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Sigur Rós: ganz nah bei den Massen © Leonard Kötters

In der fast ausverkauften Frankfurter Jahrhunderthalle präsentierten sich Sigur Rós als meisterhafte Liveband. Mit einer perfekten Dramaturgie gelang es der Band, das Konzert auf dem Höhepunkt zu beenden und das jubelnde Publikum dennoch zufrieden auf den Heimweg zu schicken.

Sigur Rós sind eine der unglaublichsten Erfolgsgeschichten der Popmusik. Wer hätte vermutet, dass eine isländisch singende Band jemals internationalen Erfolg feiern könnte? Und doch behaupten sich Sigur Rós seit mehr als fünfzehn Jahren an der Spitze.

Ein Grund ist mit Sicherheit ihre unverwechselbare Identität. Sigur Rós klingen wie keine andere Band. Ihre Musik verströmt enorme Wärme und wirkt doch kühl durchdacht. Sie lebt einerseits offensichtlich aus der Kultur Islands und besitzt doch einen universellen Ausdruck.

Harmonisches Konzerterlebnis

Das beweisen sie erneut bei ihrem Konzert in der vollen Jahrhunderthalle. Mit einer Setlist, die stark aus ihrem hervorragenden, aktuellen Album Kveikur schöpft, bietet die Band ein harmonisches, fließendes Konzerterlebnis, das zeitweilig meditative Züge trägt, aber auch mit einem spektakulären Höhepunkt und Abschluss aufwartet.

Abgesehen vom gewaltigen Brennisteinn, dem Opener des aktuellen Albums, sind weite Teile des Konzert eher ruhig, warten nicht mit dem grandiosen Wechsel aus Ruhe und Kraft auf wie frühere Auftritte.

Von träumend zu euphorisch

Auf diese Weise schaffen Sigur Rós ideale Momente, um ganz in der Musik aufzugehen, um in Liedern wie Vaka oder Glósóli zu versinken. Zur Wirkung trägt auch der Einsatz von Streichern und Bläsern bei, die der Musik eine ungeheure Vielfalt an Klangfarben verlieh, ohne ihrer Dichte abträglich zu sein.

Nachdem schon vorher Sæglópur mit durchdringender Kraft aufwartet, endet mit dem euphorischen Hoppípolla der meditative Teil des Konzerts. Die Zuschauer, die bislang das Konzert eher träumend wahrnehmen, bejubelen jetzt jeden Song euphorisch.

Im Publikum angekommen

In einem Moment atmet Jonsi tief ins Mikrofon, worauf Jubel aufbrandet. Es ist nicht ganz klar, was passiert ist, aber auf einmal ist der Sänger mitten im Publikum angekommen, ohne dass er seinen Platz verlassen hat.

Der Tempo- und Ausdruckswechsel zeigt die andere Seite von Sigur Rós, das Eruptive, das sich unwiderstehlich Bahn bricht. Kveikur ist ein solches Lied, das in einer langen Version die Zuschauer förmlich mitreißt.

Wenn es am schönsten ist

Festival erzeugt eine ganz andere Wirkung, da es auf die Mitwirkung der übrigen Band weitgehend verzichtet. Es endet mit Jonsis Versuch, den abschließenden Ton möglichst lange zu halten. Und wieder ist die Reaktion des Publikums überwältigend.

Ohne formale Unterbrechung spielen Sigur Rós eine lange Version von Popplagið, an dessen Ende ein eindrucksvolles Soundgewitter steht. Die Band kommt noch einmal auf die Bühne und verbeugt sich, aber Murren über fehlende Zugaben ist nicht zu vernehmen: man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.

Setlist

Yfirborð | Vaka | Brennisteinn | Glósóli | Stormur | Hrafntinna | Sæglópur | Varúð | Hoppípolla | Með Blóðnasir | Rafstraumur | Kveikur | Festival | Popplagið

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