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Maeckes (live in Mannheim, 2014) © Jannik Rulitschka

Maeckes ist in Mannheim und lädt im Capitol zu einem seiner Gitarrenkonzerte ein. In Blödel-Barden-Manier und mit einer Mischung aus Wohnzimmerkonzert mit Comedy-Einlagen liefert das Orsons-Mitglied eine Show zwischen Genialität und völligem Schwachsinn.

"Gitarrenkonzerte 2014" nennt Maeckes seine aktuelle Tour durch Deutschland und wer die Orsons kennt, muss bei dem Tour-Titel schon zwei Mal hinschauen, um dann langsam zu begreifen: er meint das wirklich ernst! Ist in dem Spaß-Rapper ein virtuoser Gitarrist verloren gegangen?

Noch verblüffender wird die Idee mit dem Gitarrenkonzert, wenn man sich das aktuelle Album "Zwei" anhört. Hier dominieren fette, basslastige Elektrobeats und Synthesizer-Klänge. Präsentiert Maeckes also seine neuen Songs in neuem Gewand?

Wohnzimmer-Kino

Während das eingespielte Intro läuft, suchen die letzten Besucher noch ihre Plätze. Auf einem Bildschirm erscheinen Handy- und Kamera-Verbots-Hinweise. Fehlt nur noch das Popcorn, dann könnte man meinen, man sei im Kino gelandet.

Maeckes erscheint und verbeugt sich mehrfach vor seinem Publikum. Der Mann von Welt trägt heutzutage eine elegante Regenjacke, inklusive Regenhose. Schick. Darunter verbirgt sich der feine Zwirn in Form eines grauen Anzugs.

Der Konzertabend ist in zwei Teile aufgeteilt. Der erste besteht zum Großteil daraus, dass sich Maeckes seine Gitarre schnappt, ein paar wenige Akkorde runterschrammelt und dazu – ähm – singt.

Von Mittelfingern und Youtube-Tutorials

Und damit ist die erste Frage des Abends beantwortet: Maeckes ist weder ein guter Sänger noch ein virtuoser Gitarrenspieler. Musikalisch bietet seine Show bis auf einige Ausnahmen gegen Ende nichts. Hier liegt jedoch auch nicht der Fokus.

Genau das weiß nämlich auch der Gastgeber selbst. So erzählt Maeckes, dass er nur wenig geprobt hat oder dass man den nächsten Song mit nur zwei Mittelfingern spielen kann oder nur mit einem iPad – ja, er spielt einen Song mit seinem iPad!

Zur Vorbereitung hat er sich sogar ein YouTube-Tutorial angeschaut und spielt eines der Stücke mit den Akkorden von Bob Marley. Aus "No Woman, No Cry" wird "Kein Erfolg, keine Frauen".

Alles nur in seinem Kopf

Es ist ihm aber auch "scheißegal" ob sein Gitarrenspiel den Erwartungen seines Publikums entspricht, denn "in meinem Kopf klingt alles wunderschön", erzählt der Rapper. Wie das genau klingt, wird immer wieder mal eingespielt: fette Beats, tiefer Bass – eben wie auf Platte. Warum können wir nicht den ganzen Abend dem Inneren seines Kopfes lauschen?

Überhaupt scheint da einiges los zu sein. Maeckes erzählt von den vielen Gedanken, die ihm im Oberstübchen rumschwirren. Da gibt es laut ihm nur eine Lösung: saufen gehen. "Wir haben das mal versucht, für euch visuell darzustellen", kündigt er an. Mit wild aufflackerndem, pinkem Strobolicht wird ein Vollrausch simuliert. Einen ganzen Song lang! Epilepsiealarm! Dann lieber wieder raus aus seinem Kopf.

Maeckes ist live mit seiner Show vollkommen unberechenbar. Zumindest wer ihn zum ersten Mal sieht, weiß nie, was als nächstes geschieht. So kann es auch mal passieren, dass er während einem Song mal eben eine CD verschenkt. Zumindest an denjenigen, der zuerst auf der Bühne ist. Da werden aus friedlichen Konzertbesuchern Stuntmänner. "Der nächste Song heißt Groupiesex!"

Zwei Teile, zwei Seiten

Damit die HipHop-Fans nicht zu kurz kommen, wird Teil zwei der Show immer beatlastiger. Den Umbruch leitet "Allen gefallen" ein, ein Song, der allen gefallen soll – so die Idee. Hierzu wechseln wir wieder in seinen Kopf.

"Allen gefallen" beginnt zunächst mit Blockflöte und Rock. "Wir nehmen lieber die Blockflöte raus". Da ja Elektro viel besser bei den Leuten ankäme, wechselt der Song in den Trance-Bereich. Doch auch das scheint nicht allen zu gefallen, meint Maeckes.

Also packt der die Weihnachtsversion aus, denn "Weihnachten mag jeder". Maeckes baut also eine Art Kausalitätskette und landet am Ende mit den Worten "Vielleicht so?" bei...

Fette Beats, drückender Bass

..."Niemandsland". Das ist der Maeckes, den man erwarten konnte. Auf fetten, Elektrosamples spittet sich Maeckes durch das große Finale. Das gedimmte Licht schafft eine düstere Atmosphäre. "Hier is' das Niemandsland, hier is' niemand daheim". Daraus folgt "Graustufenregenbogen" inklusive Flitterregen. Jetzt dürften auch die letzten im Publikum wieder hellwach sein.

Mit den Zugaben "Wir trinken das Meer leer" und "Unperfekt" endet das rund zweistündige Gitarrenkonzert. Mit und einer Akustik-Version von dem Orsons-Track "Jetzt" und der aktuellen Single "Herz voller Wespen" kehrt auch wieder die Gitarre zurück – in dem Fall allerdings eingespielt.

Was bleibt ist trotz Unberechenbarkeit und Überraschungsmomenten das Gefühl, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn der Schuster bei seinen Leisten geblieben wäre. Das Konzert von Maeckes hätte auch ganz anders sein können. Eben mehr wie in seinem Kopf.

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