Die neue 50th Anniversary Collection 1970

Die neue 50th Anniversary Collection 1970 © Daniel Nagel

Wie häufiger in der Vergangenheit veröffentlicht Bob Dylans Label Sony eine sehr limitierte "50th Anniversary Collection" mit Aufnahmen aus dem Jahr 1970. Diesmal aber gehen die Preise durch die Decke.

Die neue "50th Anniversary Collection" sammelt die verbliebenen Aufnahmen des Jahres 1970 von Bob Dylan, die noch nicht an anderer Stelle veröffentlicht wurden (insbesondere nicht auf den Alben "Self Portrait", "New Morning" und "Dylan" sowie auf den Bootleg Series "Another Self Portrait" und "Travellin' Thru'").

Damit setzt Sony eine Reihe fort, die 2012 ins Leben gerufen wurde. Bislang sind Sets für die Jahre 1962 (4CDs) 1963 (6LPs), 1964 (9LPs) und 1969 (2CDs) erschienen. Diese Veröffentlichungen erschienen nur in Europa und wurden ausgesuchten Plattenhändlern angeboten. Insgesamt betrug die Auflage nur wenige hundert Stück.

Update, 18.12.: Aufgrund der hohen Preise, die diese Ausgabe erzielt, hat Sony beschlossen, die Aufnahmen 2021 regulär zu veröffentlichen. Weitere Infos hier.

Preisexplosion 

Die bisherigen Sets sind trotz ihrer Seltenheit (mit Ausnahme der 1962er-Veröffentlichung) auf dem Zweitmarkt für 200-300 Euro erhältlich. Das ist nicht wenig Geld, aber für die meisten Dylan-Fans keine unbezahlbare Summe.

Das neue Set erzielt hingegen Preise von mindestens 900, meistens aber 1.500-2.000 Euro (Beispiel 1, Beispiel 2, Beispiel 3). Diese Preise sind ein wenig rätselhaft, weil sich die neue 50th Anniversary Edition eigentlich nicht grundsätzlich von früheren Ausgaben unterscheidet: Sie ist definitiv ein Stück für Sammler und Hardcore-Fans, die kein Problem damit haben, unvollständige Takes zu hören und generell Dylan bei der Arbeit im Studio zuzuhören.

Möglicherweise bildet die Anwesenheit von George Harrison auf einige Tracks den Grund für die hohen Preise. Diese Aufnahmen sind zwar seit Jahrzehnten als Bootleg verbreitet, aber vielleicht ist das neue Set auch für Beatles-Fans interessant, die es bekanntlich in großer Zahl gibt. Mehr als eine Spekulation ist das allerdings auch nicht.

Hintergrund im Urheberrecht

Der Grund für die Veröffentlichung dieser Aufnahmen liegt im europäischen Urheberrecht begründet. In der EU (und nur dort) verlieren unveröffentlichte Aufnahmen nach 50 Jahren ihren Urheberrechtsschutz.

Durch die Veröffentlichung der "50th Anniversary Editions", die oft als "Copyright Collection bezeichnet werden, sichert sich Sony das Urheberrecht für die nächsten Jahrzehnte.

All die ganzen Jahre

Warum gibt es keine Sets für 1965-1968? Die Studioaufnahmen dieser Jahre wurden auf offiziellen Releases komplett veröffentlicht, und zwar auf der extrem limitierten und sehr teuren "The Cutting Edge 1965 – 1966: The Bootleg Series Vol.12: Collector’s Edition" für die Jahre 1965 und 1966 und auf "The Basement Tapes Complete: The Bootleg Series Vol. 11" für das Jahr 1967, mit Ausnahme der Alternate Takes der John Wesley Harding Sessions, die auf "Travelin' Thru: The Bootleg Series Vol. 15 1967–1969" erschienen sind. 1968 nahm Dylan keine Musik im Studio auf.

Die Liveaufnahmen des Jahres 1965 wurde den Käufern der extrem limitierten und sehr teuren "Collector's Edition" der "Bootleg Series Vol. 11: The Cutting Edge" als Download geschenkt. Die Liveaufnahmen des Jahres 1966 sind vollständig auf "The 1966 Live Recordings" enthalten, Danach ging Dylan bis 1974 nicht mehr auf Tour und die wenigen Auftritte, die er in diesen Jahren spielte, sind fast komplett veröffentlicht.

Alles zum Thema:

bob dylan