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Chris de Burgh (live in Mannheim 2015) © Rudi Brand

Chris de Burghs Konzert im ausverkauften Rosengarten in Mannheim bietet viel verlässliche Unterhaltung durch den publikumsnahen Star, aber auch Highlights, die zeigen, dass de Burgh auch im fortgeschrittenen Alter noch Überraschungen zu bieten hat.

Als Chris de Burgh die Bühne des Mannheimer Rosengartens betritt, erheben sich die Zuschauer in den ersten Reihen und spenden Standing Ovations. Kein Wunder, leben doch die meisten schon seit Jahrzehnten mit der Musik des Iren.

Er kann noch singen!

Im Lauf des Abends wird er den Besuchern wiederholt für ihre Treue danken, auch wenn er – laut eigener Aussage – weiß, dass manche nur gekommen sind, um herauszufinden, ob er noch singen kann. Er kann, auch wenn seine Stimme nicht mehr so geschmeidig ist wie in früheren Jahren.

Die überdimensionierte Lichtanlage verdeutlicht, dass die Show ursprünglich für größere Hallen als den Mannheimer Rosengarten konzipiert wurde, der aber mit ca. 1800 Besuchern immerhin ausverkauft ist.

Expedition zu den Grenzen des Kitsch

Wenn Chris de Burgh ein deutscher Künstler wäre, würde man ihn vermutlich zu den Schlagersängern zählen. Elegische Melodien, dramatische Steigerungen, zahlreiche Liebeslieder: Chris de Burgh ist der Meister des Kitschs. Seine Musik ist daher stets eine Gratwanderung.

In Liedern wie "A Spaceman Came Travelling" oder dem neuen "The Hands Of Man" findet der Sänger eine gelungene Balance. Dann gibt es aber Songs wie "Go Where Your Heart Believes" oder "The Candlestick", die Porzellanfiguren gleichen, die manche Frauen auf Fensterbänke stellen.

Gegenseitige Geschenke

Das Konzert erinnert in manchen Momenten an die alte ZDF-Hitparade mit dem Dieter, dem Thomas, dem Heck. Frauen bringen Blumensträuße an die Bühne, ein Besucher schenkt eine Flasche Rotwein von der Mosel und rätselhafterweise eine Packung Tomatensuppe, woraus Chris de Burgh einen kleinen running gag macht.

In mancher Hinsicht feiern die Zuschauer de Burghs Persönlichkeit ebenso stark wie seine Musik. Wenn er bei Lady In Red einen ausgedehnten Spaziergang durch die Zuschauerreihen unternimmt, Damen umarmt, Herren die Hand schüttelt und eine im Rollstuhl sitzende Besucherin herzt, glaubt man ihm, dass es keine hohle Geste ist.

Neue Songs und Arrangements

Auf der anderen Seite wirkt insbesondere der erste Teil der langen Show sehr routiniert. Vielleicht liegt es daran, wie er sagt, dass er müde ist nach einem Monat Tour. Er rettet sich mit seiner vierzigjährigen Routine als Entertainer – man kann nicht jeden Tag auf der Bühne brillieren.

Dafür bietet das Konzert einige positive Überraschungen, was Songauswahl und Performances angeht. Chris de Burgh spielt zahlreiche Lieder aus seinen letzten beiden Alben, die überraschend gut gelungen sind. Dazu zählt neben dem erwähnten Titeltrack seines aktuellen Albums "The Hands Of Man" beispielsweise "Big City Sundays", seine Homage an den Liverpool FC. Aber auch das beschwingte "There Goes My Heart Again" oder "Pure Joy" von seinem vorletzten Album "Moonfleet & Other Stories" zählen zu den Highlights.

Gelungen ist auch die akustische Performance von "Missing You", die dem ansonsten überspielten Lied etwas Neues abgewinnt. Eine gute Idee ist auch der kurze Solo-Block mit "Carry Me (Like a Fire in Your Heart)", "Borderline" und "Where Peaceful Waters Flow" in intimer Atmosphäre, bevor dann das große Finale folgt.

Durch und durch sympathisch

Spätestens mit "The Lady In Red" erheben sich alle Zuschauer von den Plätzen und feiern die Hochenergie-Songs "Don't Pay the Ferryman" und "High on Emotion". Mit "Patricia the Stripper", einem Lied aus seiner frechen Frühzeit, als er noch verschiedene Stile ausprobierte, beschließt er den Abend.

Nach seinem Auftritt im Rosengarten wird man Chris de Burgh nicht als großen Künstler abfeiern müssen, aber er bietet mehr als viele Verächter wahrhaben möchten. Wenige Musiker vermögen mehrere tausend Zuschauer zweieinhalb Stunden mit eigenen Songs gut zu unterhalten – und dabei durch und durch sympathisch zu wirken. Manchmal genügt das.

Setlist

The Hands of Man / Big City Sundays / The Light on the Bay / Have a Care / Go Where Your Heart Believes / The Candlestick / Ship to Shore / The Same Sun / Spanish Train / Through These Eyes / Transmission Ends / A Spaceman Came Travelling / Man on the Line // Missing You / Pure Joy / Love of the Heart Divine / There Goes My Heart Again / Carry Me (Like a Fire in Your Heart) / Borderline / Where Peaceful Waters Flow / Where Would I Be? / The Words "I Love You" / The Keeper of the Keys / The Lady in Red / Africa / The Spirit of Man / Say Goodbye to It All / Don't Pay the Ferryman / High on Emotion // Patricia the Stripper / The Moonfleet Finale

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