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Rock am See 2013 sollte es zuerst gar nicht geben – doch kann kam die Zusage der Toten Hosen © KOKO

Nach mehreren Jahren nassen Rockvergnügens bei Rock am See in Konstanz war der Wettergott dem eintägigen Festival am Bodensee dieses Jahr endlich einmal gnädig gestimmt. Unter strahlend blauem Himmel versammelten sich knapp 23.000 Besucher, um gemeinsam mit den Broilers, The Hives und den Toten Hosen gebührend den Abschluss des diesjährigen Festivalsommers zu feiern. Den Anfang machten die Nachwuchskünstler von The Strypes, gefolgt von den Donots und Band of Skulls. Mit dabei waren in diesem Jahr auch Primal Scream aus Großbritannien.

Eine freudige Überraschung gab es, als zu Beginn des Sommers feststand, dass das beliebte eintägige Rockfestival am Bodensee doch noch stattfinden würde. Diesmal ganz ungewohnt, erst Ende September, aber doch besser als garnicht.

Das dachten sich tausende begeisterte Besucher und strömten aus ganz Deutschland und auch der Schweiz zum Bodenseestadion. Die Sonne zeigte sich von ihrer besten Seite und sorgte mit Sicherheit für ordentlich Umsatz an den Getränkeständen.

Very british Strypes

Den Auftakt spielten The Strypes, eine sehr junge und zur Zeit extrem hoch gelobte Band aus Irland. Nicht nur ihr Auftreten in Anzügen, auch die Musik der jungen Musiker um Frontmann Ross Farrelly erinnerte stark an einen Auftritt der Beatles in den 60er Jahren.

Besonders die mit Mundharmonika begleiteten Stücke wie Got love if you want taten es den Zuschauern an und ernteten reichlich Beifall. Kein Wunder, bedenkt man, dass der Produzent der Band, Chris Thomas, ehemals mit den Beatles und auch den Sex Pistols zusammenarbeitete.

Wie schon bei Rock am Ring und dem englischen Festival in Glastonbury konnte die Band auch in Konstanz mit sehr eingängigen und rhythmischen Stücken überzeugen. Trotz der frühen Uhrzeit und dem bis dahin nur mäßig gefüllten Stadion gaben The Strypes alles, nahmen sich ihrem Publikum an und man konnte rundum begeisterte, der Bühne zugewandte Gesichter sehen.

Donots liefern immer

Mit den Donots hatten sich die Veranstalter des Rock am See-Festivals eine Garantie für gute Stimmung und ordentliche Festivalmanier besorgt. Seit 20 Jahren steht die deutsche Band aus Ibbenbüren nun bereits gemeinsam auf der Bühne und sprudelt noch immer vor Energie fast über.

Die Band spielte bereits im Vorprogramm von Künstlern wie Green Day. Mit Stücken wie Calling, Wake the dogs  und Stop the clock gab's ordentlich was auf die Ohren, während die Sonne brannte und die Reihen sich mehr und mehr füllten.

Eine nackte Puppe eroberte die Bühne und das Publikum ließ sich zu einem mehr als schrägen Krabbentanz animieren. Frontmann Ingo Knollmann war sichtlich zufrieden damit und rief zu einer allgemeinen Sauberkeitsaktion auf, indem er Dreck aufsammeln und gemeinsam in die Luft werfen ließ. Die etwas andere Art der Pyrotechnik, aber mit nahezu der gleichen Wirkung: Es war ein tolles Bild wie das Publikum inmitten eines Dreckregens ihre Band feierte!

Kurz Durchatmen bei Band of Skulls…

Von huntertprozentiger Publikumsarbeit ging es dann mit der nächsten Band zu hunterprozentiger Bühnenarbeit. Die dreiköpfige Besetzung von Band of Skulls aus Großbritannien um Sänger Russell Marsden beherrscht ihre Instrumente bis ins kleinste Detail und liefert eine musikalisch einwandfreie Show.

Mit Kontakt zum Publikum hatte es die Band aber leider nicht so, was sich bald darin widerspiegelte, dass sich die Reihen in den ersten Blöcken vor der Bühne nach und nach lichteten. Dennoch konnte die Band mit Songs wie Sweet sour und light of the morning zum Tanzen mitreißen, nicht zuletzt auch deshalb, weil Bassistin und Sängerin Emma Richardson mit ihrer außergewöhnlich tollen Stimme absolut überzeugen konnte.

…dann Pogo zu den Krachern der Broilers

Pogo, Feiern, Tanzen lautete das Motto bei den Broilers, die nach der Band of Skulls die Bühne eroberten – und das Publikum gleich mit. Diesem wurde so richtig eingeheizt bei Harter Weg und Wie weit wir gehen. Die Band aus Düsseldorf begleitete die Toten Hosen während ihrer Tour im vergangenen Jahr und war noch gut im Gedächtnis vieler Hosen-Fans im Bodenseestadion.

So war der Fangesang von Anfang an sichergestellt und Paul der Hooligan wurde genauso begeistert gefeiert wie Weck die Toten auf. Dass die Band mit den Donots befreundet ist zeigte sich spätestens, als ebendiese die Show der Broilers kurzerhand enterten und die beiden Bands gemeinsam den Song Keine Sache, Kein Problem performten.

