slayer und Metallica einmal mehr ein Stelldichein, um sich von ihren mitgealterten Fans abfeiern zu lassen. Die 50.000 Besucher erlebten in der Hamburger Imtech-Arena eine komplett durchkommerzialisierte Veranstaltung, die vor allem von einer Band dominiert wurde.

Sowohl die Spieldauer als auch der Sound fielen, wie könnte es anders sein, zugunsten von Metallica aus, die ihr Songmaterial solide darboten, aber mit überflüssiger Zuschauerinteraktion nervten.

Slayer ohne Biss

Nachdem die Opener Ghost und Mastodon in Windeseile über die Bühne gezogen wurden und somit nur programmatischen Randnotiz darstellten, durfte die Thrash-Metal Kultkombo Slayer ihre musikalischen Meilensteine zum Besten geben. Dabei ließ die Band um Kult-Shouter Tom Araya leider etwas an Esprit vermissen. Obwohl die Setlist nahezu alles bot, was das Herz eines Slayer-Fans begehrt, sprang der Funke nicht wirklich über.

Tom Araya, mittlerweile 53, fehlte sichtlich der Biss, mit dem er einst Hymnen wie "Raining Blood", "Angel of Death" und "South of Heaven" dem Publikum entgegenschmetterte. Er wirkte eher wie der nette in sich ruhende Rock-Opa, der nur noch als Berufsmusiker unterwegs ist und dabei den Zuschauern freundliche Blicke zuwirft.

Gedenken durch Trinken

Gitarrist und Mitgründer Kerry King erwies sich da eher als Konstante. Wie ein mächtiger Fels stand er auf der Bühne und trieb, unterstützt durch Drummer Paul Bostaph, mit gewohnter Präzision die Songs vor sich her. Alles in allem boten Slayer einen akzeptablen Auftritt, der zudem auch an den verstorbenen Jeff Hanneman erinnern sollte.

Im Verlauf der zweiten Hälfte des Gigs wurde ein Banner ausgerollt, das auf den ersten Blick an das Flaschenlabel der Biermarke Heineken erinnerte. Der Firmenname wurde jedoch mit "Hanneman" ersetzt und durch die Worte "Angel of Death" sowie "Still Reigning“ ergänzt. Sicherlich Geschmacksache: sowohl das Bier selbst, als auch die Art und Weise mit der an den an Leberversagen verstorbene Hanneman gedacht wurde.

Nervige Verkaufsshow

Kurz nachdem Slayer die Bühne verließen, konnte man kaum überhören, weshalb ein Großteil der Besucher gekommen war. Zweifelsohne waren Metallica für die meisten die Stars des Abends, was nicht zuletzt mittels Laola-Wellen zum Ausdruck gebracht wurde. Bereits das altbewährte Intro von "The Good, the Bad und the Ugly" brachte die Meute mehr zum Toben, als jeder bis zu diesem Zeitpunkt dargebotene Song. Hungrig fieberte die Menge den Titeln entgegen, die im Vorfeld via Online-Voting gewählt werden konnten.

"Metallica by Request" lautet das Motto der aktuellen Tour, was bedeutet, dass die Setlist im Vorfeld eines jeden Gigs durch Stimmabgabe der Fans über das Internet festgelegt und veröffentlicht wird. Leider nicht die gesamte Setlist. Während des Konzerts wurde das Publikum wiederholt aufgefordert zwischen drei noch offenen Songs via SMS abzustimmen. Selbstverständlich für 50 Cent pro Stimmabgabe, was die Veranstaltung zeitweise in eine schmierige Verkaufsshow abdriften ließ.

Störende Unterbrechungen, routinierte Show

Bereits vor dem eigentlichen Gig richteten sich Bandmitglieder via Videoeinspieler an die Fans, um sie zum "Voten" aufzufordern. Dem nicht genug, ließ es sich James Hetfield nicht nehmen, sogar während des Auftritts immer wieder auf diese Votingmöglichkeit hinzuweisen, wobei er mittels eines schicken Balkendiagramms den sehr knappen Zwischenstand präsentierte.

Schließlich konnte sich der Song "Fuel" gegen "Blackened" und "Wherever I May Roam" mit nur wenigen Stimmen Vorsprung durchsetzen. Abgesehen von diesen störenden Unterbrechungen zeigten sich Metallica im Rahmen der zweieinhalbstündigen Show gewohnt routiniert. Untermalt von gelungenen Visuals und Video-Clips, die über die LED-Wand liefen, ballerte die Band aus der kalifornischen Bay Area die Wunsch-Setliste nahezu fehlerfrei bis ins letzte Eck der Tribüne. 

Mit dabei im Gepäck, der neue Song "The Lords of Summer“, der möglicherweise auf dem neuen Album erscheinen wird. Während ihres Auftrittes unterstrichen Metallica immer wieder ihre Nähe zu den Fans, die sie als Teil der "Metallica-Family" bzw. fünftes Bandmitglied betrachten. Dies wurde auch dadurch zum Ausdruck gebracht, dass einige Fans während der gesamten Show am Bühnenrand stehen und stellenweise sogar Songs ankündigen durften. Wem’s gefällt!?

Zenit überschritten

Alles in Allem bleibt festzuhalten, dass die Mainacts des Sonisphere ihren Zenit deutlich überschritten haben. Für Metal-Nostalgiker sind derartige Konzerte sicherlich nach wie vor etwas Schönes. Man darf jedoch gespannt sein, was sich die Marketingabteilung der Band um James Hetfield noch alles einfallen lässt.

Nachdem Metallica vor kurzem bereits medienwirksam einen Gig in der Antarktis spielten (Antarctica), scheint im Sinne der Vermarktung alles möglich zu sein. Hier einige Vorschläge: "Titanica – Drown'em all", "Desertica – meet the Sandman" oder gar "Geriatrica – Ride the Wheelchair"? Wer weiß?!  Es darf gevoted werden.

Setlist Metallica

Battery | Master of Puppets |Welcome Home (Sanitarium) | Ride the Lightning | The Unforgiven | Creeping Death | Lords of Summer | Sad but True | Fade to Black | ...And Justice for All | One | For Whom the Bell Tolls | Whiskey in the Jar | Nothing Else Matters | Enter Sandman

Zugabe: St. Anger | Fuel | Seek & Destroy

Setlist Slayer

World Painted Blood | Necrophiliac | Mandatory Suicide | Captor of Sin | War Ensemble | Dead Skin Mask | Raining Blood | Black Magic | South of Heaven | Angel of Death

Setlist Mastodon

Black Tongue | Divinations | Crystal Skull | Chimes at Midnight | High Road | Aqua Dementia

Setlist Ghost

Year Zero | Con Clavi Con Dio | Prime Mover | Stand by Him | Ritual | Monstrance Clock

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