Bob Dylan "The Rolling Thunder Revue: The 1975 Live Recordings" (2019)

Bob Dylan "The Rolling Thunder Revue: The 1975 Live Recordings" (2019) © Ken Regan

Bob Dylans Rolling Thunder-Tourneen der Jahre 1975 und 1976 zählen zu den spannendsten Live-Auftritten seiner Karriere. Es wird daher nicht nur Dylan-Fans freuen, dass Regisseur Martin Scorsese an einer Dokumentation dieser beiden turbulenten Jahre arbeitet.

Martin Scorsese ist kein Neuling, was Dylan-Dokus angeht. "No Direction Home", seine Portrait von Dylan in den 1960er-Jahren bot zahlreiche spannende Einblicke und faszinierendes Filmmaterial.

Von seiner neuen Dokumentation über die Rolling Thunder Revue, die auf Netflix erscheinen soll, kann man sich also einiges versprechen.

Rolling Thunder was?

Die Rolling Thunder Revue setzte sich aus zwei unterschiedlichen Tourneen in den Jahren 1975 und 1976 zusammen. Die erste Tour von Oktober bis Dezember 1975 bestand aus Konzerten im Nordosten der USA (in New England und New York State) und in Kanada.

Der zweite Abschnitt der Tour umfasste eine Reihe von Konzerten im Süden, Südwesten und Westen der USA im Frühjahr 1976. Anders als der mehrheitlich von einer positiven Stimmung getragene erste Teil, war der zweite Teil düsterer, manchmal fast apokalyptisch, aber musikalische nicht weniger spannend.

Nach seiner gefeierten, aber musikalisch nicht durchweg überzeugenden US-Tour mit The Band im Jahr 1974 bot die Rolling Thunder Tour erst die zweite Möglichkeit, Bob Dylan nach seiner achtjährigen Tour-Pause, in der er eine Handvoll Konzerte spielte, live auf der Bühne zu erleben – jedenfalls in Nordamerika.

Hochkarätig besetzt

Bemerkenswert war außerdem die hochkarätige Band, die aus zahlreichen Musikern bestand, die an Dylans Album "Desire" mitgewirkt hatten. Ergänzt wurde sie von berühmten Musikern wie T-Bone Burnett, David Mansfield oder David Bowie-Gitarrist Mick Ronson. 

Die Tour brachte auch die (musikalische) Wiedervereinigung mit seiner Ex-Freundin Joan Baez, die einige Lieder mit ihm gemeinsam sang. Ebenfalls dabei waren Roger McGuinn (The Byrds), Ramblin' Jack Elliott und Bob Neuwirth. 

Aufgrund der zahlreichenden Mitwirkenden glich die Tour in der Erinnerung der Beteiligten einem "Zirkus", wozu vielleicht auch Dylan beitrug, der sein Gesicht wiederholt weiß schminkte. 

Vorfreude ist angesagt

Obwohl die Tour verschiedlichtlich in Bild und Ton dokumentiert wurde, beispielsweise auf "The Bootleg Series Vol. 5" , dem Livealbum/TV-Special "Hard Rain" und dem desaströsen Film "Renaldo & Clara", liefert die Tour dermaßen viel Material, dass ein Regisseur mit der Klasse von Martin Scorsese sicherlich ein beeindruckendes Filmdokument erstellen kann.

Außerdem macht dieses Projekt Hoffnung auf eine Veröffentlichung der Konzerte in etwas umfassenderer Form als es bisher geschehen ist. Es muss ja nicht gleich eine komplette Box aller Shows sein.

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