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AC/DC live in Hockenheim 2015 © Rudi Brand

Die noch vor ein paar Monaten kursierenden Gerüchte, AC/DC stünden aufgrund des gesundheitsbedingten Ausstiegs von Malcom Young kurz vor der Auflösung, widerlegen die Hardrocker mit ihrer diesjährigen "Rock Or Bust"-Tour. Auf dem Hockenheim-Ring wurden hundertausend Zuschauer Zeuge einer energiegeladenen Show. Eins ist unwiderlegbar: Gitarrist Angus Young muss übernatürliche Kräfte besitzen.

Die Australier waren vor den Amerikanern auf dem Mond! Das behaupten jedenfalls die Macher der Videoeingangssequenz, die unmittelbar vor dem Auftritt von AC/DC auf den vier Großleinwänden gezeigt wird.

Die Astronauten um Neil Armstrong entdecken in einem Mondkrater eine undefinierbare, furchteinflößende AC/DC-Monstrosität, die sich – über die Köpfe der vermeintlichen Pioniere hinweg – als kometenhaftes Geschoss einen Weg zur Erde bahnt. Vielleicht sind die Jungs um Angus Young auch einfach nur Außerirdische aus einer anderen Dimension? Fragen über Fragen.

Zurück in die Zukunft

Diesen galaktischen Anspruch erhebt die Support-Band Vintage Trouble aus Los Angeles nicht; dafür scheinen sie aus völlig anderen Zeiten zu stammen. Das adrett gekleidete Quartett lässt mit seiner im Blues und Soul verwurzelten Musik die 50er und 60er Jahre wiederauferstehen.

Leadsänger Ty Taylor legt in seinen Gesang und besonders in seine Ansagen derart viel Herzblut und Charisma, dass man ihm als Zuschauer jedes einzelne Wort glaubt. Dessen Art, sich zu bewegen, beschwört das Bild eines James Brown in seinen besten Tagen herauf. Ein mehr als würdiger Einstand des Abends.

Ordentlich Wumms

In der kurzen Verschnaufpause findet sich Zeit, den Blick schweifen zu lassen. Kurzum: Der Ausblick von der Tribüne über die mehreren zehntausend Zuschauer ist fabelhaft. Für Unterhaltung sorgen die neben den besetzten Toiletten urinierenden Männer, die dem sitzenden Publikum von unten mit wahlweise einer oder beiden Händen zuwinken. Stolze acht Lautsprechertürme in der Zuschauermenge sowie zwei neben der Bühne sorgen für eine Hardrock-taugliche Lautstärke. Die Vorfreude steigt bei allen ins Unermessliche.

Altbekannte Verhaltensmuster

AC/DC legen sofort mit ordentlichem Feuerwerk-Getöse los. Man bekommt ein vertrautes Bild vor Augen geführt: Der Schiebermütze tragende Sänger Brian Johnson quetscht die rauchigen Töne aus seinem Körper, während Angus Young seine Soli wie eh und je mit vollem Einsatz zum Besten gibt.

Dazu öffnet und schließt der Lead-Gitarrist seinen Mund wie ein nach Sauerstoff japsender Fisch am Strand. Schon nach dem zweiten Song "Shoot To Thrill" bringen seine von scheinbar übernatürlichen Kräften gespeisten Bewegungen die Zuschauermassen zum Toben.

Felsen in der Brandung

Vor allem die Klassiker wie "Hells Bells" oder "Back in Black" sorgen für allseitige Begeisterungsstürme. Schlagzeug, Gitarren und Bass geben den Songs das AC/DC-typische, unerschütterliche Rhythmus-Gerüst.

Drummer Chris Slade fungiert als Ersatz-Drummer von Phil Rudd, der bekanntermaßen aufgrund einer Morddrohung vor Gericht steht und die Band verlassen musste. Malcom Youngs Stelle hat dessen Neffe Stevie Young übernommen. Die Bedenken, dass ohne den eigentlichen Kopf und Songwriter der Band ein Weitermachen unmöglich sei, erweisen sich als völlig unbegründet.

Sehenswerte Inszenierung

Über das gesamte Konzert hinweg sind die auf den Videoleinwänden gezeigten Kamera-Aufnahmen erste Klasse. Während des Songs "Thunderstruck" wird das "Duckwalk"-Tänzeln von Angus sogar von einer Kamera unterhalb der Bühne aufgenommen!

Die Inszenierung einiger Stücke kennt man noch von vorherigen Tourneen: Die tönende Glocke in "Hells Bells" oder die leicht bekleidete Puppen-Frau mit überdimensionaler Oberweite in "Whole Lotta Rosie". Einziges Manko: Ein heutiges AC/DC-Konzert ist von vorne bis hinten strikt durchgeplant. Da bleibt kein Platz für Spontaneität, wie man an den 30-Sekunden-Pausen zwischen den Songs erkennen kann.

Die Kanone zum Schluss

Insgesamt besteht die Setlist überwiegend aus Songs der Achtziger bzw. der Bon Scott-Ära. Besonders bei letzteren scheint Brian Johnson gelegentlich gesangliche Probleme zu haben, die Angus Young durch sein unermüdliches Hin-und Hersprinten mehr als ausgleicht.

AC/DC sind trotz ihres Alters und anderer widriger Umstände zur Topform aufgelaufen. Das Publikum feiert sie während der über zweistündigen Performance auf ekstatische Weise. An dieser Stelle möge man sich einen lauten Kanonenschuss vorstellen, der zum Ende des Konzertes mehrfach erklingt. We Salute You!

Setlist

Rock or Bust / Shoot to Thrill / Hell Ain't a Bad Place to Be / Back in Black / Play Ball / Dirty Deeds Done Dirt Cheap / Thunderstruck / High Voltage / Rock'n'Roll Train / Hells Bells / Baptism by Fire / You Shook Me All Night Long / Sin City / Shot Down in Flames / Have a Drink on Me / T.N.T. / Whole Lotta Rosie / Let There Be Rock / Angus Young Solo // Highway to Hell / For Those About to Rock (We Salute You)

Fotos

Hier gibt's die Fotogalerie zum Konzert auf dem Hockenheimring!

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