Frank Zumbruch sorgte für die Schaffung eines Kreativwirtschaftzentrum in der Alten Feuerwache in Heidelberg.

Frank Zumbruch sorgte für die Schaffung eines Kreativwirtschaftzentrum in der Alten Feuerwache in Heidelberg. © Rothe

Eine Posse der besonderen Art spielt sich derzeit in Heidelberg ab. Seitdem der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt dem bisherigen Beauftragten für Kultur- und Kreativwirtschaften Frank Zumbruch den Laufpass gab, äußern Kreativschaffende aus Heidelberg und Umgebung ihr Unverständnis über diese Entscheidung. Wir haben Stimmen aus der Kreativszene gesammelt.

Die Entscheidung fiel überraschend klar aus. Mit 10:4 Stimmen bei einer Enthaltung entschied sich der Haupt- und Finanzausschuss des Heidelberger Gemeinderats dafür, den bisherigen Kreativwirtschaftbeauftragten Frank Zumbruch nicht weiter zu beschäftigen und eine namentlich noch unbekannte Nachfolgerin auf den Posten zu berufen.

In ihrer Enttäuschung und Empörung nehmen zahlreiche Heidelberger Kreativschaffende kein Blatt vor dem Mund. Der Journalist und Medienproduzent Lutz Berger erklärt, die Entscheidung mache ihn "fassungslos". Aus seiner Sicht wurden die Heidelberger Kreativschaffenden als "Manövriermasse in einem politischen Ränkespiel" benutzt.

"Den Vogel abgeschossen"

Obwohl die Berufung von Frank Zumbruch durch Oberbürgermeister Eckart Würzner ohne Einbeziehung des Gemeinderats für Unmut gesorgt habe, sei Zumbruchs Vertrag zweimal verlängert worden. Erst unter dem Eindruck des beginnenden Wahlkampfs für die Oberbürgermeisterwahl 2014 hätten sich Gemeinderäte fraktionsübergreifend entschlossen, dem OB "eins auszuwischen".

"Den Vogel abgeschossen" habe Karin Werner-Jensen (SPD) mit ihrer Aussage, die ausgeschriebene Stelle sei für Frank Zumbruch "zu hoch angesiedelt", da die Nachfolgerin die "viel größere Ausbildung" vorweisen könnte. "Nur in der Dämmerung werfen Zwerge lange Schatten", kommentiert Berger trocken.

"Die Nachfolgerin muss verflucht gut sein"

Sebastian Dresel, der Beauftragte für Kultur- und Kreativwirtschaften der Stadt Mannheim, bekundet offen, dass ihm das Ergebnis der Abstimmung "nicht gefällt". Mit Frank Zumbruch verbinde ihn nicht nur eine hervorragende berufliche Zusammenarbeit, sondern auch eine persönliche Freundschaft.

Mit Verwunderung kommentiert er die Aussagen verschiedener Heidelberger Gemeinderäte, die erklärten, eine besser geeignete Kandidatin gefunden zu haben. Aus seiner Sicht werde es nicht leicht, Frank Zumbruchs Leistungen in Heidelberg zu übertreffen. "Die Nachfolgerin muss eine verflucht gute Person sein", erklärt er.

Anerkennung für Zumbruchs Leistungen

Übereinstimmend loben alle Gesprächspartner die Arbeit von Frank Zumbruch. Er habe die Heidelberger Kreativschaffenden zusammengeführt und die Vernetzung gefördert, was angesichts der Heterogenität der Kreativszene eine herausragende Leistung sei. Ein Gemeinschaftsgefühl unter ganz unterschiedlichen Akteuren geschaffen zu haben, bezeichnen viele als Frank Zumbruchs zentrales Verdienst.

Darüber hinaus habe er wichtige Bauprojekte wie die Alte Feuerwache und die Breidenbach Studios angestoßen. Mit seiner Arbeit habe er bundesweite Aufmerksamkeit auf sich gezogen und viele Heidelberger überzeugt, die sich anfangs kritisch zu seiner Berufung geäußert hätten.

Schwieriger Start für die Nachfolgerin

Angesichts dieser Wortmeldungen ist die vom Gemeinderat gewählte Nachfolgerin nicht zu beneiden. Nach einem Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung erbat sie sich angesichts der aktuellen Debatte eine Woche Bedenkzeit.

Dennoch warnt Sebastian Dresel vor einer Eskalation der aktuellen Debatte: Es gelte den bei der Berufung Frank Zumbruchs begangenen Fehler zu vermeiden und das Amt des Kreativbeauftragten durch die aktuelle Debatte nicht so zu beschädigen, dass die Nachfolgerin keine faire Chance erhalte. Auch Felix Grädler, Geschäftsführer der Halle02, zeigt sich von der Heftigkeit mancher Reaktionen überrascht.

Praxis statt Wissenschaft

Es sei fraglich, ob sich der denkbar ungünstige Start überwinden lasse, so Lutz Berger, der auch Zweifel an der Qualifikation der Kandidatin äußerte. Er bemängelte sowohl die fehlende Kenntnis der lokalen Szene als auch die mangelnde Praxiserfahrung der künftigen Kreativwirtschaftbeauftragten: "Wir brauchen in Heidelberg jemanden mit Macherqualitäten und keine Kraft, die die Kreativwirtschaft wissenschaftlich begleitet“.

Ähnlich äußerte sich Sebastian Dresel. Es sei selbstverständlich das Recht der Stadt Heidelberg, die Stelle des Kreativwirtschaftsbeauftragten wissenschaftlich auszurichten. Er selbst sehe die Arbeit einer solchen Person als stark praxisorientiert und bevorzuge eine "wirtschafts- und akteursbezogene“ Ausrichtung.

"Ganz von vorne anfangen"

"Die fehlende Verankerung der Nachfolgerin in der Heidelberger Szene ist ein Malus", so Sebastian Dresel weiter. Es komme darauf an, die Akteure zu kennen. Vernetzung sollte nicht mit "Amigotum" verwechselt werden, es komme in einer solchen Position gerade darauf an, die Akteure zu kennen. Auch Felix Grädler erklärt, die Nachfolgerin müsse nun wieder "ganz von vorne anfangen".

Nur Spott hat Lutz Berger für den Ratschlag der SPD übrig, Frank Zumbruch solle sich für die Leitung der Alten Feuerwache in Heidelberg bewerben. Er bewertet das als Versuch, den Schaden zu begrenzen, den die Entscheidung verursacht hat. Die Glaubwürdigkeit der entsprechenden Pressemitteilung bewertet er aber nicht höher als die einer Verlautbarung des "nordkoreanischen Propagandaministeriums".

Angesichts der erregten öffentlichen Debatte könnte Frank Zumbruch am Ende doch noch einer der wenigen Gewinner sein. Konkrete Angebote hat er nach eigenen Aussagen genug.