Die Rolling Stones haben Schwierigkeiten, auf ihrer US-Tour die Hallen zu füllen.

Die Rolling Stones haben Schwierigkeiten, auf ihrer US-Tour die Hallen zu füllen. © Universal Music

$600 sollten die teuersten Karten für das Konzert der Rolling Stones in Los Angeles kosten. Zu viel befanden die Fans, so dass kurz vor der Show noch viele Karten erhältlich waren. Notgedrungen reduzierten die Veranstalter die Ticketpreise um bis zu 90%, um wenigstens die Halle zu füllen. Es scheint, als hätten Band und Veranstalter ihre Hand überreizt.

Bereits Ende der 1970er Jahre kritisierte der Musikexpress in einem Artikel die Rolling Stones für die Höhe der Ticketpreise, aber damals niemand hätte sich träumen lassen, dass im Jahr 2013 die teuersten Karten für eine Show der Stones 600$ kosten würden.

Drastisch reduzierte Preise

So viel muss ein Fan bezahlen, wenn er Karten der besten Kategorie für die "50 and Counting"-Tour der Rolling Stones erwerben will. Was aber passiert, wenn die Fans kein Interesse an diesen grotesk überteuerten Tickets haben und die Karten zu Ladenhütern werden?

Genau das geschah im Vorfeld der Auftaktshow der Tour im Staples Center in Los Angeles, das am vergangenen Freitag stattfand. Anstatt die Stones vor einer halbleeren Halle spielen zu lassen, reduzierte der Veranstalter AEG die Ticketpreise drastisch um bis zu 90% auf bezahlbare 85$.

Unglaubwürdige Erklärungen

AEG behauptet zwar, man habe nach dem endgültigen Aufbau der Bühne bemerkt, dass mehr Plätze als ursprünglich gedacht freien Blick auf die Bühne boten, die man daher kurzfristig für 85$ angeboten habe.

Das Problem mit dieser Aussage ist die schiere Zahl der Tickets, die für den reduzierten Preis erhältlich waren. Die Käufer der reduzierten Tickets mussten sich an einem bestimmten Eingang versammeln. Wie auf diesem Bild zu sehen ist, handelte es sich um eine enorme Zahl von Besuchern. Die Erklärung von AEG verliert unter diesen Umständen an Glaubwürdigkeit.

Desaster an der Heimatfront

AEG steht übrigens für Anschutz Entertainment Group, die nicht nur die O2 World in Hamburg und Berlin, sondern auch die dazugehörigen Eishockey-Teams besitzt. Das Unternehmen ist in Los Angeles beheimatet und ist praktischerweise Eigentümer des Staples Center, wo die Rolling Stones auftraten.

Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Auftakt der Tour hätten nicht besser sein können: LA ist die Homebase des Veranstalters, die Show fand an einem Freitag statt, der Großraum LA bietet mit seinen 12 Millionen Einwohnern eine riesige Zahl potentieller Zuschauer, die Stones waren seit 2007 nicht mehr auf Tour und das Staples Center ist mit seinen 20.000 Plätzen lediglich so groß wie die Lanxess Arena.

Am Ende half das nichts. Nur mit drastischen Preissenkungen konnten die Veranstalter die Halle füllen. Den meisten Besuchern waren nicht bereit, drastisch mehr zu bezahlen, um in den im Vergleich zur letzten Tour kleineren Arenen näher an der Bühne zu sitzen. Sie schlugen erst zu, als sie ein aus ihrer Sicht akzeptables Angebot erhielten.

Schleppender Absatz

Wenn man sich die Verfügbarkeit von Tickets für die restlichen US-Termine bei Plattformen wie Stubhub ansieht, dann sind für alle Konzerte allein dort mehr als tausend Karten verfügbar. Es scheint sich also keineswegs um ein auf Los Angeles beschränktes Problem zu handeln. Wie schwerwiegend es ist, wird sich aber erst im weiteren Verlauf der Tour zeigen.

im Augenblick wird man die überteuerten Luxuskarten wohl nur mit hohem Verlust wieder los. Wer kauft schon gerne Karten für 600$, wenn er durch geduldiges Warten den gleichen Platz für ein Zehntel des Preises erhalten kann?

Das sind schlechte Nachrichten für AEG, die den Stones eine sehr hohe Garantiegage von angeblich 20 Millionen Dollar zahlt. Schon wird darüber spekuliert, ob die Gage zur Disposition stehen könnte. Von der englischen Zeitung Guardian zitierte Insider sprechen von einem "Desaster" und deuten an, dass die Stones sich mit einer reduzierten Vergütung abfinden müssten.

Das Ende der Fahnenstange?

Für europäische Stones-Fans sind das möglicherweise gute Nachrichten. Die beiden Shows im Londoner Hyde-Park sind bereits ausverkauft, aber falls die Stones beschließen sollten, in Kontinentaleuropa auf Tour zu gehen, dürften sich die Preise in realistischeren Dimensionen bewegen.

Es kann natürlich auch sein, dass die Stones unter diesen Umständen gar keine weiteren Konzerte in Europa spielen, aber sogar davon würde die Welt nicht untergehen. Im Gegenteil: Angesichts der drastischen Erhöhungen der Preise für Konzertkarten in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten ist es befriedigend, dass hier das Ende der Fahnenstange erreicht zu sein scheint.

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