Die Alternative-Indie-Rocker Imagine Dragons liefern in der SAP Arena in Mannheim trotz beeindruckender Lichtshow ein relativ zahnloses Set mit bekannten Hits und einigen Durchhängern.

Mit "Radioactive" haben die Imagine Dragons 2012 mächtig Staub in der Branche aufgewirbelt. Der Dub-Step-Stampfer erreichte in mehreren Ländern Platin-Status, Deutschland inbegriffen.

Die Ernüchterung folgte allerdings bereits beim Reinhören in das Debüt "Night Visions": kein einziger Song klang wie diese eine Single, auch wenn "It's Time" oder "Demons" passable Pop-Nummern sind.

Zu viele Köche?

Auch auf dem Nachfolger "Smoke+Mirrors" vermischen die Drachen aus Las Vegas munter Rock, Folk, Indie, Pop, Alternative, Gospel und was sich sonst so dazu finden lässt. Es fehlt an einer klaren Linie, die auch live leider nicht zu erkennen ist. Stattdessen erleben die Zuschauer ein dynamisches Durcheinander.

Zuvor dürfen aber die Briten von Sunset Sons die Menge mit groovig-treibendem Indie-Rock aufheizen, der nicht nur stimmlich extrem an Kings of Leon erinnert. Der UK-Vierer kommt gut beim Publikum an und passt stilistisch wunderbar in den Abend.

Wo Heimat keine Heimat ist

Nebel steigt auf, Lichtkegel schiessen umher und ein wummerndes Synthie-Intro leitet den Opener "Shots" ein. Frontmann Dan Reynolds nutzt den Steg für die erste Publikumsannäherung. Der 28-Jährige muss heute besonders viele Sympathiepunkte sammeln, da er sich am Tag zuvor den Flügel, pardon Arm gebrochen hat. "Feels damn good to be here". Da lässt man sich doch gerne von einem Fan die Wasserflasche öffnen.

Nach dem ersten großen Hit "It's Time", bei dem Reynolds die Menge lauthals mehrmals den Refrain alleine singen lässt, wird es nachdenklicher. "I Was Me" ist ein Song, den Imagine Dragons speziell für die Flüchtlingskrise geschrieben haben und zum ersten Mal live präsentieren. Ein SAP-Mitarbeiter, der sich an dem Abend auch im Publikum befindet, habe die Band zu dieser ruhigen Akustik-Nummer inspiriert. Trotz der wichtigen Message, ist "I Was Me" für die euphorische Stimmung eher kontraproduktiv.

Dynamisches Durcheinander

Diese Stimmungseinbrüche ziehen sich durch den gesamten Abend. So folgt nach dem Hip Hop-lastigen "Roots" softer Pop à la "Polaroid". Mit dem druckvollen "I'm So Sorry" brettern auch endlich die Gitarren los, nur um dann nach "Gold" von einem etwas lieblosen Medley abgelöst zu werden.

Irgendwie ist hier der Stimmungswurm drinnen, was es schwer macht, sich auf den Sound der Imagine Dragons einzulassen. Auch wenn sie sich routiniert präsentieren und Frontmann Reynolds trotz kleinem Handicap stimmlich beeindrucken kann. So bleibt selbst beim Überhit "Radioactive" ein fader Beigeschmack, denn so klingen die Jungs leider nur selten.

Mit der Zugabe "The Fall" und einem bunten Flitterregen endet der Abend. Die Imagine Dragons wollen sich nicht in eine Schublade einordnen lassen und das gelingt ihnen auch live. Nach dem Abend steht allerdings eins fest: diese Drachen sind viel zu zahm.

Setliste

Shots / Trouble / It's Time / I Was Me / Roots / Polaroid / I'm So Sorry / Gold / Medley (Bleeding Out /  Amsterdam / Tiptoe / Second Chances) / Demons / On Top of the World / The River / I Bet My Life / Radioactive // The Fall

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