Unterkühlte Show von Primal Scream

So gut die Stimmung in der Zwischenzeit wurde, mit der darauf folgenden Band Primal Scream konnte das Publikum nicht ganz so viel anfangen. Die Band aus Schottland, die in der Rave-Szene der 80er Jahre ihre Höhepunkte hatte, spielt auf Festivals oft als Headliner. Doch dass Sänger Bobby Gillespie und seine Kollegen heute sichtlich wenig Lust hatten, war schnell ersichtlich.

Die fehlende Kommunikation mit dem Publikum sorgte ebenfalls nicht unbedingt für einen gefüllten Bereich vor der Bühne. Der müde Versuch des sichtlich neben sich stehenden Sängers Gillespie am Ende der Show das Publikum doch noch zu einem Sprechgesang zu animieren war dann auch nicht mehr von herausragendem Erfolg gekrönt.

weiterlesen: Ein Weckruf mit The Hives und das große Finale mit Die Toten Hosen

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Die Sonne verabschiedete sich allmählich hinter die Bäume und eine kühle Brise ließ selbst hartgesottene Rockfestivalbesucher nach und nach zumindest eine Kleidungsschicht mehr anziehen.

Ein Weckruf mit The Hives

Den aufkommenden, kühlen Temperaturen einer lauen Herbstnacht konnten The Hives aber doch einiges entgegensetzten und brachten ihr Publikum von Anfang an ins Schwitzen. Im Hintergrund der Bühne hielt ein Bild eines irren Clowns die Band scheinbar an Fäden in den Händen und The Hives hielten von Anfang an ihr Publikum im Griff.

Der Krachersong Come on trieb jede aufkommende Müdigkeit gleich zu Beginn der Show aus den Gliedmaßen ihres Publikums. Die schwedische Band erwies sich als absoluter Publikumsmagnet : Das Stadion war zu diesem Zeitpunkt nahezu bis zum Rand gefüllt.

Dass nicht nur unter den deutschen Bands Freundschaften bestehen zeigte sich bei The Hives an dem Song My time, den die Band schon vor einigen Jahren zusammen mit der ebenfalls schwedischen Band Mando Diao performte.

Sänger Pelle Almqvist stürzte sich bei go right ahead direkt in die Massen vor der Bühne und bewies, dass Crowdsurfen durchaus auch im Sitzen machbar ist – vorausgesetzt man hat sein Publikum im Griff.

Mit Main Offender und Hate to say I told you so gaben The Hives einige ihrer bekanntesten Stücke zum Besten und verabschiedeten sich mit einem fulminanten Abgang von der Bühne.

Großes Finale mit den Toten Hosen

Nach einer letzten Umbauphase läuteten Die Toten Hosen das große Finale von Rock am See 2013 ein und spielten eine absolut klasse Show. Ballast der Republik, der gleichnamige Song zum aktuellen Album, eröffnete die zweistündige Show der Alt-Punk Band.

Es folgte eine bunte Mischung aus ganz alten Stücken wie Achterbahn und Wir sind bereit bis hin zu den aktuellen Chartsongs Altes Fieber und Tage wie dieser.

Sänger Campino lies keine Möglichkeit aus mit seinem Publikum zu arbeiten und holte, wie schon von der vergangenen Tour der Düsseldorfer Band gewohnt, auch wieder einen Fan auf die Bühne.

Gespielt entsetzt beschwerte sich Campino, Plakate mit der Aufschrift "Ich kann es besser…" seien bei ihren Konzerten zum Volkssport geworden und sorgte damit für eine locker amüsante Atmosphäre im Publikum. Pascal aus der Schweiz durfte schließlich zusammen mit Campino den Song Paradies zu Ende singen während im Hintergrund digitale Schmetterlinge durch die Luft flogen.

Die Hosen gaben gleich dreifach Zugaben mit Klassikern wie Bommerlunder, Sascha und Zehn kleine Jägermeister, die noch einmal für ordentlich Bewegung und gute Laune in der Menge sorgten.

Das Rock am See Festival war auch in diesem Jahr wieder ein voller Erfolg und bot wie auch in den vergangenen Jahren eine schöne Mischung aus weniger bekannten und aufstrebenden, sowie bereits etablierten und erfolgreichen Bands. Die Stimmung war durchweg super, das Publikum entspannt, die Bands waren – fast alle – motiviert und gaben alles.

Der strahlende Sonnenschein setzte dem Ganzen dann noch ein I-Tüpfelchen auf.

Setlist: Die Toten Hosen bei Rock am See 2013 in Konstanz

Ballast der Republik | Altes Fieber | Auswärtsspiel | Alles wird gut | Das ist der Moment | Alles was war | Heute hier, morgen dort | Bonnie & Clyde | Ein guter Tag zum Fliegen | Helden und Diebe | Call of the Wild | Liebesspieler | Pushed Again | Schrei nach Liebe | Liebeslied | Steh auf, wenn du am Boden bist | Hier kommt Alex | Wünsch DIR was | Tage wie diese

Zugabenblock 1: Achterbahn | Wir sind bereit | Alles aus Liebe | Eisgekühlter Bommerlunder
2: Paradies | Far Far Away | Zehn kleine Jägermeister | Schönen Gruß, auf Wiederseh'n
3: Vogelfrei | Freunde | You'll Never Walk Alone

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