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Sophie Hunger (live in Karlsruhe, 2013) © Jannik Rulitschka

Die Schweizer Sängerin und Songwriterin Sophie Hunger, die nicht nur vom deutschen Feuilleton innig geliebt wird, ist noch immer dem Tourfieber verfallen. Sie spielte im Februar dieses Jahres ganze fünf Clubkonzerte in Berlin, tourt weiter durch Deutschland, die Schweiz, Österreich, Tschechien und die Slowakei und besuchte mit ihrem neusten Album "The Danger of Light" (2012) im Gepäck nun auch das Tollhaus in Karlsruhe.

Sophie Hunger sorgte mit ihrer Band durchweg für Begeisterung. Aber nicht solche Art Begeisterung, bei der das Publikum ausrastet und sich selbst vergisst. Dennoch: hier und da wurde mit dem Kopf genickt und überhaupt ist Musik von Sophie Hunger ja eher zum Augen schließen und genießen.

Mehr Emotion

Wenn die 29-jährige singt, kommen ihre Emotionen bei einzelnen Liedern noch deutlicher hervor als auf Platte, denn auf der Bühne betont sie die Wörter stärker, auf eine ihr sehr eigene Art, was vor allem ihre etwas härtere, freche Seite bei Your Personal Religion, 1983 und Das Neue mehr zum Ausdruck brachte.

Am Klavier sitzend spielt Sophie Hunger den energetischen Opener rererevolution, kurze Zeit später gibt sie an der E-Gitarre ihre Version des Noir Desir-Liedes Le vent nous portera zum Besten.

In Karlsruhe war sie gut aufgelegt, scherzte ein paar Mal, testete das Publikum auf deren Schwyzerdeutsch-Kenntnisse und betitelte die Wissenden/Richtigratenden mit einem kecken "Streber".

Bewunderte Schweizerin

Vermutlich ist es die sprachliche Vielfalt und Sophie Hungers Spiel mit mehreren Instrumenten, was dazu geführt hat, dass die Deutschen die Sticheleien gen Schweiz ausnahmsweise in ihr absolutes, positives Gegenteil verkehrt haben.

Die Feuilletonisten von FAZ und der Zeit zumindest liegen ihr zu Füßen. Für Zeit Online schrieb Sophie Hunger unter anderem 2011 die Reihe "Post von Sophie Hunger", als sie die malische Band Tinariwen auf einer Amerika-Tour durch den Süden bis zum Geburtsort des Jazz nach New Orleans begleitete. Auch die Komikerin Anke Engelke schwärmt, wie auf Hungers Homepage zu hören, von ihrem Konzertbesuch in Köln.

Manch Schweizer indes schreibt, trotz der Erstürmung der Schweizer Charts, im Tagesanzeiger durchaus mal "[...] es mangelt ihrer Stimme an Dynamik. Ihr Timbre ermüdet, die melodischen Wendungen wiederholen sich, aus Intensität wird Monotonie. Und wenn die Sängerin es auf Stücken wie 'Das Neue' als Diseuse versucht, fehlt die Verruchtheit."

Starke Band

Einen Großteil der mittlerweile länderübergreifenden Begeisterung ist wohl auch der Sophie Hunger Band zu verdanken. Simon Gerber bändigte bei My Oh My II die E-Gitarre, spielte sonst Bass, sorgte aber auch mit der Klarinette zusammen im Duo mit dem aus Paris stammenden Alexis Anérilles an der Trompete für einen emotionalen Höhepunkt.

Anérilles seinerseits setzte mit der Trompete immer wieder markante Akzente und spielte neben Bass, auch Hammondorgel und das Flügelhorn. Die Cellistin Sara Oswald, gab mit dem Minimoog den ein oder anderen elektrischen Impuls. Gerade auch dieser fliegende Wechsel der Bandmitglieder machte das Konzert sehenswert.

Ein Höhepunkt des Konzerts war die zweite Zugabe Train People. In einem Interview erzählte Sophie Hunger einmal, manchmal erlebe sie auf ihren Konzerten ganz besondere Momente, darunter falle der Schluss von Train People, bei dem tatsächlich einige Zeit niemand klatschte, um den berührenden Moment nicht zu zerstören und gerade die gemeinsame Stille zu genießen.

Auch ihre erste Zugabe Walzer für Niemand ist in dieser Kategorie bewegender Lieder hervorzuheben. Das Publikum war hellauf von Sophie Hunger begeistert und beförderte die Band mit ihrem Applaus nicht nur einmal, sondern ganze dreimal zurück auf die Bühne. In diesem Sinne: Merci, Sophie!

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