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Mary J. Blige (live in Frankfurt 2016) © Torsten Reitz

Wenn zwei große Soulkünstler mit dem Konzept King & Queen of Hearts antreten, weckt das große Erwartungen auf spannende Duette und eine einmalige Präsentation. Am Ende gibt es stattdessen zwei Einzelkonzerte, bei denen nur Mary J. Blige wirklich überzeugt.

Während vor der Halle noch viele Fans in der Schlange stehen, beginnt um 20 Uhr direkt die erste von zwei Shows. Mary J. Blige startet mit "Love Yourself" und "Just Fine". Damit elektrisiert sie sofort das Publikum. Treibende Beats und die groovende Attitüde von Mary J. Blige sind eine Mischung, die für Modern Soul steht.

Oh, Mary

Die Party in der Halle geht mit "The One" weiter und schon bei "You Bring Me Joy" stehen zahlreiche Fans auf den Sitzrängen und tanzen mit. Das alles zu einem glasklaren Sound, den Mary J. Blige mit ihrer wuchtigen Stimme dominiert. Die Soulballade "Love Is All We Need" geht fließend über in "Real Love" und sorgt für Riesengeschrei in der Halle.

Mary J. Blige trägt nun eine Hip-Hop-Kappe und lässt ihr Publikum mitsingen. Zur Untermalung greift in der Songmitte kurz der Gitarrist ein mit einem heulenden Solo. Der ganze Saal ruft am Ende: "Oh Mary, oh Mary". 

Starke Botschaft

Ohne Atempause geht es weiter mit "Love No Limit". Mary J. Blige singt sich einen Rausch und am Songende sorgt ein massiver Trommelwirbel für einen heftigen Knalleffekt. Der ganze Saal tobt. Bei "I Can Love You" treten die drei Backgroundsängerinnen als Kontrast zu Mary J. Blige erstmals deutlich hervor und singen zusammen eine traumhafte Powerballade. Dann gibt es nach 30 Minuten Vollgas eine kurze Atempause.     

Weiter geht es mit "Don't Mind", einem kongenialen Wechselspiel zwischen Mary und ihren Backgroundsängerinnen. Auch "Share My World" ist genial, ein groovendes Drama mit einer gefühlvollen Mary im Zentrum. Aber sie hat auch eine starke Botschaft im Gepäck. Noch eindringlicher als 2015 steht der Titel von "Take Me As I Am" im Mittelpunkt. Das Publikum spürt, dass jedes gesungene Wort aus tiefstem Herzen kommt.

Neue Hits

Nach "Good Woman Down" verlässt die Sängerin die Bühne und überlässt ihrer Band die Show. Jeder wird einzeln auf dem Videoschirm vorgestellt und spielt oder singt dazu ein kurzes Solo. Den Schlusspunkt setzt Schlagzeuger Rex Hardy. Mary kommt wieder und trägt nun einen schwarzen Hut mit breiter Krempe.

Die emotionale Ballade "My Life" sorgt dafür, dass viele im Rhythmus der Musik mitwippen und sich sanft hin und her bewegen. Der fließende Übergang zu "The Breakthrough" ist ebenso perfekt wie das mitreißende Gitarrensolo. Die fliegenden Finger bringen das Publikum zum Schreien und Toben.

Vorfreude auf das neue Album

Aus dem neuen, noch nicht veröffentlichten Album "Strength Of A Woman" spielt sie jetzt den Titelsong. Es ist eine kraftvolle Ballade, die in ihrer Wirkung noch verstärkt wird, als Mary erst mit ausgebreiteten Armen ihr Publikum fast umarmen will und den Song mit einer Powerpose, abgestützt mit angewinkelten Armen an den Hüften, beendet.

Bei "I'm Going Down wird das Publikum zum Chor, singt erst den Refrain und schließlich hört man im ganzen Saal nur noch "Mary, Mary" Sprechchöre. Der zweite neue Song "Thick Of It" ist purer Dance-Groove. Mary tanzt und shaked über die Bühne, reißt ihr ganzes Publikum mit. Die neuen Songs sind ein echter Heißmacher auf das neue Album.

Die großen Ohrwürmer

Die Show biegt auf die Zielgerade ein. In bester Vegas-Manier zelebriert Mary J. Blige als Diven-Drama nun "Not Gone Cry". Ihre Stimme entfaltet sich zum Höhepunkt, bricht fast bei all der Emotion, die sie dabei rauslässt. Mit erhobenen Fäusten als Zeichen powert sich der Saal hoch zu "No More Drama". Dieser fesselnden Dynamik kann sich kein Zuschauer entziehen. Mary legt sich voll rein in den Song und erntet Riesenapplaus.

