Radiohead

Radiohead © 2012, Beggars

Radiohead stehen bei vielen Musikfans ganz weit oben auf der Must-See Liste. Wenn dann ein Konzert unter freiem Himmel, quasi mitten im Wald angekündigt wird, dann klingt das fast zu schön, um wahr zu sein. Nachdem die beiden im Juli geplanten Konzerte aufgrund tragischer Ereignisse abgesagt werden mussten (ein Bühnenarbeiter war bei einer Radiohead-Show in Toronto zu Tode gekommen), schien der Traum schon fast geplatzt. Nun ist er mit etwas Verspätung doch noch wahr geworden. Wir blicken zurück auf Radioheads Konzert am 29. September 2012 auf der Freilichtbühne im Berliner Osten.

Wer noch nie ein Konzert in der Wuhlheide – nur wenige Kilometer vom ewigen Tumult Berlins entfernt – genießen durfte, kann sich nur schwer vorstellen, dass es sich tatsächlich so anfühlt, als befände man sich mitten im Wald. Das einzige, das auf dem langen Fußweg vom S-Bahnhof zur Arena daran erinnerte, dass doch kein gemütlicher Waldspaziergang bevorstand, waren die knapp 15.000 anderen Konzertgänger, die das gleiche Ziel hatten wie die Autorin selbst: Radiohead live zu sehen.

Support: Caribou

Für viele der Anwesenden war der Auftritt des Special Guests Caribou wohl ein weiterer Grund zur Vorfreude. Das kanadische Multitalent hatte wie üblich eine Live-Band mitgebracht, viele tanzten ausgelassen und sangen mit. Besonders die letzten beiden Songs Odessa und Sun, die gleichzeitig auch die bekanntesten sind, wurden mit begeistertem Jubel quittiert. Die anschließende knapp halbstündige Pause kam dann sehr gelegen, um sich wieder in die richtige, der folgenden Band angemessenen, ehrfürchtige Stimmung zu versetzen.

Bombastische Radiohead-Show

Mit Lotus Flower begannen Radiohead ihre bombastische Show in perfekter Soundqualität und ließen das Openair-Publikum in eine Welt eintauchen, aus der niemand allzu schnell wieder hervorkommen wollte. Thom Yorke zeigte sich bestens gelaunt. Er tanzte und sprang auf der Bühne so wild umher, dass bei den meisten Fans ebenfalls sofort der Bewegungsdrang erwachte. Die Arena schien sich zeitweise in einen brodelnden Kessel zu verwandeln.

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Vor einem preisverdächtigen Bühnenbild, das immer wieder überraschte und begeisterte, spielten Radiohead eine hypnotische Show, bei der man leicht den Wunsch hegen konnte, sie möge niemals enden. Gut zwanzig Jahre nach der Veröffentlichung ihres ersten Albums Pablo Honey und der Hit-Single Creep hat sich diese Band ein quasi unerschöpfliches musikalisches Repertoire angelegt, aus dem sie einen perfekt abgestimmten Querschnitt darboten.

Wechselbäder aus dem unerschöpflichen Repertoire

Während bei Titeln wie Nude andächtige Stille herrschte und Thom Yorkes unverwechselbare Stimme perfekt zur Geltung kam, wurden die Fans beim sich direkt anschließenden Weird Fishes wieder geweckt und trotzten springend den mittlerweile schmerzhaft kalten Temperaturen.

Nach neunzig Minuten verabschiedeten sich Radiohead mit einem kurzen Winken zum ersten Mal. Schrecksekunde – sollte das Konzert somit vorbei sein? Für Traurigkeit blieb aber zum Glück keine Zeit, denn schon nach wenigen Minuten kehrten alle zurück auf die Bühne, um weitere fünf Songs zu spielen.

Insgesamt mehr als 2 Stunden Spielzeit

Als das nahende Ende schon wieder vergessen war, gab es noch einmal das gleiche Spiel: Radiohead gingen und kamen nach einigen Momenten des Jubels und Klatschens wieder. Mit Give Up The Ghost und einer wunderschönen Version von Björks Unravel, die in Everything In Its Right Place überging, hoffte die Band wohl, sich gebührend verabschiedet zu haben und verließ mit Verbeugungen und unter tosendem Applaus abermals die Bühne. Während die Helfer schon begannen, die Bühne abzubauen, ließen die Fans nicht locker und tobten weiter, bis Radiohead sich zu einem letzten Akt hinreißen ließen und mit Idioteque ein beeindruckendes Finale ablegten.

Nach insgesamt mehr als zwei Stunden Spielzeit durfte sich die herausragende Live-Band dann endgültig verabschieden. Die Besuchermasse machte sich wieder auf den Weg durch den dunklen Wald, sanft auftauchend aus der Trance, die das Konzert hinterlassen hatte, zurück zu den S-Bahnen, die maßlos überfüllt zurück zum hauptstädtischen Trubel fuhren.

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