Family of the Year (Pressefoto, 2014)

Family of the Year (Pressefoto, 2014) © FKP Scorpio

Der Sommer kann kommen: Family Of The Year besuchen im Rahmen ihrer Tour den Zoom Club in Frankfurt und bringen mit ihren locker-leichten Folk-Klängen die Sonne Kaliforniens gleich mit.

Begleitet werden Family Of The Year vom New Yorker Singer-Songwriter Willy Mason, der, wie wir später erfahren, ein langjähriger, guter Freund des US-Quintetts ist.

Mason selbst tritt solo mit seiner Gitarre auf und liefert musikalisch eine Mischung aus Blues, Country und Folk. Johnny Cash lässt grüßen. Damit passt er natürlich stilistisch hervorragend zu Family Of The Year.

"Seitza gu grauf?!" – Deutsch lernen mit dem Publikum

Masons sympathische und offene Art kommt beim Publikum gut an und sorgt für den ein oder anderen Lacher: "The next song is about a pick up truck. You know pick up truck? It's a vehicle. You know vehicle? So, a pick up truck is a vehicle with luggage capability and a roof. You know a roof?"

Zwischendurch versucht Mason neue Sätze auf Deutsch zu lernen und greift mit "Seitza gu grauf?!" einen Einwurf aus dem Publikum auf, der zu einer Art Running Gag wird.

Es kommt nicht selten vor, dass sich Mason damit selbst aus dem Konzept bringt, sich versingt, vergreift oder einen Song vor lauter Lachen unterbrechen muss. Das alles macht den New Yorker jedoch nur noch sympathischer.

Bob Dylan im Geiste

Während Bob Dylans "The Man In Me" erklingt, betreten Family Of The Year die Bühne und starten ihr Konzert mit "St. Croix": "You bring the ocean, I bring the motion". Der Ozean wird im Hintergrund auf eine Leinwand projiziert, die Bewegung im Publikum lässt noch einige Songs auf sich warten.

Wirklich tanzbar ist der Großteil der Songs nunmal nicht. Dafür wird fleißig mit dem Kopf und den Beinen gewippt. Live ist der Sound mindestens so fett wie auf Platte, der vierstimmige Gesang verleiht die nötige Fülle und auch das Schlagzeug knallt ordentlich. 

Und wenn der Familien-Fünfer bei Songs wie "Living On Love" auf die Becken und in die Saiten haut oder Fronmann Joseph Keefe zu einem der wenigen Gitarrensoli ansetzt, blitzt auch der Rock auf. Diese Momente lassen sich allerdings an einer Hand abzählen. Im Vordergrund steht locker-leichter Folk.

Mehr Musik, weniger Smalltalk

Dass Family Of The Year weniger zum Reden als zum Musikmachen gekommen sind, wird schnell klar. Mehr als ein kurzes "How's it goin'?" und zwischendurch ein "Thank You" kommt Sänger Joseph nicht über die Lippen.

Im Vergleich mit dem Frontmann hat Christina eine stärkere Bühnenpräsenz und zieht nicht nur durch ihr Model-Aussehen die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich.

Die Keyboarderin hat nach den ersten fünf Liedern mehr geredet als Frontmann Joseph während des gesamten Sets. "We're so happy to be here. You guys are awesome and you look awesome", wendet sie sich zum Publikum. Ein bisschen mehr Elan von Joseph zwischen den Songs wäre wünschenswert. 

Familientreffen

Lässt man seinen Blick durch den Zoom-Club schweifen, fällt überraschenderweise auf, wie jung das Publikum teilweise am heutigen Abend ist. Dabei orientieren sich Family Of The Year an der Musik der 60er und 70er Jahre.

Die Flower-Power-Generation ist zwar auch anwesend, jedoch bei Weitem nicht in der Überzahl. Viel mehr noch: nicht nur auf der Bühne ist eine Familie zu sehen, auch im Publikum stehen Mütter und Väter mit ihren Töchtern und Söhnen. 

I need a "hero"

Man kann erkennen, wie sich durch einen Charthit, wie ihn Family Of The Year mit "Hero" hatten, das Publikum verändert und erweitert. "Hero" tauchte auch im Schweighöfer-Film "Frau Ella" auf, was die Popularität von Family Of The Year auch bei Jugendlichen enorm steigerte.

Und genau auf dieses "Hero" haben die Leute den ganzen Abend gewartet. Schon mit den Anfangs-Akkorden reißen die Ersten jubelnd ihre Arme mitsamt Handys in die Luft und wie man es vermutet hat, lässt Sänger Joseph die gesamte Menge den letzten Refrain alleine singen.

Zwei Brüder und ein Duett

Ein besonderer Moment entsteht, als Schlagzeuger Sebastian Keefe an den Bühnenrand tritt, um zusammen mit seinem Bruder Joseph den Song "Summergirl" zu performen. "That's my only chance to stay in front", witzelt er. Der Rest der Band ist währenddessen schon hinter der Bühne verschwunden.

Für drei Zugaben kehren Family Of The Year nochmals zurück, holen sich zur Unterstützung Willy Mason an die Gitarre und beenden den Abend so, wie man es gerne öfter gehabt hätte: mit "Diversity" laut, krachend und einem letzten Gitarrensolo.

Eines haben Family Of The Year an diesem Abend sicherlich geschafft: mit dem California-Dreaming-Feeling Lust auf den kommenden Sommer zu machen.

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