Zum Abschluss bringt sie nochmal alle Zuschauer zum Tanzen. Sämtliche Besucher stehen bei ihrem Megaohrwurm "Family Affair" und so endet das erste Konzert nach 85 Minuten mit Standing Ovations für eine begeisternde und wie immer stimmgewaltige Mary J. Blige.

Setlist Mary J. Blige

Intro / Love Yourself / Just Fine / The One / You Bring Me Joy / Love Is All We Need / Real Love / Be Happy / Love No Limit / Enough Cryin' / I Can Love You / Don't Mind / Share My World / Take Me As I Am / Good Woman Down / My Life / The Breakthrough / Strength Of A Woman / I'm Going Down / Thick Of It / Not Gone Cry / No More Drama / Family Affair

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Nach 30 Minuten Pause darf Maxwell zeigen, ob er auf diesem Niveau mithalten kann. Das "Urban Theme" als instrumentales Intro ist eine Mischung aus krachendem Schlagzeug und viel Gitarrensound sowie zwei Bläsern an Trompete und Saxophon, die gleich voll losfeuern. Als Maxwell im dunklen Anzug mit Sonnenbrille die Bühne betritt, gibt es viel Geschrei.

Sein erster Song "Dancewitme" zeigt aber schon, dass der vorher klare Sound nun keine echte Balance mehr besitzt. Der Bass lässt die Tribünen so erzittern, als ob jeder Schlag den Zuschauern die Stuhlbeine von unten in den Magen rammt. Maxwell ist hingegen kaum zu verstehen. Trotz des überlagerten Sounds versuchen die Bläser bei "Everwanting: To Want What You Want", dem Song etwas Akzentuierung zu geben.

Ohne Musik gehts besser

Erst als die Musik deutlich runtergedreht wird und Maxwell nur vom Keyboard begleitet wird, ist er endlich zu verstehen. Er bedankt sich bei seinem Publikum als Künstler der 1990er Jahre für 20 Jahre Unterstützung. Seine freie Interpretation von "Bad Habits" erhält Applaus, aber der Zuspruch hat bei weitem nicht das Level wie zuvor bei Mary J. Blige.

Maxwell zeigt seine Qualitäten bei "Love You" mit einer extrem hohen Stimmlange. Aber sein Gesang wird durch den unsauberen Klang einfach negativ beeinflusst. So ziehen sich die ersten 40 Minuten hin und es dauert, bis die Show wirklich an Fahrt aufnimmt.

Der beste Song

Als die Crew für "Lake By The Ocean" endlich den Bass runterdreht und Maxwell mit seinen Bodymoves den funky-groovigen Sound unterstreicht, erreicht das Konzert endlich ein anständiges Niveau. Der emotionale Kontakt ist wesentlich enger, weil Maxwell endlich gut zu verstehen ist und sofort ist die Stimmung im Saal da. Leider bleibt es nicht so. Schon mit "Get To Know Ya" überdrehen sie den Bass wieder.

Dann sing Maxwell seinen größten Hit "Fortunate". Viele seiner Fans feiern den Song ab, aber auch auffällig viele Besucher verlassen jetzt schon die Halle. Maxwell kann nicht diese große Strahlkraft entfalten, auch wenn er zum Abschluss bei "Ascension" mit seinem treibenden Sound nochmal den Saal zum Tanzen bringt. So endet das zweite Konzert nach 70 Minuten und hinterlässt einige Fragezeichen.

Seltsames Konzept

Wenn zwei Künstler eine gemeinsame Tour ankündigen, liegt es nahe, dass beide auch gemeinsam miteinander singen. Andere Künstler wie etwa Paul Simon und Sting 2015 haben gezeigt, wie ein gemeinsamer Abend funktionieren kann. Jeder hat Platz für seine eigenen Songs, aber es gibt auch besondere Duette, die ein solches Konzert einzigartig machen. Für Duette hätten sie beispielsweise Songs wie "Fire We Make" von Maxwell nutzen können, den er 2015 mit Alicia Keys gesungen hat.

Auch Soulklassiker wie "Me & Mrs. Jones" wären eine gute Alternative gewesen, zumal das Duett im Soul auf eine sehr lange und fruchtbare Tradition zurückblicken kann. Aber so bleibt es bei zwei Einzelkonzerten, bei denen nur Mary J. Blige restlos überzeugt und begeistert. Maxwell dagegen kann nur in kurzen Phasen andeuten, dass er ein großer Soulsänger ist. 

Setlist Maxwell

The Urban Theme (Intro) / Dancewitme / Everwanting: To Want You To Want / Bad Habits / Love You / This Woman's Work / Fingers Crossed / Lifetime / Lake By The Ocean /  Til The Cops Come Knockin' / Lost / Sumthin' Sumthin' / Get To Know Ya / Fortunate / Ascension / Pretty Wings

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