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James Morrison (Live in Offenbach am Main, 2016) © Manuela Hall

James Morrison meldet sich nach einer vierjährigen Auszeit mit seiner neuen Platte "Higher Than Here" zurück und betört das Publikum im rappelvollen Capitol Offenbach mit seiner Reibeisenstimme, groovigen Rhythmen und ganz großen Gefühlen.

"I'm not lost, no, no, just undiscovered", singt der smarte Brite im gleichnamigen Track seines Debütalbums. Diese Zeiten sind definitiv vorbei.

Innerhalb von zehn Jahren hat es James Morrison vom unbekannten Straßenmusiker zum international gefeierten Soul Pop-Casanova geschafft. Auch in Deuschland ist der 31-Jährige den Radiostationen sei Dank längst kein unbeschriebenes Blatt mehr.

Groove und Blues aus tiefster Seele

Das Capitol in Offenbach ist brechend voll, das Publikum vom Alter und Geschlecht her bunt durchgemischt. "Were gonna have a good show. I feel it in the air", schallt es von der Bühne. Mr. Morrison eröffnet sein Set passend zur Stimmung im Saal mit dem Klassiker "Under the influence".

Begleitet wird er dabei von einer exzellenten Band, die den soulig-bluesigen Songs den nötigen Groove verpasst, dabei aber niemals im Vordergrund steht. James Goldstimme ist jederzeit klar und deutlich zu hören – und das ist auch gut so.

Wellness für die Ohren

Dieser Mann könnte wahrscheinlich sämtliche Telefonbücher, Kochrezepte oder Busverbindungen vortragen, sich davon eine Hütte in der Südsee kaufen und den ganzen Tag Cocktails schlürfen. Aber unser James ist ein bescheidener "slave to the music" und versorgt uns weiterhin mit Radiofutter à la "Stay like this", "Broken Strings" oder "I Won't let you go".

Vor allem der hauchige Falsett-Gesang beeindruckt und lässt reihenweise Herzen dahinschmelzen. Damit ist der Brite wohl einer der wenigen Künstler, bei dem der weibliche Background tiefer liegt als er selbst. "Higher Than Here" wird zum Motto des Abends. Wer braucht schon Nelly Furtado bei "Broken Strings"? Wie viel Whiskey man für so ein Organ trinken muss, bleibt allerdings ein Geheimnis.

What would Michael Jackson do?

Vor zehn Jahren hat James Morrisons musikalischer Werdegang begonnen. Damals noch in Kneipen und auf der Straße, heute in vollen Clubs und Hallen. Auch er selbst hat sich verändert, wurde offener und redseliger. "At the beginning I didn't talk that much", verrät er.

Mittlerweile erzählt er gerne die Hintergundgeschichten zu seinen Songs. So schrieb er "Wonderful World" für einen tauben, umarmungsbedürftigen Busfahrer oder "Something Right" für seine Familie. Die Inspirationsquellen sind vielfältig. Im Entstehungsprozess zu "Slave to the music" half ihm sogar der King of Pop – zumindest der Geist von ihm. Oder war es doch der Whiskey? "I asked myself 'What would Michael Jackson do?'" Was man sich nicht alles um vier Uhr Morgens beim Songwriting fragt...

Seinen Durchbruchs-Hit "You Give Me Something" hat sich der gute James Morrison bis zum heftig gefordeten Zugabeblock aufgehoben, bei dem die Menge nochmal lauthals mitsingen darf. Hoffen wir, dass es nicht wieder vier Jahre dauert, bis wir diese unwiderstehliche Stimme hören dürfen. Vielleicht dann mit dem "Best Of Telefonbücher national und international".

Setlist

Under the Influence / Nothing Ever Hurt Like You / I Won't Let You Go / Stay Like This / Something Right / Wonderful World / Person I should have been / Demons / Slave to the Music / Easy Love / If You Don't Wanna Love Me / Broken Strings / I Need You Tonight / Call the Police // Undiscovered / You Give Me Something / Higher Than Here

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